ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Anfall von Großzügigkeit schlug ich Mark vor, dass er heute nicht bei mir
schlafen müsste. "Du hast doch in diesem Bett sowieso Rückenprobleme,
fahr´ in unsere Wohnung und verbringe dort eine bequeme Nacht, morgen früh
kommst du mich dann holen und bringst mich zurück an den Bodensee."
Er
sah mich zweifelnd an. "Du wärst mir nicht böse? Ich warte natürlich noch,
bis die anderen wieder zuhause sind, alleine lasse ich dich nicht." Er
musste nicht warten, denn in diesem Moment hörten wir ein Auto in die Einfahrt
einbiegen und lautes Stimmengewirr kündigte an, dass die Hausbesitzer wieder
zurück waren. Mark verabschiedete sich mit einem zärtlichen dankbaren Kuss von
mir und sagte Sabine Bescheid, dass er morgens um zehn wieder da sein würde.
Kurz darauf hörte ich den Motor des Porsche röhren. So, jetzt hatte ich noch
mein gutes Werk für heute getan, ihm eine Fahrt in seinem geliebten Wagen
ermöglicht und dazu noch eine schmerzfreie Nacht in unserem rückenfreundlichen
Bett mit edler Seidenbettwäsche spendiert!
Eine
Minute später klopfte Sabine vorsichtig an meine Tür. In ihrer taktvollen Art
erwähnte sie ihre eventuelle Verwunderung darüber, dass Mark nicht hier blieb,
mit keinem Wort.
"Chris,
brauchst du noch etwas?" Sie trat ein und schwenkte eine kleine Glocke,
die laut losbimmelte.
"Die
stelle ich dir griffbereit aufs Nachtkästchen, und du läutest, wenn du raus
musst oder sonst etwas ist."
Lieb von ihr, das gab mir doch Sicherheit,
denn nach meinem Angebot an Mark hatte ich schon überlegt, was ich machen würde,
sollte ich nachts auf die Toilette müssen.
Sie
zögerte, dann erhellte sich ihre Miene. " Oder, weißt du was, ich hole
schnell mein Bettzeug und schlafe bei dir. Alex hat eh etwas getrunken, der ist
schon fast weg, hat schon im Auto auf der Heimfahrt geschlafen, während ich gefahren
bin." Ich war drauf und dran zu protestieren, aber wenn Sabine mal einen
Entschluss gefasst hatte, ließ sie sich nicht davon abbringen. Keine zehn
Minuten später lagen wir beide nebeneinander im Doppelbett. Sie grinste mich
an. "Ist schon länger her, dass wir beide zusammen in einem Zimmer geschlafen
haben." Ja, das war es in der Tat. Musste wohl schon über fünfzehn Jahre
zurück liegen, als Teenager hatten wir ab und an bei der jeweils anderen
übernachtet und dann die halbe Nacht nur gequatscht. Das würde heute garantiert
nicht der Fall sein, denn plötzlich war ich todmüde. Ich konnte ein Gähnen nicht
unterdrücken und auch sie wurde davon angesteckt.
"Gute Nacht. Weck 'mich, wenn was ist,
" nuschelte sie und schaltete das Licht aus. Wenig später hörte ich an
ihren regelmäßigen Atemzügen, dass sie tief und fest schlief. Ich ließ den Tag
Revue passieren und dankte Gott zum hunderttausendsten Mal für die
Unterstützung meiner Freunde, die mir dieses Ostern in "Freiheit"
ermöglicht hatten.
Kapitel Vierundzwanzig
Am
Ostermontagabend saß ich wieder im Speisesaal der Klinik. Und dort traf mich
eine Hiobsbotschaft: Unser fröhlicher Senior, Herr Klamber, hatte während seines
Osteraufenthaltes zuhause einen
tödlichen Herzinfarkt erlitten. Er war am Samstagabend bei einem Familienessen
ohne Vorwarnung in seinem Rollstuhl zusammengesackt und sofort tot gewesen. Marianne,
die über Ostern als eine der wenigen Patienten in der Klinik geblieben war -
ihre Eltern hatten sich in einem Hotel in Konstanz eingemietet und jeden Tag
etwas mit ihr unternommen - erzählte es uns, als wir vollzählig am Tisch saßen
und uns über Herrn Klambers leeren Platz wunderten. " Gestern hat es mir
eine der Speisesaalaufsichten erzählt", berichtete sie sichtlich
erschüttert, und auch wir anderen bekamen feuchte Augen.
Obwohl
wir uns alle erst seit ein paar Wochen kannten, auf verschiedenen Stationen
wohnten und uns lediglich beim Essen begegneten, vermissten wir unseren
fröhlichen Tischältesten bitter. Es war jedes Mal eine Freude gewesen, an
diesen Tisch zu kommen und von ihm mit einem freundlichen Lächeln und einem
seiner Witzchen begrüßt zu werden. Sogar unsere Spaßbremse, Irene, wirkte
betroffen und unterließ ihre besserwisserischen Bemerkungen völlig. Der Rest
des Essens verlief nachdenklich. Jedem fiel eine lustige Bemerkung oder ein Spruch
von Herrn Klamber ein. Er würde uns allen schrecklich fehlen, aber ausgerechnet
Irene fand die richtigen Worte: " Eigentlich hat er einen schönen Tod
gehabt: Im Kreise seiner Lieben, völlig unerwartet und schnell. Das ist eine
Gnade,
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