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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Weiß sie mittlerweile von uns?«
    »Wieso mittlerweile?«
    »Ich dachte…«
    »Lass das Denken. Natürlich weiß sie von uns, sie ist meine beste Freundin.«
    »Und seit wann?«
    »Seit es dich für mich gibt.«
    »Ach du lieber Gott. Du hast doch letztes Jahr, als wir ihre Wohnung benutzt haben, gesagt, dass…«
    »Ich muss Schluss machen, Paul«, unterbrach sie ihn fröhlich. »Schlaf gut und träum was Schönes.«
    Das ›Halt, warte!‹, das er noch rief, kam nicht über die Sprechmuschel seines Telefons hinaus, weil sie tatsächlich aufgelegt hatte.
    Du auch, murmelte er und legte das Telefon neben das Bett.

     
    Sieben Stunden später stieg er verschlafen in den Bus und fuhr zum Präsidium. Wie so oft führte ihn sein erster Weg zu Uwe Wagner. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand erzählte er seinem Freund von den Ereignissen des vergangenen Tages.
    »Eine Schmutzige Bombe in Kassel? Wenn ich Terrorist wäre oder dieses ›Chamäleon‹, würde ich um unsere Heimatstadt einen so großen Bogen machen, wie ich nur könnte. Nein, Paul, diese Räuberpistole soll dieser Herr vom BKA jemand anderem erzählen, ich glaube sie nicht.«
    »Er war aber ziemlich überzeugt von seiner Annahme.«
    »Mag sein, allerdings kann ich seine Vorgesetzten verstehen. Dem würde ich auch keine zweite Chance mehr zugestehen.«
    »Und wenn er doch recht hat?«
    »Hat er nicht.«
    »Dann hoffe ich, dass du recht hast. Ich kann es mir auch schlecht vorstellen, aber ich will auch nicht an die Folgen denken, wenn wir uns irren sollten.«
    »Wie heißt das Zeug, dass in diesen russischen Dingern benutzt wurde?«
    »Strontium 90. Ich kannte es bis gestern auch nicht, habe aber seitdem eine ganze Menge darüber gelernt.«
    »Prima, dann weiß ich, wen ich anrufe, wenn es so weit ist.«
    Er nahm einen Schluck Kaffee.
    »Apropos so weit ist: Wann ist denn nun das Überlaufen der Frau Zeislinger geplant? Gilt noch der Zeitplan, wonach erst die Wahl verloren gehen muss für Schoppen-Erich ?«
    Lenz nickte.
    »Dann kannst du schon mal nach einer größeren Wohnung Ausschau halten. Ich hab gestern Abend beim Skat ein Gespräch am Nachbartisch verfolgen dürfen, bei dem es um Zeislingers Wahlchancen ging. Sie sind wohl, nach deren Meinung, homöopathisch, und das waren Leute von seiner Partei!«
    »So was habe ich auch gehört, aber abgerechnet wird am Wahlabend. Und dann wird es wohl auch noch ein paar Wochen dauern, bis Maria ›überläuft‹, wie du es nennst.«
    »Freust du dich?«
    »Ist Paris ’ne Stadt? Ist der Papst katholisch? Klar freue ich mich. Wie ein kleiner Junge sogar.«
    »Ich mich auch«, erwiderte Wagner vieldeutig.
    »Warum freust du dich denn?«
    »Weil ich die Frau gerne kennenlernen will, die dich so verzaubert hat. Jeder in der Stadt kennt sie von Bildern oder aus der Entfernung, aber die wenigsten davon haben schon mal mit ihr gesprochen. Und auf ein Gespräch mit ihr freue ich mich eben.«
    Lenz stand auf.
    »Ich werde es ausrichten. Übrigens gehe ich heute Abend in den Zirkus.«
    »Mit ihr?«
    »Spinnst du? Sie hat mir zwar die Karte organisiert, hingehen wird sie aber mit ihrem Mann.«
    »Und das macht dir gar nichts aus?«
    »Überhaupt nichts«, antwortete Lenz, ohne nachzudenken.
    »Na, dann viel Spaß.«

     
    »Die SOKO-Sitzung habe ich auf morgen früh verschoben«, empfing Hain seinen Chef. »Heller und Rauball sind schon unterwegs, und Ponelies hat sich krankgemeldet.«
    »Schon in Ordnung. Ich hätte sowieso nicht gewusst, wie ich mit Jelinskis Informationen umgehen soll.«
    »Du hättest lügen, betrügen und verheimlichen müssen.«
    Lenz nickte schuldbewusst.
    »Vermutlich, ja.«
    »Ich allerdings habe etwas Substanzielles über dieses ›Chamäleon‹ herausgefunden«, erklärte Hain stolz. Lenz sah ihn skeptisch an.
    »Was denn?«
    »Dass es nichts zu finden gibt. Die ›Süddeutsche‹ hat vor etwa einem Jahr mal einen Artikel über Auftragskiller gemacht; wie sie an ihre Jobs kommen und so weiter. In einem Nebensatz wird ein Franzose ohne Gesicht erwähnt, der angeblich von höchsten Kreisen Protektion genießt. Niemand weiß, wie er aussieht, aber es gilt als sicher, dass er existiert.«
    »Und das hat die ›Süddeutsche‹ geschrieben?«
    »Exakt.«
    »Dann wird es wohl stimmen. Und in unserem System ist nichts über ihn verzeichnet?«
    »Kein einziges Zeichen. Für uns ist er nicht existent. Ich hatte mich sogar mit Ludgers Zugangscode angemeldet, weil der, wie du weißt, mehr Rechte hat als so ein

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