ZITRONENLIMONADE (German Edition)
meinem Vater, ich war mir aber sicher, dass sie an diesem
Turnier ebenfalls teilnehmen würde. Und da ich mit Robert und Iris bereits
vereinbart hatte, mit ihnen am kommenden Tag in einen schönen Landgasthof hier in
der Umgebung zum Mittagessen zu gehen, erklärte ich ihr halb wahrheitsgemäß,
ich hätte mich bereits mit einer Bekannten hier aus der Klinik zum Mittagessen
und Kaffeetrinken verabredet.
War auch nicht gelogen, Iris war eine
Bekannte, nur ihren Sohn hatte ich großzügig unterschlagen, um Mamas
detektivischem Spürsinn keine neue Nahrung zu geben.
Mama zeigte sich erleichtert darüber, dass ich
beschäftigt war, erklärte aber dann freudig: "Stell dir vor, Christina,
dein Schwester kommt demnächst aus Australien zu uns. Sie will dich dann
besuchen kommen. Wir rufen noch an, wann es soweit ist."
Als
ich aufgelegt hatte, freute ich mich auf Martina, die zwei Jahre jünger war als
ich. Wir hatten seit meinem Schlaganfall zweimal miteinander telefoniert, aber
die Verbindung war sehr schlecht gewesen, außerdem hatte sie auf ihrer
Schaffarm nur wenig Zeit. Ich freute mich darauf, mein Schwesterherz mal wieder
persönlich in die Arme schließen zu können. Sie hatte so etwas Bodenständiges,
Verlässliches an sich und war immer die Vernünftigere gewesen, die mit Mama nie
solche massiven Auseinandersetzungen geführt hatte wie ich. Dazu war sie zu
bedächtig, zu wenig aufrührerisch, während ich gerade in der Pubertät immer mit
dem Kopf durch die Wand gewollt hatte.
Kapitel Achtundzwanzig
Sonntagmittag
saß ich mit Robert und Iris, die mir mittlerweile vorkamen wie meine
Ersatzfamilie, in einem wunderschönen Gasthof hoch über dem See. Wieder
unterhielten wir uns alle zwanglos und angeregt. Robert trug, weil Sonntag war,
eine sehr schicke hellgraue Hose, ein weißes Hemd mit zartgelbgrauer Krawatte
und ein dunkelgraues Leinenjackett dazu und gefiel mir zusehends. Hatte ich
schon erwähnt, dass ich gutangezogene Männer mit Geschmack und Stil mag?
Die
hübsche Bedienung flirtete ganz unverhohlen mit ihm, während sie unsere
Bestellung aufnahm. Nach einem kurzen Blick auf mich, vor allem meinen
Rollstuhl, stufte sie mich als harmlos und nicht konkurrenzfähig ein. Während
er zu meinem geheimen Ärger- warum nur, ich war doch gar nicht an ihm
interessiert! - mit ihr fröhlich schäkerte - musterte ich ihn verstohlen. Von
wegen zerstreuter freundlicher Professor! Der Mann war eine Augenweide für jede
Frau und wieder fragte ich mich, warum zum Teufel er scheinbar nicht liiert
war. Hoffentlich war er nicht bindungsunfähig oder schwul! Das wäre ein echter
Verlust für die Damenwelt gewesen. Allerdings sprach der Kuss, den ich am Vortag bekommen hatte, dagegen…Mein
Gewissen meldete sich: Was geht es dich an, Christina, ob er auf Männer steht.
Du bist verlobt. Ich rechtfertigte mich: War ja schon gut, ich meinte ja nur allgemein! Mittlerweile hatte sich
die Bedienung offensichtlich schweren Herzens in Richtung Küche begeben, um
unsere Wünsche weiter zu geben, Iris war kurz in den Waschraum gegangen und
Robert betrachtete mich amüsiert.
"Sie
sind mal wieder weit weg mit ihren Gedanken. Darf ich fragen, was Sie
beschäftigt, oder ist das indiskret?"
Da
Iris gerade nicht anwesend war - in ihrer Gegenwart hätte ich trotz allem
Hemmungen gehabt, so offen zu reden - platzte ich heraus: " Nein, es ist
nicht indiskret. Aber ich bin indiskret und frage mich gerade, warum in aller
Welt so ein Prachtexemplar von Mann wie Sie offensichtlich solo ist?"
Er
lachte herzlich. " Sie nehmen wirklich kein Blatt vor den Mund. Und danke
für das Kompliment. Ich kann Sie beruhigen, ich bin nicht schwul, sondern durch
und durch lesbisch! " Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Soo
deutlich hatte ich doch gar nicht gefragt. Warum wusste er eigentlich ständig,
was in meinem Kopf vorging? Amüsiert über meine Verlegenheit fuhr er fort:
"Ich war bis vor zwei Jahren mit einer Frau liiert. Sie wohnte in Köln,
ich bin beruflich an den Bodensee gebunden. Ich wollte schon lange heiraten und
eine Familie gründen, aber ihr waren ihr Job und ihr privates Umfeld in Köln
letztlich wichtiger als ich, und so hat sie die Beziehung nach fünf gemeinsamen
Jahren beendet. Seitdem habe ich außer ein paar kurzen Bekanntschaften keine
längerfristige Romanze mehr gehabt, bin aber nicht beziehungsunfähig. Gibt es
sonst noch etwas, was Sie über mich wissen möchten? Aber ich warne Sie,
irgendwann
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