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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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echter
Charmebolzen! Er tat gerade so, als hätte ich ihm den Tag gerettet.
      Rasch fuhr ich in mein Zimmer und zog mir über
meine schwarze Jogginghose ein passendes schwarz-weiß gemustertes T-Shirt,
schlang mir, falls es kühler würde, einen weißen Schal um den Hals, schlüpfte
in meine knallrote Sweatjacke und packte in meine Umhängetasche noch ein
zusammenfaltbares Regencape. Und   - dem
Behindertenstatus zum Trotz -legte leichtes Make-Up, mein Lieblingsparfum und
Lippenstift auf! Wenn ich denn schon mal eine "Verabredung" hatte!
     
    Eine
halbe Stunde später saßen wir alle drei in seinem schwarzen Mercedes-Kombi,
fuhren Richtung Mainau und unterhielten uns fröhlich. Auch Iris Wallner war von
der Idee ihres Sohnes, mich mitzunehmen, sehr angetan.
    Als
wir uns auf dem Parkplatz vor seinem Wagen trafen, ergriff sie meine beiden
Hände, beugte sich zu mir und erklärte erfreut: " Das war eine prima Idee
von Robert. Schön, dass Sie mit uns kommen." Trotz meiner Proteste überließ
sie mir den Beifahrersitz. Augenzwinkernd erklärte sie: "Ich sitze gerne
hinten, da muss ich wenigstens   Roberts
Fahrstil nicht so unmittelbar mit erleben!" worauf ihr ihr Sohn lachend
mit dem Finger drohte.
    Überhaupt
war das Verhältnis zwischen ihnen von liebevoller Kameradschaft geprägt. Sie nahmen
sich gegenseitig verbal ständig auf den Arm, gleichzeitig spürte ich die
liebevolle unauffällige Fürsorge Roberts für seine Mutter. Sein Fahrstil war
sicher und souverän, er fuhr zügig, raste aber nicht und riskierte auch auf der
Landstraße keine gewagten Überholmanöver. Als wir eine Zeitlang hinter einem
extrem langsamen Familienvan mit vier Kindern auf der Rückbank her zuckeln
mussten, zeigte Robert keinerlei Anzeichen von Ungeduld oder Unmut. Im
Gegenteil, er drosselte sein Tempo und hielt genügend Abstand. Die Kinder in
dem Van pressten ihre Nasen an die Heckscheibe und winkten uns zu, Robert winkte
sofort zurück. Mit einem kurzen Seitenblick auf mich fragte er:
      " Ist das Reisetempo angenehm oder bin
ich Ihnen zu langsam?"
    "Ersteres.
Sie fahren sehr sicher. Und Schnelligkeit kann ich seit meinem Aufenthalt auf
der Frühreha, wo fast die Hälfte aller schweren Fälle durch Raserei und Unfälle
verursacht war, sowieso schlecht ertragen." Dann setzte ich ohne zu
überlegen hinzu:
    "
Mark, mein Freund, kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Er ist
Porschefahrer und glaubt, gerade auf den Autobahnen eine eingebaute Vorfahrt zu
besitzen." Abrupt machte ich den Mund zu. Himmel, warum kritisierte ich
jetzt Mark vor diesen netten Leuten? Robert Wallner spürte meine Verlegenheit.
      "Wissen Sie, Christina, früher bin ich
auch gern schnell gefahren." Er blickte in den Rückspiegel, wo seine
Mutter auf der Rückbank zustimmend nickte." Aber man wird älter. Und jetzt
sage ich mir, ich will mit meinem Wagen sicher von A nach B kommen, aber ich
bin nicht auf der Flucht. Außerdem sieht man von der Landschaft mehr, wenn man
gemütlich fährt."   Und während er
den Kindern vor uns eine lustige Grimasse schnitt, ergänzte er fröhlich:
      " Und man kann wildfremden Kindern eine
Freude machen!" Die Kinder, es waren zwei Mädchen und zwei Jungs, alle
zwischen etwa drei und zehn Jahren alt, lachten fröhlich und zogen ebenfalls
die wildesten Gesichter. Ich fand es absolut süß von ihm, wie er auf sie einging.
Und ertappte mich bei dem Gedanken, dass Mark niemals auf so eine Idee käme. Der
würde beim Anblick dieser winkenden Kinder nur genervt reagieren, und sein
ganzes Sinnen und Trachten wäre lediglich darauf gerichtet, diesen "Lahmarsch"
vor ihm schnellstmöglich zu "packen", damit er endlich wieder freie
Bahn hätte. Rasch schüttelte ich den Vergleichsversuch zwischen Mark und Robert
ab. Ging gar nicht, dass war wie…. Birnen mit Äpfeln zu vergleichen!
     
    Kurz
darauf fuhren wir auf den Mainau - Parkplatz, der auf dem Festland lag. Von
dort führte eine Brücke direkt auf die Insel. Zum zweiten Mal war ich froh um
meinen Behindertenparkausweis, durch den wir ganz vorne einen Platz fürs Auto
fanden. Ich gab es ungern zu, aber es hatte was für sich, wenn man überall
einen Parkplatz, noch dazu in bester Lage, ergattern konnte. Trotzdem wäre ich
lieber kilometerweit gelaufen, wenn ich nur gekonnt hätte! Und am
unbegreiflichsten waren mir die stinkfaulen und vor allem unverschämt dummen
Zeitgenossen, die unberechtigt auf Rollstuhlplätzen parkten. Als ich noch
gesund gewesen war, wäre ich nie auch nur

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