Zirkus zur dreizehnten Stunde
Drang sie im Bett zu wissen. Doch hier war es anders. Vielleicht nur für Aramis. Er konnte nicht beurteilen, welche Gefühle Damian in sich trug. Er wollte es auch gar nicht so genau wissen. Doch egal, was sein Konkurrent empfand, die junge Frau war zu faszinierend um sie dem Magier zu überlassen.
Die langen roten Haare, zu einem dicken Pferdeschwanz gebunden, fielen weit über den Rücken. In ihrem Schoß hatte das Wolfsmädchen seinen Kopf gebettet, lächelnd. Felicitas hatte früher niemals gelächelt. Etwas war an dieser Füchsin.
Er musste wissen, was es war. Ihre Augen waren so anders gewesen. Ihre Berührung hatte damals etwas in ihm ausgelöst, was er noch nicht gefühlt hatte. Auch wenn sie ihn ein wenig gebremst hatte. Er erinnerte sich an diesen ersten Kontakt. Dieser sanfte Hauch, der von ihr ausgegangen war. Sein Feuer, das kurz entbrannt war und irgendwie …
Es war nicht zu beschreiben, aber etwas war anders gewesen.
Er würde es herausfinden. Und er würde es erfahren, bevor Damian Hand an sie legte.
Ruckartig stand Aramis auf. Das Feuer loderte auf und Lillian hob den Blick. Eine Sekunde, ein winziger Moment, da sich ihre Blicke trafen. Selbst über die Entfernung sah er das Schüchterne und Geheimnisvolle darin. Augen, die sowohl Unschuld als auch eine Erfahrung zeigten, wie es eigentlich nicht zusammenpasste.
Etwas in ihm brandete regelrecht auf. Wie Wellen, die in voller Fahrt gegen eine Klippe prallten. Ein Zittern lief durch seinen Körper und die Flammen stoben einen Moment in die Höhe. Der Blick auf die Frau wurde von dem Feuer verschlungen. Er hörte einige erschrockene Ausrufe.
Scheinbar genügte nur der Gedanke an sie, das Feuer in ihm anzufachen.
Was wohl geschehen würde, wenn er sie wirklich für sich gewann? Würde sie ebenfalls in seinem Feuer verbrennen? Würde der gleiche leere Blick in ihren Augen erscheinen, den all die Frauen bekamen, die er sich nahm?
Es loderte immer weiter in ihm. Der Gedanke sie wieder zu berühren, sie an sich zu ziehen, ließ alles in ihm Beben. Seine Mundwinkel verzogen sich nach oben. Er wollte sie!
Verlangen. Ein Gefühl, das er so noch nicht kannte. Zum ersten Mal, war es nicht egal, welche Frau es war. Sie musste es sein!
Ein Geräusch erklang. Hinter ihm stand Damian.
Ihre Blicke bohrten sich ineinander. Auch er lächelte. Dieses hinterlistige, garstige Lächeln, dieses Grinsen, das er immer bekam, wenn eine Frau seinem Charme verfallen war.
Etwas in Aramis übernahm die Kontrolle. Seine Hand hob sich und ballte sich neben seinem Gesicht zu einer Faust. Flammen loderten empor und spiegelten sich in seinen Augen wider. Niemals würde er Damian diesen Kampf gewinnen lassen.
Sie war sein!
10. XIV – Die Mäßigkeit
Die Tage, in denen sie auf Aaron wartete, vergingen extrem langsam. Faith kam es vor, als würden die Stunden manchmal stehen bleiben, sich ein wenig umsehen und erst nach einer langen Pause wieder weiterziehen. Doch die Vorfreude ließ sie dafür regelrecht aufblühen. Sie würde in die Stadt gehen, Aaron sehen, sein Leben kennenlernen. Ein Leben fern des ständigen Umherziehens und der Angst am nächsten Morgen nicht zu wissen, wo sie war, wohin sie gehen würden oder ob wieder irgendetwas fehlen würde; Essen, Material oder Werkzeug.
Faith seufzte glücklich. Ständig ging sie in Gedanken das letzte Gespräch mit Aaron durch, das sie geführt hatten, als sie nach der Vorstellung noch hinter dem Zelt gesessen hatten. Jeden Abend schlief sie mit einem Grinsen ein, und ihr letzter Gedanke galt grundsätzlich ihm.
Im Zirkus bequatschte sie sogar Sina, um sich ein Kleid auszuleihen. Ein normales mit modischem Schnitt. Keine extravagante Spezialanfertigung von Mischka. Ein einfaches Kleid, das nicht zu sehr auffiel.
Natürlich hatte sie die ganze Nacht vor dem großen Tag fast kein Auge zugetan. Sie wollte in der Stadt … normal sein. Nur war das einfacher gesagt, als getan. Sie hoffte, das Kleid würde ihr ein wenig dabei helfen. Vielleicht noch ein Hut? Woher sollte sie einen nehmen? Faith kramte in der Truhe von Sina herum, bis sie tatsächlich noch einen fand. Er könnte passen, er könnte auch halbwegs modern sein. Kurzerhand zog sie ihn auf. Einige Federn waren darauf befestigt und wiegten sanft im Wind.
Nun war alles vorbereitet. Sie hatte sich die letzten Tage etwas häufiger zum Verkaufen einteilen lassen. So hatte sie es geschafft, Kate zu überreden, dass sie ihre Schicht übernahm. Faith hatte darauf geachtet,
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