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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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liebsten
entgegenschleudern. Es geht hier gerade nicht um deinen kostbaren Arbeitsplatz,
mein Lieber, sondern um meinen!
    Aber
Fakt war, dass er sich nicht gewillt zeigte, sich in irgendeiner Art und Weise
für mich einzusetzen, sondern mich buchstäblich im Regen stehen lassen wollte.
War er schon immer so ein ichbezogenes Arschloch gewesen, oder hatte er sich
erst in den letzten Wochen dahingehend entwickelt?
    Mein
ganzes Mitleid mit seinem angeschlagenen Zustand verflüchtigte sich wie
Frühnebel in der Morgenwärme. Womöglich hatte er durch die kanzleiinternen
Beziehungen zu meinem Brötchengeber schon vorab darüber Bescheid gewusst, was
sie mit mir vorhatten? Ich verstieg mich sogar zu der Vorstellung, dass auch in
diesem Fall eine "inoffizielle Rechtsberatung" der Kanzlei an die
Personalabteilung von Toskopharm erfolgte, wobei man dann dieses Schreiben an
mich aufgesetzt hatte. War er deshalb heute gekommen? Um mich sozusagen davor
zu bewahren, etwas Unüberlegtes - wie zum Beispiel einen unangenehmen Prozess
anzuzetteln - zu tun?
    Aber
als ich ihm diese Vermutungen erregt an den Kopf warf, wechselte seine Gesichtsfarbe
von käsig zu leichenblass. Völlig fassungslos sah er mich an und fragte leise:
"Chris, du traust mir so etwas tatsächlich zu? Dass ich Bescheid wusste
und dir nichts davon gesagt habe? Was um Himmels willen denkst du von mir? Dass
ich ein herzloses Ungeheuer bin und meinen Job über dich stelle? Ich schwöre,
ich hatte keine Ahnung. Unsere Kanzlei mischt sich mit Sicherheit nicht in
Personalangelegenheiten ein, die löst die Rechtsabteilung von Toskopharm allein!"
    Sichtlich
betroffen fuhr er fort: "Glaub´ mir, ich würde dich liebend gerne
unterstützen, aber mir sind die Hände gebunden. Es käme wirklich nicht gut,
wenn ich im Alleingang aus privaten Gründen gegen einen Konzernvorstand
vorgehen würde, der zu meinen Chefs eine freundschaftliche Verbindung hat."
    Angesichts
seines echten Entsetzens über meine böse Unterstellung - er bemühte sogar den
Himmel, obwohl er ständig betonte, überzeugter Atheist zu sein - schämte ich
mich, übers Ziel hinaus geschossen zu sein. Aber seine unkooperative
Verhaltensweise wurmte mich gewaltig. Angesichts seiner rotumränderten Augen
und der Art und Weise, wie er sich müde die Schläfen massierte, lenkte ich
jedoch ein - dass wir Frauen aber auch immer gleich so mitfühlend sein müssen…
    "
Ist ja schon gut, ich verstehe dich. Tut mir auch leid, dass ich so
überreagiert und dir Illoyalität unterstellt habe. Ich hatte mich nur in den
Gedanken verrannt, du würdest mich beraten und für mich ein Antwortschreiben
verfassen. Aber ich werde schon jemanden finden, vielleicht aus unserem Semester,
der sich gut mit Arbeitsrecht auskennt."
    Sichtlich
erleichtert erhellten sich seine besorgten Gesichtszüge. "Ja, das wird das
Beste sein. Und jetzt lass uns über schönere Dinge reden als immer nur die
Arbeit." Wie bitte? Hatte ich mich eben verhört?   Ich glaubte es nicht, die gesamte Zeit, als
ich im Krankenhaus gelegen hatte, drehte sich die Hälfte all unserer Gespräche
um Arbeit, allerdings um seine Aktivitäten in der Kanzlei. Aber jetzt, wo ich mal ein massives, sogar
existentielles Problem mit meinem Job hatte, sollten wir lieber über schönere
Dinge reden? Über was denn beispielsweise? Vielleicht über meinen
Behindertenstatus, darüber, dass ich immer noch Rollstuhlfahrerin war oder wie
es nach meiner Entlassung aus der Reha weitergehen sollte? Ich versuchte,
sachlich zu bleiben.
      " Mark, hast du dir schon mal überlegt,
wie es weitergeht, wenn ich aus der Reha komme? Ich kann in meinem jetzigen
Zustand unmöglich in unsere Wohnung zurück, da komme ich nicht klar. Was tun
wir, sollen wir die Wohnung verkaufen und uns was" - ich zögerte, sprach
das verhasste Wort aber doch aus - "Behindertengerechtes suchen?" Er
blickte mich regelrecht geschockt an. " Unsere Wohnung verkaufen? Chris,
bitte. Ich denke, du übertreibst. Irgendwie wird es schon gehen, außerdem, der
barrierefreie Zugang über die Tiefgarage und den Aufzug ist doch optimal für
dich."
    Klar,
aber dann würde ich erst im Wohnzimmer stehen, käme aber weder ins Bad noch in
die Toilette, geschweige denn in unser Schlafzimmer oben auf der Galerie.
    "
Das würde nur gehen, wenn wir Bad und Klo umbauen lassen und einen Treppenlift
nach oben einbauen Und ob das bei unserer Designertreppe überhaupt möglich ist,
bezweifele ich stark. Mark, bitte, sieh´ es ein, das klappt

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