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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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am liebsten gleich wieder
aufgestanden, wenn ich gekonnt hätte. Verdammt, war das Teil unbequem! Die Sitzfläche
war viel zu weich, ich versank darin, dafür war die Rückenlehne zu kurz und
drückte mir beim Anlehnen unangenehm in die Schulterblätter. Also richtete ich
mich wieder auf. Zu hastig beugte ich mich vor, um mein auf dem Tisch stehendes
Sektglas zu ergreifen, und stieß es prompt um. Und das auch noch mit der
linken, der gesunden Hand! Der gesamte Glasinhalt ergoss sich über den Tisch
und tropfte hinunter auf den teuren handgeknüpften Seidenteppich. Mark saugte
die Bescherung hektisch mittels einer Küchenrolle aus dem Teppich auf und putzte
anschließend akribisch den Marmor darunter ab, während ich mich hilflos für
meine Ungeschicklichkeit entschuldigte.
      Er sagte nichts, aber ich spürte seinen
inneren Unmut dennoch deutlich.
    Mist,
warum fühlte ich mich gerade wie eine Dreijährige, die ihr Essen vom Hochstuhl herunter
verschüttet hatte?
    Mark
wehrte meine Entschuldigungsbeteuerungen mit einer Handbewegung ab, während er
den Marmor noch mit einem weichen Tuch trocken polierte und mit einem Blick
gegen das Licht überprüfte, ob auch ja alles sauber war.   Seit wann ist ihm der Tisch wichtiger als
ich? dachte ich ketzerisch. Irgendwie fühlte ich mich unbehaglich, nicht so,
wie man sich eigentlich fühlen sollte, wenn man nach elf langen Wochen erstmals
wieder bei seinem Liebsten zuhause ist, wenn auch nur besuchsweise.
    Das
Wort traf es genau! Ich fühlte mich in meiner eigenen Wohnung wie ein seltener
Besucher. Jemand, den man höflichkeitshalber einlädt, ihm was zu trinken anbietet
und Konversation macht und vor allem, der bald wieder nachhause gehen wird. Lag
es an mir, an Marks Verhalten oder an uns beiden? Ich konnte es nicht genau
benennen.
    Nachdem
er seine Putzaktion beendet hatte, schenkte er mir erneut ein und reichte mir
das Glas. Er ließ es erst los, als ich es wirklich fest in der Hand hatte und lächelte
mich an. "Auf ein Neues! Herzlich willkommen daheim, Chris", prostete
er mir zu. Ich gab mir einen Ruck und stieß mit ihm an. Nach einem tiefen
Schluck stellte ich das Glas - diesmal ganz vorsichtig - ab und räusperte mich.
Ich hatte genug vom Drumherumgerede, höflichen Bemerkungen und oberflächlichen
Gesprächsthemen über momentan hauptsächlich seinen Job. "Mark, wir müssen
reden", begann ich, wohl wissend, dass dieser Satz für alle Männer dieser
Erde nahendes Unheil signalisiert und sie ihn deshalb hassen.
    Mark
war da kein bisschen anders. Alarmiert blickte er mich an. "Um was geht´s
denn?"
    Ich
stürzte mich gleich in medias res, soll heißen, kam ohne Umschweife zur Sache.
" Du hast sicher bemerkt, dass ich mich seit meiner Operation nicht nur
körperlich, sondern auch seelisch verändert habe. Ich hinterfrage gerade
beinahe alle Ansichten und Zukunftspläne, die ich bisher hatte und habe zu manchen
Dingen eine völlig neue Einstellung gewonnen. Die Harmloseste und für dich
vielleicht sogar Angenehmste ist, dass ich keine Lust mehr habe, mich in
exzessive Shoppingtouren zu stürzen. Diese Schnäppchenjägerei nach
Designerteilen erscheint mir jetzt lächerlich und zeitraubend. Ich war gestern
froh, als ich mit Sabine wieder im Parkhaus war und wir uns auf dem Heimweg
befanden."
      Mark grinste sardonisch. Ich wusste, dass er
jetzt gleich was sagen wollte und hob die Hand. " Stopp, ich bin noch
nicht fertig. Wie gesagt, das dürfte dich freuen, aber es gibt noch andere
Dinge, die dir vielleicht nicht so angenehm sind. Das Wichtigste davon: Ich
wünsche mir eine Familie. Ich möchte schnellstmöglich Mutter von mindestens
einem Kind, gerne auch zweien werden. Da ich Dreißig bin, habe ich nicht mehr
so viel Zeit. Ich höre meine innere Uhr laut ticken."   Während ich redete, sah ich, wie sich seine
regelmäßigen Gesichtszüge verdüsterten. Er unterbrach mich. " Solltest du
dir nicht lieber erst mal das Ziel setzen, völlig gesund zu werden? Was wird
aus deinem Job? Und außerdem: das ist eine Entscheidung, die wir beide zu
treffen haben, nicht du allein."
    "Mark,
ich weiß, wie du zu Kindern stehst. Aber meine Prioritäten haben sich geändert
und ich finde es nur fair, dir das zu sagen. Ich könnte mir uns beide gut als
Eltern vorstellen. Aber ich werde ohne deine Zustimmung in dieser Hinsicht
natürlich nichts unternehmen."
    Ich
räusperte mich, um den dicken Kloß im Hals angesichts seiner abweisenden Miene
loszuwerden. War ich zu weit gegangen?  

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