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Zitronen im Mondschein

Zitronen im Mondschein

Titel: Zitronen im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mayer Gina
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sammelte Spenden, er kämpfte für die kommunistische Sache. Allerdings nicht mit den Fäusten. »Wenn es ernst wird, haut Guben ab«, sagte Langhoff, halb im Ernst, halb im Spaß. Obwohl auch er nicht gerade der Typ war, der sich mit den Nazis herumschlug.
    Mira und Anselm wohnten jetzt zusammen auf der Gerresheimer Straße. Zwei winzige Zimmer und eine Küche mit einem alten Gasherd mit zwei Brennstellen. Eine der Brennstellen war kaputt, und die andere ließ sich nicht richtig regulieren, so dass das Essen immer anbrannte. Also gab es meistens kalte Speisen. Belegte Brote und Gurkensalat. Anselm war es ohnehin egal, was er aß.
    Sie wollten auch heiraten. Die Hochzeit war für den 31. September 1930 angesetzt, nach den Reichstagswahlen, denn bis dahin war keine Zeit. Die Auftritte, die Versammlungen, die Reden, die Termine, nein, an Heirat war nicht zu denken. Man hastete von einem Ort zum anderen, ein schneller Auftritt, und dann ging es auch schon wieder weiter, und abends fiel man wie erschlagen ins Bett. Manchmal streckte Mira ihre Hand aus und strich vorsichtig über Anselms Rücken. »Nicht heute«, sagte er dann schläfrig. »Es sind auch die gefährlichen Tage, und das wollen wir doch nicht.« Die gefährlichen Tage, an denen er vorsichtshalber nicht mit ihr schlief, begannen einige Tage nach ihrer Blutung und hielten bis zur nächsten Periode an.
    »Er macht es nicht gerne«, sagte Mira zu Gudrun, die sie jetzt wieder öfter sah, seit Gudrun ihren Modesalon auf der Hohen Straße geschlossen hatte. Im November 1929 war Schluss gewesen, nachdem der Börsenkrach in New York Pressmann das Genick gebrochen hatte – natürlich nicht im wörtlichen Sinne. Er hatte aber sein gesamtes Kapital verloren und seine Schraubenfabrik,sein Haus und die vier Automobile zu einem Spottpreis verkaufen müssen. Frau Pressmann konnte sich jetzt keine teuren Kleider mehr leisten, vorbei war die Zeit der Galaveranstaltungen, Opernbesuche, Kreuzfahrten, Nackenmassagen, Ballonfahrten, Maniküren, Pediküren, Hundecoiffeure, Konzertabonnements, Ballettabende, Theaterpremieren, Jagdausflüge. Nicht einmal Cocktails ließ das Budget noch zu.
    Gudrun half jetzt Miras Mutter in der Schmuckproduktion. Das Schmuckgeschäft lief weiterhin gut, obwohl überall die Fabriken ihre Tore schlossen und die Betriebe dichtmachten. Die Schmuckstücke waren so billig, dass jeder sie sich leisten konnte, auch jetzt noch.«Billiger als Brot und sehr viel hübscher«, sagte Miras Mutter immer.
    Nachdem sich erst Hilde und dann Elfie verheiratet hatten, war sie nur zu froh gewesen, dass Gudrun bei ihr einsteigen wollte. Also fädelte Gudrun nun rote und gelbe Perlen auf Kupferdraht, lötete Blech auf Blech und summte vor sich hin. Dabei war sie ganz oben gewesen und hatte in den besten Kreisen verkehrt. »Es kommt auch wieder anders«, sagte sie. »Einmal ist man unten und dann wieder obenauf, so läuft das Schicksalsrad.«
    Im Moment aber interessierte sie weder ihr Schicksal noch ihre Karriere, sondern einzig und allein Miras Verhältnis zu Anselm. »Er macht es nicht gerne?«, wiederholte sie Miras Worte. »Wie meinst du das? Jeder Mann macht es gerne. Vor allem heutzutage. Immerhin ist es umsonst. Also bei dir jedenfalls«, fügte sie frivol hinzu, aber Mira war an derartige Äußerungen gewohnt, sie beachtete sie gar nicht mehr.
    »Er ist kein sinnlicher Mensch«, erklärte Mira und stand auf. Dass sie sich immer und immer wieder auf solche Unterhaltungen einließ! Es war zu fatal, ein Wort in die falsche Richtung, und Gudrun stürzte sich darauf und verbiss sich darin wie ein Hund in eine Ratte. »Es ist nicht so wichtig.«
    »Es ist nicht so wichtig?«, fragte Gudrun ungläubig. »Ihr wollt heiraten, wenn ich dich daran erinnern darf. Wie soll das denn enden, wenn er dich schon vor der Hochzeit nicht mehr anfasst? Da kannst du ja gleich ins Kloster gehen.«
    »Ach lass doch!«, sagte Mira unbehaglich. Sie machte das Fenster auf, das sich nicht richtig öffnen ließ, weil das Klavier im Weg stand. Es ärgerte sie jedes Mal aufs Neue, dass sie wegen des Klaviers nicht richtig lüften konnte. Warum stand es überhaupt noch da? Anselm spielte so gut wie nie darauf, er hatte keine Zeit mehr für Musik.
    »Oder?«, fragte Gudrun.
    Mira quetschte sich zwischen Fensterflügel und Fensterbrett und starrte auf die vertrockneten Geranien in den Blumenkästen. Die Blätter hingen schlaff und gelb über den Rand, eine letzte hellrote Blüte reckte sich

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