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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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sich im Arm und pressten die Körper aneinander. Maria streifte die Schuhe ab, küsste ihn auf den Hals und machte sich von ihm frei.
    »Es macht mir gar nichts mehr aus«, flötete sie und schob ihn ins Ruhezimmer der Praxis.
    »Was macht dir nichts mehr aus?«
    Sie knöpfte ihre Jacke auf, warf sie auf einen Stuhl am Tisch und ließ sich auf die Liege fallen.
    »Machst du mir einen Tee?«
    »Erst, wenn du mir verraten hast, was dir nichts mehr ausmacht.«
    »Mein Mann macht mir nichts mehr aus, Paul. Früher hätte ich mich über einen Auftritt von ihm wie dem heutigen tierisch geärgert, aber ich war die Ruhe selbst und konnte mir diesen Unsinn sogar bis zum Ende ansehen.«
    Lenz griff nach dem Schnellkocher, füllte ihn zur Hälfte mit Wasser und schob den Schaltknopf nach oben.
    »Was hätte dich denn früher so aufgeregt?«
    Maria zog sich ein Kissen unter den Kopf, legte die Hände darauf und sah ihn ernst an.
    »Ich erkläre dir jetzt mal unter Freunden, wie mein Morgen abgelaufen ist. Also, so gegen 5.45 Uhr hat mich mein Mann geweckt und gebeten, ihm einen starken Kaffee zu machen, weil er in einer halben Stunde zu einem Fernsehinterview am Stern erwartet würde und keine Zeit dafür hätte. Auf meine Frage, was denn passiert sei, erklärte er mir, dass zwei ›Türkengrills‹ abgebrannt seien. Er war echt schlecht gelaunt und richtig sauer, dass er um diese Zeit aus dem Bett geholt worden war. Und was er dann über die Türken im Allgemeinen und türkische Imbisse im Speziellen losgelassen hat, wiederhole ich jetzt besser nicht, weil ich mich sonst schämen müsste. Ich hab ihm den Kaffee gemacht, weil ich wusste, dass ich ihn damit schneller loswerden würde. Und während der ganzen Zeit, in der er im Bad und in der Küche war, hat er nur über die Türken hergezogen. Dass es ihnen nur recht geschehen sei, warum hätte einer von ihnen auch den armen Polizisten umbringen müssen. Irgendwann ist es mir zu viel geworden, und ich bin in mein Zimmer abgehauen.«
    Sie zögerte einen Moment.
    »Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, das Spektakel live anzuschauen.«
    »Ich hab’s auch gesehen«, warf er ein.
    »Klasse. Dann hast du ja den Oberbürgermeister aller Kasseler gesehen, der Seite an Seite mit den türkischen Mitbürgern gegen die bösen Brandschatzer und Mörder kämpft.«
    Lenz reichte ihr den Tee.
    »Das klingt jetzt nicht gerade so, als hätte dich sein Auftritt kaltgelassen .«
    »Bis dahin war ich vielleicht wirklich ein bisschen mitgenommen von der Sache. Aber dann ist mir aufgegangen, dass ich in, sagen wir mal, spätestens einem halben Jahr über ihn und seine dummen Kapriolen nur noch ablachen kann.«
    »Vielleicht sollte ich dich daran erinnern, dass er erst die Wahl verlieren muss, bevor du und ich…« Er stockte. Sie stellte die Teetasse auf den Tisch, griff nach seinem Arm und zog ihn zu sich herunter.
    »Bevor ich und du was?«
    »Bevor du ihn verlassen kannst und wir wie ein ganz normales Paar leben können.«
    »Er wird die Wahl verlieren, Paul. Erstens hat sein neuer Herausforderer das wesentlich bessere Programm. Zweitens ist Erich den Kasseler Bürgern wirklich lange genug mit seiner immer gleichen Ankündigungspolitik auf die Nerven gegangen, aus der in den seltensten Fällen echte Handlungen erwachsen sind. Neulich hat eine Freundin zu mir gesagt, dass er verwaltet, nicht gestaltet. Und sie hat recht.«
    »Immerhin hat er es bei der letzten Wahl auch verstanden, die Stimmung im letzten Moment für sich zu drehen.«
    »Ich weiß. Das kann man aber nicht vergleichen. Dieser Mühlenkamp, sein Herausforderer, ist ein echter Sympathieträger. Jung, dynamisch, gut aussehend und gebildet. Also alles, was Erich abgeht. Meine Stimme ist ihm auf jeden Fall sicher.«
    Lenz zog die Schuhe aus, legte sich neben sie und zog ihren Kopf auf seinen Arm.
    »Wenn ich dich so reden höre, kann ich nicht glauben, dass du ihn überhaupt jemals geheiratet hast.«
    Maria nickte stumm.
    »Und wenn ich für jedes Mal, an dem ich mir die Frage gestellt habe, warum ich junges, dummes Ding damals diesen Erich Zeislinger geheiratet habe, einen Euro gekriegt hätte, könnten wir ab Mai in Saus und Braus leben.«
    Der Kommissar grinste. »Schöne Vorstellung.«
    »Aber wir müssen auch so nicht hungern. Ich hab was gespart, damit kommen wir schon eine Zeit lang über die Runden.«
    »Hehe!«, protestierte er. »Ich bin Staatsdiener und in der Lage, eine Frau zu ernähren.«
    »Und ich muss an deiner

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