Zirkus zur dreizehnten Stunde
hatte. Sie hatte ihre Seele verkauft. Verloren war sie somit ohnehin, dann konnte er auch dafür sorgen, dass sie noch hier zu Lebzeiten zu einem Dämon wurde.
Ein Lächeln überzog seine Lippen. Manchmal war das Schicksal wirklich zu freundlich. Es war so einfach. Alles hatte chaotisch begonnen und nun fügte sich jedes Puzzleteil an seinen Platz. Das Bild, das daraus entstand, gefiel Damian immer besser. Es war bald egal, wen Antigone auf ihrer Seite hatte.
Er wandte den Blick zum Himmel. Der Mond schob sich hinter einige Wolken, als würde er sich verstecken wollen.
Vor ihm tauchte das Lager auf. Ruhig und friedlich. Abgelegen und ohne Schutz.
Einige Blicke in die Wagons zeigten die Mitglieder in tiefem Schlaf. Langsam setzte er den Rundgang fort. An manchen Fenstern verharrte er einen Moment länger. Dann fand er, was er gesucht hatte. In einem Wagen brannte gedämpftes Licht. Vorsichtig ging er zur Tür. Ein letzter Blick in die Runde, alles war still. Die Klinke bewegte sich nach unten und er trat ein.
„Hallo Jack“, begrüßte er den Bewohner, der in einer Ecke saß.
„Magier“, zischte dieser.
Damian hatte nie sonderlich viel mit ihm zu tun gehabt, doch etwas an diesem Hundejungen bemerkt, hatte er schon früher. Etwas, das er nun brauchte, das ihm nützlich sein würde. Sein Blick fiel auf etwas, das Jack in den Händen hielt und sein Lächeln wurde breiter.
„Jack, du bist wirklich begabt“, meinte er und steuerte einen der Stühle an.
Der Junge mit dem Hundegesicht schnaubte nur.
„Gesprächig wie immer.“ Damian zog den Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. „Ich habe dir ein Angebot zu machen, Jack.“
„Keine Zeit.“ Sein Gegenüber nahm Damian gar nicht so recht wahr und konzentrierte sich weiter auf den Gegenstand in seinen Händen. „Geschenk“, presste er schließlich hervor.
„Geschenk?“ Der Magier beugte sich vor. „Für wen?“
„Faith“, blieb Jack kurz angebunden.
„Aber Jack“, Damian machte ein tadelndes Geräusch. „Einer Dame schenkt man doch nicht so etwas.“
Nun sah der Hundejunge doch noch auf. Fragend legte er den Kopf schräg. Er ließ das kleine Etwas sinken. Damian stand auf und streckte die Hand aus.
Ohne zu überlegen, gab Jack ihm sein Geschenk. Ein Leuchten erschien in seinem Blick. Es war ein widerliches Geschenk. Aus der Haut eines Tieres war eine Art Rose geformt worden, im Inneren bildete ein Herz das Zentrum. Alles war mit getrocknetem Blut überzogen.
„Jack“, Damian seufzte, „einer Frau kannst du doch nicht irgendein Tierherz schenken.“
„Warum nicht?“ Jack setzte sich auf alle viere und starrte interessiert zu ihm auf.
„Du musst ihr ein anderes Herz schenken.“ Damian ließ sich zu ihm hinab.
„Wesen kalt ohne Herz“, wandte der Hundejunge ein. „Antigone verbieten.“
„Antigone verbietet vieles.“ Damian zuckte die Schultern. „Sie verbietet es, weil sie nicht will, dass Faith deine Freundin wird.“
Nun lag noch mehr Verwirrung in seinem Blick.
„Hast du schon mal daran gedacht, Faith zu berühren?“, Damian lächelte. „Wolltest du sie schon einmal in die Arme nehmen. Sie küssen. Das gleiche mit ihnen tun, was ich mit den Frauen mache?“
Das Leuchten in Jacks Augen nahm zu. „Faith Jacks Frau“, presste er dann hervor.
„Sicher.“ Damian nickte bekräftigend. „Aber Antigone will das nicht. Dabei wäre es so einfach, Faith zu erobern.“
Jack kam näher.
„Vertraust du mir, Jack?“, fragte Damian.
Der Junge nickte wild. Sein langes Gesicht zeigte ein Lächeln, das seine Zähne entblößte.
„Dann komm mit!“ Er führte Jack nach draußen. Es war immer noch ruhig. Im Schutz der Nacht brachte er ihn nach London, seiner neuen Zukunft entgegen.
Damian grinste. Der Zirkus würde immer mehr zerfallen und mit ihm Antigone. Mit diesem Untergang kam er seinem Ziel näher: Lillian.
***
Noch in der gleichen Nacht kam der Magier zu Mary und holte sie ab. Sie hatte ein Päckchen zusammengepackt. Klingen, Skalpelle. Damian hatte ihr geraten es mitzunehmen. Inzwischen hatte er sich ihr vorgestellt und ihr von seiner Idee erzählt. Sie wollten eine Legende kreieren. Eine Legende für London. Für die Ewigkeit. Bisher hatte Mary nur daran gedacht, diese Huren von der Straße zu holen. Sie für ihre Missachtung von Moral zu bestrafen. Sie holten sich Männer, zogen sie in ihre Betten und empfingen immer wieder Kinder von ihnen. Und was machten sie mit ihnen? Sie ließen sie sterben,
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