ZITRONENLIMONADE (German Edition)
sadistischen
Mama aufwachsen, die rächen sich nicht etwa zuerst bei ihrer Erzeugerin, nein.
Bei der zeigen sie Langmut und devote Unterwürfigkeit und bringen ersatzweise
erst mal andere Frauen um. Aber unabhängig von dessen krimineller Veranlagung
ist es ist äußerst unklug, an der Mutter des Zukünftigen irgendetwas zu
bemängeln. Da kann man nur verlieren! Ich ließ das heikle Thema deshalb erst
mal fallen und erkundigte mich stattdessen, was wir bei dem bescheidenen Wetter
heute noch anstellen wollten.
Mark
sprang auf, lief zum Flachbildschirm und schwenkte triumphierend eine DVD.
"Habe ich gestern gekauft, weil sie da schlechtes Wetter angesagt hatten.
Wir machen es uns auf der Couch gemütlich, lassen später was vom Italiener oder
Chinesen zu Essen kommen und genießen den Film. Ist ganz neu
rausgekommen." Nach einem Blick auf die Hülle schluckte ich. Mein Liebster
hatte doch tatsächlich den neuesten James-Bond erstanden, einen ACTION -
Film!!! Wie überaus feinfühlig! Wäre eine nette Geste gewesen, wenn er mich mal
nach meinem Filmgeschmack gefragt hätte. Hatte er vermutlich wohlweislich nicht
getan, da er sonst Gefahr gelaufen wäre, seine kostbare Freizeit mit Pretty
Woman, Schlaflos in Seattle, Titanic oder sonst irgendeinem sentimentalen
Scheiß verplempern zu müssen.
Wenigstens
half er mir vom Sessel auf die Couch hinüber und polsterte meinen Sitz sogar
noch mit Kissen im Rücken auf. Eng aneinander gekuschelt verfolgten wir das
Leinwandgeschehen, während James " Gerührt-nicht-geschüttelt" (oder
war es umgekehrt?) den obligatorischen Bösewicht verfolgte, natürlich - wie
sollte es auch anders ein? - mit grandiosen Stunts…Für das Essen - gelieferte Gourmetpizza mit Shrimps und
Garnelen - unterbrachen wir den Film und spielten stattdessen das
Was-Wäre-Wenn-Spiel in Bezug auf Kinder. Mark malte mir in schwärzesten Farben
aus, auf was wir alles verzichten und erdulden müssten, wenn sich jetzt gerade
ein Baby bei uns befände, während ich mich mit aller Kraft bemühte, seine
Horrorszenarien zu entkräften (Selbst wenn unser imaginäres Kind, wie er düster
prophezeite, ein Schreikind mit massiven Verdauungsstörungen gewesen wäre,
fände ich es gerade beim aktuellen Film gar nicht so schlimm, diesen nicht
ungestört ansehen zu können…aber diese Sichtweise behielt ich wohlweislich für
mich) .
Am
Ende stand es, was die Argumente anging, unentschieden, aber ich tröstete mich
damit, dass er sich zumindest gedanklich damit beschäftigte.
Nach
dem Film räumte er geschäftig die leeren Pizzakartons weg und stellte die
Gläser in die Spüle. Ich war hundemüde und insgeheim froh darüber, dass er
keine Annäherungsversuche gemacht hatte. Meine gesamte Selbstsicherheit war an
diesem Wochenende wie Butter in der Sonne dahin geschmolzen; Hilflosigkeit, permanentes
Angewiesensein auf Mitmenschen und ständiges Ringen um Beherrschung, dass die
Laune nicht endgültig in den Keller abglitt, waren keine guten Voraussetzungen
für sexuelle Anziehung oder Lustgefühle.
Da
ich in unserer Wohnung mangels Gelegenheit ja nicht nächtigen konnte, brachte
er mich für die letzte Nacht meines Reha Urlaubes zurück zu Sabine. Natürlich hätten
wir eine Art Matratzenlager im Wohnzimmer aufschlagen können, aber das wäre mit
zu viel Aufwand verbunden gewesen. Mark hätte die Betten und Matratzen von oben
runterschleppen müssen, ganz zu schweigen davon, dass ich erhebliche
Schwierigkeiten gehabt hätte, vom Boden wieder in den Rollstuhl zu kommen. Ich
wollte es ihm nicht zumuten und er machte auch keinen diesbezüglichen
Vorschlag. Es hatte mir schon gereicht, dass ich an diesem Nachmittag einmal
unsere Toilette benutzen musste und größte Schwierigkeiten hatte, meinen
Rollstuhl durch die enge Türe zu manövrieren und noch größere Probleme damit,
trotz Hilfe von Mark auf den niedrigen Toilettensitz runter zu kommen…Es war
demütigend gewesen!
Als
wir bei Sabines und Alex´Haus ankamen, war alles dunkel und still. Alex' Auto
stand nicht in der Garage, also waren sie immer noch zu Besuch bei ihren
Augsburger Freunden. Wir hatten aber einen Hausschlüssel bekommen und eine
halbe Stunde später - nach den obligatorischen Verrichtungen im Bad und mit
Marks Hilfe lag ich im Bett. Und freute mich innerlich tatsächlich auf mein
komplett behindertengerechtes Rehazimmer, in dem ich mich völlig autark
bewegen, aufstehen, waschen, duschen und auf die Toilette gehen konnte! In
einem
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