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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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mit
nur einem gesunden Arm ein lebhaftes Baby im Seifenwasser sicher festhalten
kann! Typisch Hollywoodregisseure, denen geht´s nur um die rührende Wirkung. Tja,
die bräuchten mich als Berater, dann würden ihnen solche Unglaubwürdigkeiten
nicht passieren!  
    Ich
wandte mich Mark zu, um ihn darüber zu informieren, dass ich ab sofort als
Experte für Schlaganfälle und deren Folgen beim Fernsehen arbeiten würde, und
stellte fest, dass mein Liebster mit absolut entspannten Gesichtszügen leise
schnarchend im Tiefschlaf lag. Empört rüttelte ich ihn an der Schulter. Langsam
und verwirrt kam er wieder zu sich. Das konnte doch nicht wahr sein! Da hätte
er sich endlich mal live ansehen können, mit was für Widrigkeiten ich zu
kämpfen hatte, und dann schlief er den Schlaf des Gerechten…
    Da
er den Film von Anfang an verpennt hatte, war es sinnlos, mit ihm darüber
Diskussionen führen zu wollen. Zudem war es spät geworden und er beschloss, in
sein Hotel zu fahren. Gähnend und ganz ohne Feingefühl meinte er:
    "Das
Nickerchen hat mir sehr gut getan, ich werde jetzt in meinem Hotelbett selig
weiterschlummern. Ich komme morgen nochmal kurz vorbei, wenn du möchtest, bevor
ich nach München zurück fahre." Was sollte das denn schon wieder? Wenn ich
mochte? Ich schloss daraus, dass er eigentlich nicht mehr kommen wollte und
"kurz" brächte weder mir noch ihm etwas.
    "
Nein, Mark, fahr du gleich nach dem Frühstück zurück, du solltest dich
auskurieren. Ruh dich lieber übers Wochenende aus, damit du nächste Woche
wieder fit bist!" Zu rasch willigte er in meinen Vorschlag ein und ich
hatte das Gefühl, manipuliert worden zu sein. Als er nach einem flüchtigen
Wangenküsschen -   " ich will dich
nicht anstecken" - gegangen war, blieb ein schales leeres Gefühl in mir
zurück.

Kapitel Siebenundzwanzig
     
    Wie
immer erwachte ich am nächsten Morgen gegen sieben Uhr. Es war Samstag, es fanden
keine Therapien statt und ich bekam heute auch keinen Besuch, da ich davon
ausgegangen war, dass Mark am Wochenende bei mir wäre.
    Ich
lag still im Bett, lauschte dem Zwitschern der Vögel draußen und überlegte mir,
was ich heute tun könnte, um diesen Tag möglichst schnell herum zu bringen.
Nach dem Frühstück fuhr ich zum Haupteingang   hinaus auf den Vorplatz, wo sich schon wieder
die unbelehrbaren Süchtigen das erste Nikotin in ihre armen Lungen pumpten.
    Es
war für mich generell nicht nachvollziehbar, dass man seinen Körper mit Nikotin
wissentlich vergiftete. Aber diese Raucher hier waren in einer
Rehabilitationseinrichtung, sollte heißen, jeder einzelne von ihnen hatte eine
schwerwiegende Krankheit, von der sich sein Körper erholen musste. Ich konnte
mir ihr Verhalten nur so erklären, dass ihnen ihre Krankheiten aufs Hirn
geschlagen sein mussten:
    Sie
saßen da in Rollstühlen oder standen auf Krücken gestützt, teilweise mit amputierten
Gliedmaßen und zogen hektisch an ihren Glimmstängeln. Die ganz vernagelten
Fälle - ich würde sie aus der Reha rauswerfen und in die Psychiatrie einweisen
lassen, wenn ich hier das Sagen gehabt hätte - waren samt Infusionsständern
unterwegs: Im einen Arm die Kanüle mit dem Dauertropf, die ihnen Medikamente
verabreichte, und in der anderen Hand die Zigarette. Es stank intensiv nach
Rauch und ich rollte nach einem kurzen gemurmelten Gruß schnell ein paar Meter
weiter, um die frische Luft zu genießen.  
     
    Zu
allem Überfluss würde es auch noch ein schöner sonniger Tag werden. Der Himmel
zeigte sich wolkenlos und die Sonnenstrahlen wärmten meine Haut. Was könnte ich
an so einem Tag nicht alles unternehmen, wäre ich in der Lage, zu laufen!
    Hier
am Bodensee gab es so viele schöne Ausflugsziele. Aber ich wäre ja schon mit einem
Waldspaziergang zufrieden, Hauptsache, ich bekäme ein wenig Bewegung und
Sauerstoff... Aber da das Gelände hier wie schon erwähnt, relativ abschüssig
war, würde ich mit meinem Rollstuhl allein nicht allzu weit kommen. Naja, dann
würde ich halt heute mal wieder ein paar Bekannte anrufen, um zu plaudern,
sofern die bei dem Wetter zuhause säßen, was ich stark bezweifelte.
    Ich
seufzte tief auf und wendete gerade, um wieder hinein zu fahren, als ich jemanden
vom Parkplatz her winken sah. Die Sonne blendete und ich kniff die Augen zusammen,
um zu erkennen, wer es war. Sollte ich Überraschungsbesuch bekommen? Ich
erkannte die Silhouette eines großen schlanken Mannes in Hose, Hemd mit
Krawatte und einem Sakko darüber und einen Moment

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