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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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in die Runde.
    »Aber die wichtigste Erkenntnis ist, dass Töten ihm offenbar Spaß macht. Er verfolgt einen Plan, auch davon bin ich überzeugt, und das Töten ist ein von ihm gerne ausgeführter Teil dieses Plans.«
    » Hmm «, machte Lenz. »Was meinen Sie damit, dass er einen Plan hat?«
    »Was ist sein Motiv?«, fragte die Psychologin zurück. »Wenn Sie herausfinden, was er plant, haben Sie sein Motiv.«
    »Da hätte ich vielleicht auch noch was beizusteuern«, mischte Hain sich ein. Lenz nickte ihm zu.
    »Es ist für einen Normalsterblichen nahezu unmöglich«, begann der Oberkommissar, »an die Daten hinter den IP-Adressen zu kommen. Ihm ist es gelungen, und das hat mich schon ziemlich verwundert. Entweder er verfügt über erstklassige Kontakte, oder aber er hat sich jemanden gekauft, der sie ihm beschafft hat. Beides müsste eigentlich herauszufinden sein, zumal sowohl Fehling als auch Topuz den gleichen Provider benutzt haben, nämlich ihren Kabelanbieter.«
    »Wahrscheinlich hat er sie sich deswegen ausgesucht«, gab Gecks zu bedenken.
    »Ja, das glaube ich auch«, bestätigte Hain, »aber warum hat er sie überhaupt ausgesucht? Das kriege ich nicht rund, und die Frage, die Frau Dr. Driessler eben aufgeworfen hat, geht ja in die gleiche Richtung.«
    »Moment«, bremste Lenz seinen Mitarbeiter, »wir dürfen nicht vergessen, dass er uns ursprünglich Bülent Topuz als den Mörder von Fehling verkaufen wollte. In diese Legende hat er viel Zeit und Arbeit investiert.«
    »Genau das meine ich«, mischte sich Helga Driessler ein. »Wozu dieser ganze Aufwand?«
    Lenz sah in die Runde. »Irgendwelche Ideen?«
    »Vielleicht war es ja sein Ziel, die Türken gegen die Deutschen und umgekehrt aufzuhetzen«, spekulierte Gecks .
    »Was ihm durchaus gelungen ist«, führte Lenz den Gedanken weiter. »Die ersten Dönerbuden sind abgebrannt, für morgen sind Demonstrationen von beiden Seiten angemeldet, und unser Herr OB darf im Fernsehen seine Forderung nach flächendeckender Videoüberwachung verbreiten.«

     
    Als Nächster berichtete Rüdiger Ponelies , der Kollege, der mit den Spurensicherern in Verbindung stand. Er klappte eine Mappe vor sich auf.
    »Unser Kollege wurde mit einer 9-mm-Para erschossen. Standardmunition. Der Mörder hat die beiden Hülsen aufgesammelt und mitgenommen, die Projektile sind im Labor. Es wurden keine DNA-Spuren gesichert, Schuhabdrücke gab es ebenfalls keine. Der Kerl ist aufgetaucht, hat geschossen und ist wieder verschwunden. Wenn er aus Kassel stammt, hat er im Bett gelegen, bevor wir angefangen haben, nach ihm zu suchen.«
    »Also sind wir nicht viel weiter als gestern. Aber es hilft nichts, solange wir nicht weiterkommen, müssen wir uns auf die klassische Polizeiarbeit konzentrieren. Das heißt: An die Arbeit, Männer!«
    Ein paar Minuten später zerstreuten sich die Mitglieder der SOKO. Heller und Rauball waren auf dem Weg nach Wilhelmshöhe , während Gecks , Ponelies und Peschel sich damit beschäftigten, das Täterprofil von Dr. Driessler mit alten Fällen und gespeicherten Personen zu vergleichen.

     
    Als Lenz und Hain allein waren, kniff der Hauptkommissar plötzlich die Augen zusammen und verzog das Gesicht.
    »Was ist los?«, wollte Hain wissen.
    »Warte mal einen Moment, ich muss nachdenken.«
    Er trat ans Fenster und starrte eine halbe Minute lang hinaus auf die Stadt. Hain sah ihm interessiert zu. Dann drehte Lenz sich um, ging langsam auf seinen Schreibtisch zu und setzte sich.
    »Wenn es hier in der Stadt so weitergeht, kriegt Schoppen-Erich garantiert seine Videoüberwachung. Er hat erst heute Morgen im Fernsehen wieder dafür getrommelt. Und Uwe hat was dazu gesagt, dem ich bis jetzt noch gar keine Bedeutung beigemessen hab.«
    Hain sah ihn neugierig an.
    »Und was ist dem genialen Pressemann dazu eingefallen?«
    »Kennst du den alten Vogt von VogtSecure ?«
    »Nicht persönlich, aber wer kann das schon von sich behaupten?«
    »Uwe sagt, dass VogtSecure der große Nutznießer wäre, wenn diese Überwachung wirklich käme.«
    Der Oberkommissar lächelte seinen Chef an.
    »Ich will dir nicht zu nahe treten, Paul, aber geht dir jetzt nicht ein bisschen die Fantasie durch? Ich meine, immerhin ist der alte Vogt einer der angesehensten Bürger dieser Stadt. Vielleicht reden wir von einem einfachen Irren, dem es Spaß macht, wenn Türken und Deutsche aufeinander losgehen?«
    »Vergiss es. Die Driessler hat recht, dahinter verbirgt sich ein wie auch immer gearteter Plan.

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