Zirkusluft
Und wenn Vogt einen Vorteil davon hätte, sollten wir ihm wenigstens ein paar Fragen dazu stellen.«
»Na, da bin ich aber gespannt, wie du das machen willst. So einfach hinfahren, guten Tag sagen und ihn unter Freunden danach fragen, ob er einen Killer beauftragt hat, in der Stadt für Randale zu sorgen, damit er seine Kameras verkaufen kann, geht vermutlich nicht, oder?«
Lenz dachte einen Moment nach.
»Nein, das geht nicht. Es sei denn, man hat Lust auf ein Vieraugengespräch mit dem Polizeipräsidenten. Und danach ist mir nicht. Vielleicht hast du ja auch recht, und es ist eine Schnapsidee.«
Hain hob beschwichtigend die Hände.
»So ganz abwegig muss diese Idee nun nicht sein, und wir können es ja auch im Auge behalten. Aber wenn du mich fragst, ist es der absolut größte Blödsinn der letzten 1.000 Jahre. Das sollte Einzug halten ins Lexikon der Verschwörungstheorien. Aber bis es so weit ist, gehen wir mal bei dem Provider von Topuz und Fehling vorbei und machen das, was du vorhin angeregt hast: einfach gute Polizeiarbeit.«
»Wenn du meinst…«
29
Zwei Stunden später standen Lenz und Hain vor einem anonymen Bürohaus gegenüber dem Rathaus und suchten das Klingelbrett nach der Kabel-Hessen-Media-GmbH ab.
»Hier ist es!«, rief Hain, als er fündig geworden war, und legte den Finger auf die Klingel. Ohne Kommentar wurde der Türöffner betätigt. Die beiden traten in den Hausflur, fanden das Unternehmen auf dem Wegweiser und gingen durch das Treppenhaus in den dritten Stock. Dort mussten sie erneut klingeln. Hinter der Milchglasscheibe wurde eine Bewegung sichtbar, dann öffnete eine junge Frau die Tür.
»Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
Beide zückten ihre Dienstausweise, hielten sie hoch und stellten sich vor.
»Wir kommen wegen zwei Ihrer Kunden und hätten ein paar Fragen an Sie. Können wir kurz reinkommen?«
Die Frau war offensichtlich beeindruckt davon, zwei echten Polizisten gegenüberzustehen, riss die Tür auf und bat die Beamten freundlich herein.
»Ich sage gleich dem Herrn Zander Bescheid, ich kann Ihnen da nämlich gar nicht weiterhelfen, ich mache nur Schreibkram und Rezeption.« Sie deutete auf eine kleine Sitzecke gegenüber dem Tresen, hinter dem sie verschwand.
»Bitte, nehmen Sie doch solange Platz, Herr Zander wird gleich hier sein.«
Es dauerte eine Viertelstunde, bis ein etwa 50-jähriger, graumelierter, aber trotzdem jugendlich wirkender Mann mit offenen Armen auf die Polizisten zukam und sich zunächst entschuldigte.
»Jochen Zander, guten Tag. Es tut mir wirklich leid, aber das Telefonat, das ich zu Ende bringen musste, ließ sich nicht verschieben. Bitte sehen Sie mir nach, dass Sie warten mussten, meine Herren.«
Lenz stellte sich und seinen Kollegen vor und kam gleich zur Sache.
»Sie können uns helfen, wenn es um Kunden und Kundendaten geht?«
»Das hoffe ich, immerhin werde ich als Geschäftsführer bezahlt.« Er lächelte charmant. »Aber bitte, gehen wir doch in mein Büro. Möchten Sie einen Kaffee trinken?«
Beide lehnten ab.
»Ich nehme noch einen, Sabine.«
Sein helles, stilvoll eingerichtetes Büro lag am Ende des Flurs.
Er bot den beiden einen Platz vor seinem Schreibtisch an, setzte sich gegenüber und nahm den Kaffee in Empfang.
»Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Es geht um zwei Ihrer Kunden, Bülent Topuz und Reinhold Fehling«, begann Lenz. »Wir haben den begründeten Verdacht, dass aus Ihrem Haus illegal Daten der beiden an Dritte weitergegeben wurden.« Er deutete auf Hain. »Mit den Details ist mein Kollege besser vertraut.«
»Um welche Daten soll es dabei gehen?«
»Es geht um Zuordnungen zu IP-Adressen . Die beiden sind über Ihr Unternehmen im Internet gesurft. Offenbar ist es danach jemandem gelungen, über die IP-Adressen an die Kundendaten zu kommen.«
Zander riss die Augen auf.
»Das ist ganz und gar unmöglich, meine Herren. Unser Datenschutz ist perfekt, wir sind weder von außen noch von innen anzugreifen oder auszuspähen.«
»Kein System ist zu 100 Prozent perfekt, Herr Zander. Wir sind davon überzeugt, dass aus diesem Haus Informationen nach außen gedrungen sind.«
»Ich kann es nur noch einmal sagen. Unser System ist nicht zu knacken, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Wie viele Menschen hier im Haus haben Zugriff auf die Daten?«
»Zunächst einmal muss ich Ihnen erklären, dass wir so wenig wie möglich Kundendaten überhaupt speichern. Über die Abrechnungsdaten und das, was der
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