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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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geblieben?
    „Faith“, seine Stimme wurde wieder ruhiger. „Es ist nun mal der Charakter eines Zirkus. Aber es ist nicht dein Leben.“ Seine Berührung wurde etwas sanfter. Sie spürte seine Hand auf ihrer Haut. Sie wehrte sich nicht. Sie war zu sehr geschockt. Spürte, wie etwas in ihr zu sterben schien.
    Freaks …
    Ungewollt …
    Nicht normal …
    Ausgestoßene …
    „Nein“, flüsterte sie schließlich. Sie machte sich sanft los und trat einige Schritte zurück. „Ich bin nicht wie du.“ Ihre Stimme blieb leise. Aber etwas lag darin, das ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen schien. „Ich bin anders. Ich kann meine Freunde nicht ausschließen, selbst wenn sie nicht in die normale Welt passen.“ Sie trat weiter zurück, ging immer weiter weg von Aaron. „Ich bin wie sie. Ich bin … anders als du.“ Es war wie ein Mantra, das sie immer und immer wieder sagen musste. Sie drehte sich um. Tränen bildeten sich in ihren Augen und rannen ihr über die Wangen. „Ich werde sie niemals verlassen. Es tut mir leid. Leb wohl.“ Mit diesen Worten rannte sie davon. Die Tränen blitzten im Mondlicht. Wirkten wie kleine Scherben eines zerschlagenen Spiegels.
    War das der Grund, warum Antigone nie gewollt hatte, dass sie andere trafen?
    Warum taten die Worte so weh? Der Zirkus war ihr Zuhause, sie war dort aufgewachsen, hatte gelacht, geweint, gelernt … gelebt …
    Ein leises Klingen ertönte. Sie spürte wie der Faden zerriss. Die letzten Überreste wogten im Wind. Der Mond verschwand hinter einigen Wolken. Dunkelheit hüllte alles ein und schien sie zu umarmen, entzog sie Aarons Blick.
    „Faith.“ Noch hörte sie seine Schritte. „Faith!“ Er erreichte sie nicht, seine Stimme verklang. Die Menschen um sie herum verschwanden.

16. XX – Das Gericht
    Antigone war hinter Reiko hergelaufen, als diese davongesprungen war. Was war nur los mit ihr? Sie hatte sich noch nie mit Shin gestritten. Und jetzt hatte sie ihn getötet. Getötet!
    Das durfte nicht wahr sein. Sie hatte so viel Hoffnung in die beiden gesetzt. In diese zwei, die Deva und Asura verkörperten. Eigentlich Erzfeinde, hatten sie so lange im Zirkus zusammengelebt ohne sich zu bekriegen, ohne zu kämpfen. Sie waren zu einem Paar geworden, hatten es geschafft ihre Herkunft zu überwinden.
    Was ging im Zirkus vor sich?
    Zwei Opfer, in einer Nacht. Wenn das so weiterging dann –
    Nein! Sie wollte nicht daran denken. So viele Leben hingen inzwischen daran.
    Antigone beschleunigte ihre Schritte. Sie durfte Reiko nicht verlieren. Und die junge Frau war schnell. Wie ein Phantom rannte sie durch die Nacht. Immer weiter auf London zu.
    Nicht auch das noch! Wenn sie ihrem Trieb folgte und auch noch ein Chaos unter den Menschen anrichtete …
    Das durfte nicht sein. Antigone sprang ab. Einige Muskeln spannten sich auf ihrem Rücken. Kurzfristig. Dann strauchelte sie und fiel auf den harten Boden.
    Mit einem Stöhnen stand sie auf. So viele Jahre war es nun her, und dieser Reflex steckte ihr immer noch in den Knochen. Sie fluchte. In diesem Moment hätte sie wirklich ihre alten Fähigkeiten gebrauchen können.
    Weiter! Sie musste Reiko auf der Spur bleiben. Ihr Knöchel brannte, wahrscheinlich hatte sie ihn sich verstaucht. Die kleinen Schürfwunden brannten. Antigone ignorierte es einfach. Sie lief auf die Stadt zu. Immer weiter. Reiko verschwand ständig um die nächste Ecke, bis –
    Sie war weg! Antigone sah sich um. Nichts war mehr zu sehen. Trotzdem beschleunigte sie weiter ihre Schritte. Sie musste hier irgendwo sein. Weiter vorne, ein Schatten!
    Eine erneute Kraftanstrengung und sie fegte um die Ecke. Eine Gestalt, Antigone packte zu.
    Ein Aufschrei! Das Gegenüber ließ ein Bündel fallen.
    Es war eine Frau. Die Haare streng nach hinten, die Augen ein wenig zu eng beieinander. Der Blick hart.
    Antigone war viel zu überrascht. Das Päckchen, das sie hatte fallen lassen offenbarte einen blutigen Inhalt. Was war das?
    Schnell packte die Fremde alles wieder ein und lief davon. Der Blick des Menschen war seltsam gewesen. Gar nicht mehr … menschlich.
    Ein Geräusch und Antigone wirbelte herum. Sie vergaß die seltsame Begegnung. Ein Schatten, schnelle Schritte und ein Fauchen. Kurz darauf ein Aufschrei. Sofort lief sie zum Ende der Gasse. Ein Mann saß auf dem Bordstein und hielt sich den Oberarm. Eine tiefe Wunde ließ ihn jede Menge Blut verlieren. Weiter hinten war der Schatten. Er lief einen Weg hinunter direkt auf einen Pfad, der neben der Themse

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