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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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besten wieder aus dieser Stadt kam. Ein lautes Dröhnen ließ sie zusammenzucken. Die Glocken der nahen Turmuhr schienen die ganze Stadt zu erschüttern. Ein Schlag nach dem nächsten. Als würden gewaltige Welle durch die Atmosphäre ziehen und alles bedecken.
    Jeder Ton, der über sie hinwegrollte schien mehr von dem noch herrschenden Licht zu beseitigen. Selbst als der letzte Schlag geendet hatte, klangen die Schwingungen nach.
    Faith spürte, wie sich etwas näherte, etwas, das alles und jeden einfach verschlingen würde. Sie drehte auf dem Absatz herum und stürmte davon.
    Wieder war sie auf der Flucht. Sie sprang über kleine Hindernisse. Das Licht wurde immer weniger. Sie geriet in Straßen, die fast keine Beleuchtung hatten. Trotzdem rannte sie weiter und drosselte ihre Geschwindigkeit um keinen Deut. Hinter sich hörte sie Stimmen. Aufgebrachte Stimmen, die immer wieder aufschrien und grölten. Sie kamen näher. Noch einmal mobilisierte Faith all ihre Kräfte und rannte weiter. Der Mond stand am Himmel, die Sterne glänzten am Firmament. Doch gelangte das Licht nicht bis zum Erdboden herab. Der Boden war uneben und Faith lief fast blind weiter, blieb immer wieder an etwas hängen oder stieß heftig gegen ein Hindernis. Mit kraftvollen Schritten brach sie durch das Unterholz, ignorierte die Äste, die ihr immer wieder ins Gesicht schlugen und versuchte, so schnell wie möglich weiterzukommen.
    Wieder ein Hindernis, wieder versuchte sie zu springen, verkantete ihren Fuß und fiel der Länge nach hin. Faith unterdrückte einen Schrei. Die Stimmen kamen näher. Sofort versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen und hetzte weiter. Sie ignorierte die vielen Schürfungen an Händen und Knien, die zerrissene Kleidung flatterte hinter ihr, während sie weiterlief.
    Sie spürte, wie sich etwas um sie legte. Als würde sie von gewaltigen Armen umschlossen und festgehalten. Wieder stolperte sie und fand erst an einer Wand schmerzhaften Halt. Sie spürte einen harten Stich in ihrer Seite. Auch das hielt sie nicht auf. Sie stand auf, versuchte einige Äste aus ihrem Gesichtsfeld zu entfernen und …
    Äste? Waldboden?
    Ein Ruck schien durch die Realität zu gehen. Mit einem Schlag verschwand der Wald. Selbst der Mond war wie weggeblasen, und sie befand sich wieder im Zwielicht in den düsteren Straßen Londons.
    Was war geschehen?
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals durch einen Wald gehetzt zu sein, schon gar nicht bei Nacht.
    Verwirrt sah Faith sich um. Sie befand sich alleine in einer Seitenstraße, von irgendwelchen Stimmen oder anderen Geräuschen war nichts mehr zu hören. Mit einem Seufzen sank sie an der Wand des Hauses zu Boden und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Erst ein leises, seltsam kratzendes Geräusch ließ sie wieder aufblicken. Schritte? Es hörte sich nicht wie Schritte an. Eher wie Pfoten? Nein das war es auch nicht.
    Faith starrte in die Dunkelheit. Es kam näher. Immer näher. Vorne an der Ecke? Sie wollte sich umdrehen. Fliehen!
    „Faith.“
    Sie hielt an. Diese Stimme …
    „Jack?“, Faith drehte sich um.
    Er kam langsam auf sie zu. Seine helle Haut schimmerte im Mondlicht, seine Haltung war gebeugt wie immer. Er schälte sich regelrecht aus der Finsternis.
    „O mein Gott“, sie sog die Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen ein. Er war verletzt! Überall an seinen Händen, seinem Körper auf seiner Kleidung war Blut.
    „Jack was –“ Sie sprang auf ihn zu und stoppte abrupt.
    Das Blut stammte nicht von Jack!
    Faiths Augen wurden groß. Er war über und über mit Blut bedeckt. Doch seine Bewegungen ließen auf keine schwere Verletzung schließen. Dafür hielt er etwas in der Hand. Etwas, das er ihr nun entgegenstreckte.
    Alles in Faith rebellierte. Ihr Verstand wollte nicht wahrhaben, was sie sah. Ein fleischähnlicher Klumpen lag in seiner Hand. Sie starrte wie gebannt auf das, was Jack ihr anbot. Mit einem Lächeln anbot! Sein Blick verriet Freude. Er schien es wirklich ernst zu meinen. Wusste er nicht, was er hier gerade tat?
    „Jack“, flüsterte sie. „Was … ist … das?“ Sie musste sich jedes Wort abringen. Faith wunderte sich selbst, dass sie sich noch nicht übergeben hatte. Die Szene war so bizarr, dass es nicht wahr sein konnte.
    „Frauengeschenk.“ Seine Stimme war fast nicht mehr zu erkennen. Es war seltsam, mehr tierisch als menschlich und so schwer zu verstehen wie noch nie.
    Er war näher gekommen. Hatte die flache Hand auf ihren Unterbauch gelegt und

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