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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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Supermärkten, der von ihrem Ehemann und Vater gegründet
worden war. Vor drei Jahren hatten sie ihre Aktienmehrheit an einen
international agierenden Lebensmittelkonzern verkauft, Robert war aber nach wie
vor Vorstandsvorsitzender des Unternehmens geblieben. Sie waren beide
schwerreich, ging mir blitzartig auf. Und wirkten völlig bodenständig und
normal, geradezu bescheiden für ihre finanziellen Verhältnisse. Wie immer
konnte man mir meine Gedanken direkt vom Gesicht ablesen.
    "
Hey, Christina, bitte jetzt nicht in Ehrfurcht erstarren. Ich hasse es, wenn
die Leute wissen, wer ich bin. Ja, wir sind nicht gerade arm, führen aber beide
ein relativ normales Leben. Schon mein Vater hat schnell begriffen, dass Geld
zwar eine gewisse Sicherheit im Leben gibt, aber eben nicht unbedingt glücklich
macht. Mutter und ich sind derselben Ansicht. Also schlage ich vor, Sie
vergessen den Konzern schnell wieder. Nur die Idee mit dem Anwalt ist gut. Wir
sprechen das mal in Ruhe nächste Woche durch und überlegen uns gemeinsam, wie
Sie darauf reagieren möchten, dann lasse ich Dr. Kröger mal ein Schreiben
aufsetzen."
    Ich
kannte Robert mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dies keine leeren
Versprechungen waren und er mir tatsächlich einen fähigen Anwalt vermitteln
würde, der mir helfen könnte, meinem bisherigen Arbeitgeber gegenüber
angemessen aufzutreten. Mal sehen, was Mark dazu sagen würde! Aber da er mir ja
nicht helfen konnte, beschloss ich trotzig, ginge ihn das auch gar nichts an!
    In   der kommenden Woche schließlich geriet meine
noch einigermaßen heile kleine Welt völlig aus den Fugen.

Kapitel Neunundzwanzig
     
    Montags
war ich gut drauf, weil mein Wochenende so schön verlaufen war und das schlug
sich prompt in meiner ersten Therapiestunde nieder. So viel und so leserlich
wie an diesem Tag hatte ich noch nie in meiner Schreibgruppe geschrieben!
     
    In
der Physiotherapie verließ mich meine Beschwingtheit: Bei Lisa durfte ich zum
ersten Mal eine Treppe laufen. Klingt harmlos. Wir begaben uns auf den Gang
hinaus und sie brachte mich zu einer Treppe irgendwo im rückwärtigen Teil des
Gebäudes, die nach oben führte. "Die Treppe hier wird hauptsächlich vom
Personal benutzt, deswegen ist hier wenig los", bemerkte sie. Konnte mir
nur recht sein, ich brauchte kein Publikum! "Wir versuchen es erst einmal
mit Hinaufgehen", ordnete sie an.
    Am
Fuß dieser Treppe stand ich mit ihrer Hilfe aus dem Rollstuhl auf und umfasste
mit meiner linken Hand fest das Geländer. Sie stützte mich rechts, mein Arm lag
um ihre Schulter und dann belastete ich den linken Fuß, hob den rechten mühsam
auf die richtige Stufenhöhe und setzte ihn dort ab. Jetzt kam der für mich schwierigste
Teil: Ich musste mein ganzes Gewicht auf dieses Bein bringen, damit ich den
linken Fuß nachziehen konnte. Da mein Gleichgewicht immer noch massiv gestört
war und ich immer das Gefühl hatte, nach rechts ins Bodenlose zu fallen, war
das ein richtiger Kampf für mich. Ich traute meiner rechten Seite nicht zu,
dass sie mich hielt.
      Auch das Gefühl in meinem rechten Fuß war noch
immer nicht normal, es fühlte sich an, als ob ich in Watte treten würde, wenn
ich die Fußsohle belastete. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach, konnte
aber nicht sagen, ob das nun aus Angst oder Anstrengung der Fall war. Mit Lisas
aufmunternder Unterstützung schaffte ich drei Stufen, allerdings nicht
"überholend", wie es beim Treppensteigen der Normalfall ist, sondern
nur jeweils eine Stufe mit beiden Beinen. Dann begann wieder das verhasste
Zittern. Lisa wollte mit mir auf der Treppe umdrehen, damit ich wieder
runtersteigen konnte, aber da packte mich die echte Panik.
    Ich
konnte mit meinem unsicheren rechten Bein niemals auf dieser schmalen Stufe umdrehen,
nein, das ging auf gar keinen Fall. Alle gute Zureden nützte nichts, ich
klammerte mich links ans Geländer, rechts an Lisa, fürchtete mich wie ein
kleines Kind und hatte das irrationale Gefühl, gleich ins Bodenlose zu fallen.
Mein ganzer Körper versteifte sich, ich war völlig panisch und wollte auf der
Stelle in meinem Rollstuhl zurück! Diese verdammte Treppe konnte mir gestohlen
bleiben.
    Mit
einer Engelsgeduld überredete mich meine Therapeutin, mit ihrer Hilfe die
Stufen rückwärts hinunter zu steigen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich
wieder in meinem Stuhl saß. Ich war schweißgebadet und starrte fassungslos auf
die drei harmlosen Stufen, auf denen ich gestanden

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