ZITRONENLIMONADE (German Edition)
schlug mein Herz vor Freude
schneller, da ich dachte, Mark hätte seine Meinung geändert und wäre doch noch
bei mir vorbei gekommen. Mit ein paar schnellen Schritten stand er vor mir und
mein freudiges Lächeln verblasste unwillkürlich, als ich Robert Wallner
erkannte. Er war heute frisch rasiert und beim Friseur gewesen, wie ich nebenbei
registrierte. Der Businesslook stand ihm ebenso gut wie Jeans, Hemd und
Lederjacke.
"Sie
haben mich mit jemandem verwechselt", stellte er bedauernd fest, während
er mir die Hand entgegen streckte.
"Tut
mir leid, Christina, wenn ich Ihre Erwartungen nicht gerecht werde. ich freue
mich trotzdem, Sie zu sehen." Er
lächelte mich freundlich an und es war mir peinlich, dass meine Enttäuschung so
offensichtlich zu erkennen war. Ich beschloss, ehrlich zu ihm zu sein und erklärte: "Ich dachte, mein Freund hätte
seine Meinung geändert und würde, anstatt nach München zurück zu fahren, doch
noch einen Abstecher zu mir machen." Fragend zog er die Augenbrauen hoch und ich musste lachen, als ich ihm
die unausgesprochene Frage vom Gesicht ablas.
"
Nein, nein, wir haben uns nicht gestritten! Er war gestern da, ist aber sehr
erkältet und wir haben uns geeinigt, dass er nach einer Übernachtung in Lindau
heute gleich heimfährt, um sich auszukurieren."
Forschend
blickte er mich an.
"
Lassen Sie mich raten: Ihnen steht jetzt, da er nicht hier ist, ein
langweiliges langes Wochenende bevor?"
Bedrückt
nickte ich. "Oh ja, und ich nehme an, bei diesem Wetter sind auch all
meine anderen Bekannten unterwegs und telefonisch nicht erreichbar, sonst
könnte ich mir die Zeit wenigstens mit Telefonieren vertreiben."
Er
grinste mich frech an.
"Sie
könnten stattdessen ja mit mir ein wenig plaudern!"
Oh,
oh, flirtete der Typ etwa schon wieder mit mir? Konnte ich mir aber nicht
vorstellen, immerhin saß ich im Rollstuhl und trug Jogginghosen mit
Baseballstiefeletten. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um als
begehrenswertes Flirtobjekt durchzugehen! Sachlich erklärte ich ihm:
"Das
würde ich gerne, aber Ihre Mutter wartet sicher schon auf Sie, da möchte ich
Sie nicht aufhalten."
Seine
grünbraunen Augen strahlten mich an.
"
Na prima, wenn Sie ebenfalls Lust auf ein Plauderstündchen mit mir haben, dann
kommen Sie doch mit mir und Mutter mit auf die Insel Mainau. Wir wollen heute
einen Ausflug dorthin machen. Es blüht zwar noch nicht allzu viel um diese
Jahreszeit, aber es sind auch weniger Besucher da als im späteren Frühjahr oder
Sommer. " Bei seinen Worten stieg in mir eine unbändige Sehnsucht hoch.
Die Mainau! Ich liebte diese schöne Blumen - Insel mitten im Bodensee.
Da
bekäme ich meinen Drang nach Natur und Sauerstoff gepaart mit einem schönen
Ausflugsziel unter einen Hut! Und wie er richtig bemerkte, war es dort um diese
Jahreszeit sicher nicht überlaufen, das würde mir sehr gelegen kommen, da ich
in meinem momentanen Zustand ohnehin nicht gerne unter Menschenmassen war. Aber
mit dem Rollstuhl auf die Mainau? Quasi fremden Leuten zur Last fallen? Unmöglich!
Robert
Wallner schien Gedanken lesen zu können. "Kommen Sie mir jetzt nicht mit
irgendwelchen fadenscheinigen Ausflüchten von wegen Nicht-Laufen-Können,
Umstände machen oder ähnlichem. Auf der Mainau ist alles rollstuhlgerecht, die
Wege sind meist eben und es gibt sanitäre Einrichtungen für Rollstuhlfahrer. Wir
fahren mit meinem Wagen - es ist ein Kombi, da bringe ich den Stuhl mühelos
rein - bis zum Parkplatz und laufen dann über die Brücke rüber zur Insel. Ich
bin sicher, Mutter würde sich genauso wie ich freuen, wenn Sie mitkommen. Kommen
sie, Christina, geben Sie ihrem Herzen einen Stoß und fahren Sie mit."
Unschlüssig sah ich ihn an. Der Vorschlag klang wirklich verlockend, aber….
"
Ich höre die Rädchen in ihrem Kopf rattern. Christina, wo ist das Problem? Mir
würde das Herz brechen, wenn ich auf der Mainau säße und daran denken müsste,
wie Sie diesen wunderschönen Tag mutterseelenallein in ihrem Kämmerchen
verbringen!"
Ich
musste über seine gespielt kummervolle Miene lachen.
"
Einverstanden. Ich kann es nicht verantworten, wenn Ihnen wegen dem Gedanken an
mich irgendetwas bricht! Ich müsste mich nur noch rasch umziehen. "
Freudig
strahlte er mich an, wobei sich seine Augenfältchen und die Grübchen auf seinen
Wangen vertieften." Wie schön, dass ich Sie überredet habe. Wir treffen
uns hier am Eingang, ich hole meine Mutter." Der Mann war ein
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