Zirkuskind
weitererzählt.
Es war Vormittag,
und die Ausschußmitglieder tranken im Kartenzimmer Thums Up Cola und Gold Spot Orangenlimonade,
als Dr. Daruwalla vorschlug, die Angelegenheit fallenzulassen.
»Fallenlassen?«
fragte Mr. Dua, der seit einem unvergeßlichen Tennisunfall auf einem Ohr taub war:
Sein Partner im Doppel hatte einen Doppelfehler gemacht und den Schläger erbost
von sich geschleudert. Bedauerlicherweise war er zu diesem Zeitpunkt erst »vorläufig
ausgewählt«, und daß er seiner schlechten Laune so empörend freien Lauf ließ, bescherte
seinem Streben nach fester Mitgliedschaft ein frühzeitiges Ende.
»Ich beantrage«,
rief Dr. Daruwalla, »daß Mitglied Nummer sechstausend nicht besonders gefeiert wird!«
Der Antrag wurde unterstützt und rasch verabschiedet; nicht einmal eine getippte
Notiz würde das Ereignis verkünden. Dr. Sorabjee, ein Kollege von Farrokh in der
Klinik für Verkrüppelte Kinder, meinte scherzhaft, diese Entscheidung gehöre zu
den klügsten, die der Mitgliederausschuß je getroffen habe. In Wirklichkeit, so
dachte [34] Dr. Daruwalla, wollte nur niemand riskieren, die Spinne aufzuscheuchen.
Die Ausschußmitglieder
saßen schweigend im Kartenzimmer, zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Beratung. Die
Deckenventilatoren brachten die ordentlichen Kartenhäufchen, die genau plaziert
auf den jeweiligen, straff mit grünem Filz bespannten Tischen lagen, nur geringfügig
in Unordnung. Ein Kellner, der eine leere Thums-Up-Flasche vom Tisch der Ausschußmitglieder
entfernte, rückte, bevor er den Raum verließ, ein leicht derangiertes Kartenspiel
zurecht, obwohl nur die obersten zwei Karten leicht verschoben waren.
In diesem Augenblick
betrat Mr. Bannerjee das Kartenzimmer, um nach seinem Golfpartner, Mr. Lal, Ausschau
zu halten. Der alte Mr. Lal war noch nicht zu den gewohnten neun Löchern erschienen,
und Mr. Bannerjee berichtete dem Ausschuß von dem amüsanten Ergebnis ihrer gestrigen
Runde. Mr. Lal, der einen Schlag in Führung lag, hatte diesen Vorsprung durch einen
spektakulären Schnitzer am neunten Loch eingebüßt; er hatte einen Chip weit über
das Green hinaus in ein Dickicht kränkelnder Bougainvilleen geschlagen, in dem er
dann kreuzunglücklich und ohne Erfolg herumdrosch.
Statt ins Clubhaus
zurückzukehren, hatte Mr. Lal Mr. Bannerjee die Hand geschüttelt und war wutentbrannt
zu den Bougainvilleen gestapft, wo ihn Mr. Bannerjee dann sich selbst überlassen
hatte. Mr. Lal wollte unbedingt üben, wie er dieser Falle entrinnen konnte, falls
er je wieder hineintappen sollte. Blütenblätter flogen umher, als Mr. Bannerjee
sich von seinem Freund trennte. An diesem Abend bemerkte der Gärtner (der Ober mali höchstpersönlich) zu seinem Mißfallen
den Schaden an den Zweigen und Blüten, doch der alte Mr. Lal gehörte zu den besonders
ehrenwerten Clubmitgliedern – und wenn er darauf bestand zu trainieren, wie er wieder
aus den Bougainvilleen herauskam, würde niemand die Stirn haben, ihn daran zu hindern. [35] Und nun kam Mr. Lal zu spät. Um Mr. Bannerjee zu beruhigen, meinte Dr. Daruwalla,
sein Kontrahent würde sicher noch üben und er solle doch in den ruinierten Bougainvilleen
nach ihmsuchen.
So löste sich die
Ausschußsitzung unter dem typischen, oberflächlichen Gelächter auf. Mr. Bannerjee
suchte Mr. Lal im Umkleideraum der Herren; Dr. Sorabjee begab sich in die Klinik
zu seiner Sprechstunde; Mr. Dua, über dessen Taubheit man sich nicht zu wundern
brauchte, nachdem er früher ein lärmendes Autoreifengeschäft betrieben hatte, schlenderte
ins Billardzimmer, um sich an ein paar unschuldigen Kugeln zu versuchen, deren Klacken
er kaum hören würde. Die anderen Ausschußmitglieder blieben, wo sie waren, wandten
sich den bereitliegenden Spielkarten zu oder machten es sich in den kühlen Ledersesseln
in der Bibliothek bequem, wo sie ihr Kingfisher Lager oder ihr London Diätbier bestellten.
Inzwischen war es später Vormittag, nach allgemeinem Dafürhalten jedoch noch zu
früh für einen Gin Tonic oder einen Schuß Rum in die Cola.
Im Umkleideraum
der Herren und in der Bar fanden sich jetzt die jüngeren Mitglieder und eigentlichen
Sportler ein, die von ihrem Tennismatch oder vom Badminton oder Squash zurückkamen.
Um diese Tageszeit tranken sie zumeist Tee. Die Spieler, die vom Golfplatz zurückkehrten,
beschwerten sich lautstark über die unansehnlichen Blütenblätter, die es inzwischen
zum neunten Loch hinübergeweht hatte. (Sie gingen irrtümlich davon
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