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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Tür ihrer Wohnung. Sie trug eine weite, dunkle Jogginghose und ein Sweatshirt. Ihre Augen sahen aus, als hätte sie geweint.
    »Hallo, kommen Sie doch rein. Wollen Sie einen Kaffee?«
    »Nein, vielen Dank, ich hatte gerade einen«, erwiderte Lenz freundlich. Auch Hain lehnte dankend ab.
    »Sie fragen sich bestimmt, was ich Ihnen jetzt so Wichtiges erzählen könnte«, wandte sie sich an Lenz, nachdem alle drei in der geräumigen Küche der Altbauwohnung Platz genommen hatten.
    Der winkte ab. »Alles, was Ihnen einfällt, und sollte es noch so albern erscheinen, kann zur Aufklärung des Falles beitragen. Also ist es wichtig.«
    Sie nickte, trank einen Schluck Kaffee, putzte sich die Nase und fing an zu erzählen.
    »Seit ich wieder so halbwegs klar denken kann, ging mir etwas durch den Kopf, was ich jedoch nicht richtig rund gekriegt hab. Irgendwas an dem Auftritt dieses Mannes war nicht schlüssig.« Sie presste für einen Moment die Lippen zusammen. »Ich meine, die ganze Situation war für mich kaum auszuhalten, und manches, das mir vielleicht in der Situation aufgefallen ist, war verschüttet. Und eben, als ich kurz eingenickt war, ist mir klar geworden, worüber ich die ganze Zeit gestolpert bin.«
    Sie machte eine kurze Pause, während ihre Kollegen sie erwartungsvoll ansahen.
    »Es waren seine Hände. Seine Hände haben nicht zum Rest gepasst.«
    »Wieso? Was hat nicht gepasst?«, fragte Hain.
    »Der Mann war ziemlich dick. Er hatte bestimmt 100 Kilo, eher mehr. Seine Hände steckten in schwarzen Handschuhen, vermutlich dünnes Nappaleder. Ich habe beide Hände gesehen, und die waren schlank, fast feingliedrig. Das hat nicht zusammengepasst. Wenn man dicker wird, werden auch die Hände dicker, ich weiß das, weil es bei meinem Vater so ist. Der war früher schlank und ist in den letzten Jahren ziemlich auseinandergegangen . Dabei haben sich auch seine Hände verändert.«
    »Und der Mann hatte dünne Hände?«
    »Ja, wie gesagt. Vielleicht war es ja ein schlanker Mann, der sich verkleidet hatte.«
    Sie sah von einem zum anderen.
    »Ich meine, möglich wäre es doch, oder?«
    Das Telefon im Flur klingelte. Evelyn Brede zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich wieder eine Fernsehanstalt oder eine Zeitung, die ein Interview mit mir machen will. Das Höchstgebot steht bei 30.000 Euro.«
    »Sie gehen nicht dran?«, wollte Lenz wissen.
    »Nicht mehr. Am Anfang habe ich sie noch abgewimmelt, das ist mir aber lästig geworden.«
    »Kann ich verstehen. Werden Sie gut betreut?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, ja. Ich war ja noch nie in so einer Situation. Herr Aumüller, der Psychologe, hat mir gesagt, dass ich ihn Tag und Nacht anrufen kann, wenn mir danach ist, das finde ich gut. Mein Freund nimmt sich ab morgen Urlaub, wahrscheinlich fahren wir zu meinen Eltern nach Treysa und bleiben da ein paar Tage.«
    »Gute Idee.«
    Wieder putzte sie sich die Nase.
    »Und es war nicht blöd von mir, dass ich Sie wegen seiner Hände herbestellt habe?«
    »Überhaupt nicht, Frau Brede . Ich bin sicher, dass Sie sich daran erinnert haben, hilft uns weiter.«
    »Das würde mich freuen, wegen meines Kollegen. Ich will, dass dieser Dreckskerl, der ihn erschossen hat, so schnell wie möglich hinter Gitter kommt.«
    Die beiden Kommissare standen auf.
    »Wir tun, was wir können.«

     
    »Dicker Mann, dünne Hände«, sinnierte Lenz, als sie vor dem Wagen standen. »Das passt irgendwie.«
    »Wozu?«
    »Zu der ganzen Verkleidung. Ich werde immer sicherer, dass es kein Türke gewesen ist, sondern der Gleiche, der Fehling und Topuz erschossen hat.« Der Hauptkommissar sah auf die Uhr. »Ich glaube, die steht schon wieder. Vielleicht kaufe ich mir wirklich eine neue. Wie spät ist es denn?«
    »Viertel vor fünf.«
    »Dann bring mich zum Friedrichsplatz, ich leiste mir auf der Stelle eine neue Uhr.«
    Eine Stunde später hatte Lenz mindestens 30 Uhren in der Hand und am Arm gehabt, sich jedoch nicht entscheiden können. Stattdessen hatte er ein neues Eau de Toilette gekauft. Er reservierte sich bei der Carsharing-Agentur einen Wagen, fuhr mit dem Bus nach Hause, duschte und rasierte sich und benutzte den neuen Duft. Danach besorgte er Champagner, ein paar Knabbereien und eine Tüte Gummibärchen, weil er wusste, dass Maria die gerne mochte.
    Um 19.45 Uhr stieg er in den Opel Corsa und machte sich auf den Weg nach Fritzlar.

     
    » Wow , du riechst aber lecker.«
    »Schön, wenn es dir gefällt.«
    Sie standen auf dem Flur, hielten

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