ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Mark stellte den wesentlichsten Bestandteil meiner Zukunft dar, all meine Genesungswünsche
und gesundheitlichen Fortschritte waren darauf aufgebaut, dass ich bis zum
Sommer - zu unserer Hochzeit - gesund werden würde. Ich verachtete mich selbst
dafür, aber die Angst davor, dass er mich verlassen könnte, war zu groß, also
ruderte ich zurück. " Ich will dich
keinesfalls erpressen oder unter Druck setzen. Ich möchte nur, dass du generell
darüber nachdenkst, ob du dir vorstellen kannst, der Vater meiner Kinder zu
werden. Wenn du dich dadurch überforderst fühlst, dann werde ich mich deiner
Entscheidung beugen und eine Schwangerschaft bewusst vermeiden. Ich liebe dich,
Mark. Und ich bitte dich einfach nur, darüber nachzudenken und mir irgendwann
Bescheid zu sagen."
In
Wahrheit wollte ich mir eine Zukunft mit ihm ohne Kinder nicht vorstellen. Es
würde genau so weitergehen wie bisher, vorausgesetzt, ich überwände meine
Behinderung. Natürlich wären wir verheiratet, aber wir würden weiterhin in
diesem Mausoleum von Wohnung leben, er würde zu viel arbeiten wie gehabt, ich
ebenfalls, wir würden beide gut verdienen, zu viele Steuern zahlen und unsere
freie Zeit verbrächten wir wie alle DINKs (Double Income No Kids) mit
Porschespritztouren (er), Shoppingexzessen (ich - würde sie vermutlich aus Langeweile wieder
aufnehmen), langen faulen Wochenenden im Bett, exklusiven Städtetrips, Essen in
teuren Restaurants oder abendlichen Bestellungen bei Imbisslieferanten aller
Herren Länder. Ab und zu würden wir uns mit anderen kinderlosen Paaren in irgendwelchen
angesagten Bars zu oberflächlichem Geplauder treffen. Nicht mal Theater- oder
Konzertbesuche wären zusammen möglich, da Mark mit Kunst und Musik nichts
anfangen konnte. Mir graute vor dieser Aussicht! Wir würden eines dieser
nörgeligen Paare werden, denen jeglicher
Kinderlärm auf die Nerven geht und die mit allen menschlichen Lebewesen unter
- sagen wir zwanzig -nichts anfangen könnten. Wahrscheinlich
würde der Kontakt zu Sabine und Alex einschlafen, da ich es nicht ertragen
könnte, an ihrer Familie ständig vor Augen zu haben, was mir entginge…
Marks
Gesichtszüge hatten sich während meiner letzten Worte wieder entspannt und
seine bisher zusammengepressten Lippen öffneten sich zu einem vorsichtigen Lächeln."
Chris, ich verspreche dir, darüber nachzudenken. Aber du kennst meine
Einstellung: Kinder gefährden eine Partnerschaft. Ich möchte eine intelligente
attraktive Ehefrau, die selbstständig und finanziell unabhängig ist, mit der
ich jederzeit überall hin - vor allem auch ins Bett - gehen kann, wann wir beide Lust darauf haben
und die ich mit niemandem teilen muss, insbesondere nicht irgendwelchen
quengeligen, anstrengenden Zwergen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen,
begeistert darüber zu sein, dass diese bis dato eigenständige Ehefrau plötzlich
auseinander geht wie eine Dampfnudel, abnorme Essgelüste entwickelt und ihr
höchstes Glück darin sieht, das Kinderzimmer niedlich einzurichten. Und nach
der Geburt ist sie dick, ungepflegt und unattraktiv und lässt nur noch das Baby
an ihren Busen." Als ich ihn unterbrechen wollte, winkte er ab. " Ich weiß, dass du der Ansicht bist, ich
übertreibe. Aber ich hab´s doch tausendfach im Bekanntenkreis miterlebt. Und
bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich das einfach nicht möchte."
In
mir stieg die Wut auf meine Schwiegermutter in spe hoch. Seine Ansichten über
Mutterschaft waren stark von der alten Schnepfe geprägt worden. Sie hatte keinesfalls
Kinder gewollt, Mark war ein Unfall in ihren Vierzigern gewesen und das hatte
sie ihm nie verhehlt. Vielleicht gerade deshalb, weil er sich ihrer Liebe nie
sicher sein konnte, vergötterte er sie. Zum Glück lebte sie hoch oben im
Norden, in Hamburg in einem teuren Seniorenstift und Treffen mit ihr konnte ich
gottseidank an einer Hand abzählen! Sofort bei unserer allerersten
Zusammenkunft hatte sie mir unmissverständlich klar gemacht, dass sie niemals
Großmutter werden wollte, da schon das Muttersein für sie so anstrengend gewesen
sei.
Aber
es war, wie ich aus Erfahrung wusste, sinnlos, mit ihm darüber streiten zu
wollen. Kein Mann würde jemals zulassen, dass irgendein weibliches Wesen seine
Mama kritisierte! Mama ist für alle Männer unantastbar! Man liest es
doch in diversen Thrillern, allen voran Alfred Hitchcocks "Psycho",
immer wieder: Sogar die Serienmörder, die vaterlos bei einer bösen
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