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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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völlig fremde Dimension hinüber.
    Am Boden waberte der Nebel, düsteres Zwielicht herrschte vor. Die Bäume waren nur noch skelettartige Abbilder und wohin man sah, war alles von Ruinen beherrscht. Die Flüsse waren fast ausgetrocknet und schienen nur aus einer zähflüssigen Masse zu bestehen, die sich schwerfällig über spitze Steine und scharfkantigen Kies bewegte. Am Himmel bildeten die Wolken ein seltsames Muster, das sich ständig bewegte und in denen immer wieder die Gesichter von Wesen erschienen, lautlos aufschrien und schließlich wieder in sich zusammenfielen. Am Boden herrschte eine ähnliche Stimmung. Überall kauerten Gestalten. Sie wimmerten leise, schienen seltsame Verse und Worte vor sich hinzubrabbeln und hatten völlig den Verstand verloren.
    Damian ging weiter durch das düstere Land. Die Ebene der Verlassenen. Einer der Orte, an den jene gelangten, die ihren Tod nicht verstanden oder gar nicht bemerkt hatten. Sie litten im Glauben, dass sie immer noch unter den Lebenden weilten.
    In weiter Ferne sah man Berge wie eine undurchdringliche Mauer in den Himmel ragen. Nebel versuchte vom Fuß der Berge aus hinaufzukriechen, schien jedoch immer wieder daran herabzusinken. Seelen, die versuchten ihr Schicksal zu verändern, die einen Ausweg suchten aus einer Hölle, die sie sich selbst schufen. Sie wussten nicht, was hinter dieser unüberwindbaren Mauer lag, doch sie dachten alle, dass es dort besser wäre als hier. Sie hatten keine Ahnung.
    Damian musste grinsen. Diese Seelen waren so armselig, es war ihre eigene Schuld, dass sie sich hier wiederfanden. Er ließ sie mit einem abfälligen Schnauben hinter sich, durchquerte die Ebene, erreichte schließlich eine Wand aus Nebel. Nebel, der nicht von den Seelen stammte. Mitten in der Ebene. Mit einer Handbewegung scheuchte er die Schwaden davon, erkannte einen Weg, der sich vor ihm auftat und ihn weiterführte. Allmählich wuchs über ihm ein Tunnel. Dunkles Gestein nur spärlich erhellt von wenigen Fackeln, die immer wieder in unregelmäßigen Abständen angebracht waren. Dann wurde das Licht komplett verschluckt.
    Ein leises Tropfen erklang. Überall trat Feuchtigkeit aus den Wänden. Damian blieb einen Moment stehen. Der Boden begann leicht zu beben und sich zu bewegen. Das Rumoren hätte jedem anderen Besucher das Blut in den Adern gefrieren lassen. Doch der Magier blieb ruhig, rührte sich kein Stück. Krachen und Brechen erfüllte den Tunnel. Überall schien der Stein aufzureißen, dann ebbten die Geräusche urplötzlich ab. Fackeln fingen Feuer und erhellten den Gang erneut. Eine Treppe führte nach oben, geleitete den Besucher bis zu einem gewaltigen Raum. Kerzen erhellten ihn. Dicke Vorhänge versperrten den Blick nach draußen. Die Säulen, die die Decke trugen, schienen aus Körpern zu bestehen. Männer, die sich in verzweifelten Posen nach oben rangen, um das Gebilde über ihnen zu tragen. Tücher hingen überall herunter, sanft und seiden. Und am anderen Ende stand ein gewaltiges Bett. Darauf eine Frau. Bildschön. Ein Traum. So unvergleichlich, dass jeder Mann sich auf der Stelle vergessen würde.
    Der Magier war nicht weiter davon beeindruckt. Er ging zu ihr. Die Gestalt räkelte sich. Der zarte Stoff rutschte von ihrem Körper und gab den Blick auf nackte Perfektion frei. Mit den Fingern strich sie sich über die Lippen, dann langsam den Hals entlang und weiter über den Körper. Als Damian näher kam, hielt sie inne. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie hob langsam den Blick. Eisblaue Augen sahen zu ihm auf und bargen ein geheimes Versprechen darin.
    ***
    Ein Lächeln so warm und ehrlich, wie Aramis es selten zuvor gesehen hatte. Die Augen so strahlend und liebevoll. Dass ein solches Wesen überhaupt existieren konnte, war ihm ein Rätsel.
    Er seufzte. Seit er das Lager wieder betreten hatte, war es ihm nicht gelungen, den Blick von ihr zu wenden. Normalerweise war er doch derjenige, der die Frauen in den Bann schlug. Warum war es bei ihr anders?
    Einen Moment hing er seinen Gedanken noch nach, dann fiel sein Blick auf Damian. Die Worte des Magiers hallten in seinem Kopf wieder. „Was hält dich hier noch?“
    Was war es … ?
    Sein Blick ging wieder zu ihr.
    Sie?
    Ein Grinsen stahl sich über seine Lippen. Damian hatte scheinbar auch schon ein Auge auf sie geworfen. Bisher hatten sie sich noch nie um die gleiche Frau gestritten. Warum auch? Es gab genug. Und bisher hatte keine von ihnen mehr in ihnen bewegt, als der einfache

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