ZITRONENLIMONADE (German Edition)
im Entferntesten auf die Idee
gekommen, auch wenn ich es eilig hatte, mich auf einen Behindertenparkplatz zu
stellen!
Direkt
neben uns, ebenfalls auf einem beschilderten Rollstuhlparkplatz, parkte ein Audi,
aus dem zwei zwar korpulente, aber nicht sichtbar behinderte Menschen ausstiegen.
Es handelte sich um ein Ehepaar mittleren Alters, typische Touristen mit labberigen
Freizeithosen und T-Shirts, die ihre unförmigen Figuren betonten, dazu elegante
Birkenstocklatschen an den Füßen. Ich wusste, dass Behindertenausweise nicht
nur an Rollstuhlfahrer vergeben werden. Auch Menschen mit starker Gehbehinderung
oder schweren Herzbeschwerden, die deswegen keine weiten Strecken mehr gehen
können, erhalten diese Berechtigungen.
Ich
verrenkte mir vergeblich den Hals, um einen etwaigen Ausweis auf der Ablage des
Wagens zu sehen. Aber da lag nichts. Die beiden hatten offensichtlich die
Frechheit, vermutlich da sonst keine Plätze vorne frei waren, auf diesem
speziellen Platz zu parken.
Völlig
ungeniert und neugierig schauten sie zu, wie Robert den Rollstuhl aus dem
Kofferraum holte und aufgeklappt neben den Beifahrersitz stellte. Wollten die
jetzt tatsächlich auch noch zugucken, wie ich den Transfer in diesen
vermaledeiten Stuhl hinbekommen würde? Gerade wollte ich etwas sagen, da kam
mir Robert Wallner zuvor. Freundlich wendete er sich an die beiden:
"
Entschuldigung, aber wie Sie sehen, sind dies Behindertenplätze. Ich glaube,
Sie haben vergessen, Ihren Ausweis im Wagen sichtbar hinzulegen?"
Beide
blickten böse drein und sie lief im Gesicht hochrot an. " Wat geht Sie dat
eischentlich an? Wir dürfen hia paaken, wo wia wollen! Komm Kalle!" Sie
wollte ihren sichtlich zögernden Mann in Richtung Brücke ziehen.
Aber
da kam sie bei den Wallners gerade recht. Jetzt war Iris an der Reihe. Energisch
erklärte sie:
"Ich
kann für Sie beide nur hoffen, dass Sie so einen Parkplatz niemals berechtigt
in Anspruch nehmen müssen. Dummheit stellt zwar eine Behinderung dar, reicht
aber für einen Behindertenparkausweis nicht aus. Und ich warne Sie, wenn Sie tatsächlich
hier stehen bleiben, informieren wir die Inselverwaltung und Ihr Wagen ist
schneller abgeschleppt als Sie auf Drei zählen können!" Kalle bekam Angst
um seinen kostbaren fahrbaren Untersatz. Unwirsch riss er sich von seiner
Angetrauten los, stieg in seinen Wagen und ließ den Motor an.
Sie
starrte uns böse an, sprang aber dann erstaunlich behände ebenfalls in das Auto
und sie fuhren weg, um sich einen regulären kostenpflichtigen Parkplatz zu
suchen.
So,
dass war geschafft und da momentan sonst keine unerwünschten Zuschauer in der
Nähe, war ich auch bereit, in mein rollendes Gefährt umzusteigen; Robert hatte
den Stuhl im genau richtigen Winkel zum Beifahrersitz aufgestellt, beugte sich
zu mir und legte seine Hände um meine Taille. Ich stützte mich auf seinen
Oberarmen kräftig ab und stand auch schon. Geschickt drehte er mich und langsam
setzte ich mich mit seiner Unterstützung in den Stuhl ab. Das geht ja immer
flotter! dachte ich mir und schon schien Robert meine Gedanken gelesen zu
haben.
" Sie stehen schon erstaunlich schnell
auf, ich musste gar nicht viel helfen", freute er sich und ich freute mich
ebenfalls. "Irgendwann stehe ich auf und setze mich da nicht wieder rein",
drohte ich halb im Ernst, halb scherzhaft. Er lachte - ein fröhliches warmes
Lachen:
"
DAS glaube ich Ihnen sofort, Christina. Wenn es jemand schafft, dann sind Sie
das!"
Ich
grinste albern vor mich hin, als wir die Brücke zur Insel überqueren. Sie war
asphaltiert und eben, daher schob ich meinen Stuhl selbst, Robert und Iris liefen
rechts und links von mir.
"
Was freut Sie denn so? " erkundigte er sich neugierig. "Ich finde es
traumhaft, aus der Klinik raus und in die Natur zu kommen. Außerdem amüsiere
ich mich über die Bemerkung von Iris vorhin, dass Dummheit allein noch kein Grund
für einen Parkausweis ist!" Iris
grinste zufrieden. "Ist doch wahr! Manche meinen schon, sie könnten sich
alles erlauben! Ich wäre tatsächlich zur Verwaltung gegangen, wenn die nicht
weg gefahren wären".
Und
dann waren wir auf der Blumeninsel angelangt, hatten die unerfreuliche
Begegnung schnell vergessen und bewunderten auf unserem ausgedehnten Rundgang
die üppig wuchernde Frühlingsblütenpracht, herrliche Tulpenteppiche in allen
Farben, in die man sich am liebsten mitten hinein gelegt hätte. Vögel
zwitscherten in den Bäumen und Sträuchern, die milde
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