ZITRONENLIMONADE (German Edition)
guten Draht zu
Chefs und Kunden sowie auf mein Privatleben. Und jetzt sah sie die Gelegenheit
gekommen, ihren Frust darüber auszuleben. Dass ich schon mit meiner
eingeschränkten Bewegungsfähigkeit und meinem Rollstuhl genug gestraft war,
reichte ihr nicht. Wahrscheinlich ging ihr einer ab, wenn sie mir wehtun
konnte.
Ich
würde ihr diese Genugtuung nicht verschaffen. Tief holte ich tief Luft und
lächelte spöttisch und überlegen, obwohl mein Magen rebellierte und sich mein
ganzer Brustkorb anfühlte, als ob jemand
heißen Teer hinein gegossen hätte.
" Ach Verena", erklärte ich ihr im Brustton der Überzeugung herablassend,
"
bist du deswegen extra hier her gefahren? Um mir von der vermeintlichen Untreue
meines Freundes zu erzählen? Man merkt,
dass du noch nie eine längere Beziehung zu einem Mann hattest, sonst wüsstest
du, dass man da ab und zu seine Freiheit braucht. Mark und ich führen eine
offene Beziehung, keiner soll das Gefühl haben, an den anderen gekettet zu
sein, vor allem jetzt, wo wir räumlich getrennt sind und ich mich erholen muss. Marla und er kennen sich schon lange. Es
ist eine bloße Bettgeschichte, ich bin in dieser Hinsicht augenblicklich etwas
indisponiert, aber Männer müssen ihre Potenz doch unentwegt unter Beweis
stellen." Gekünstelt lachte ich auf." Im Sommer steigt unsere Hochzeit. Leider steht
unsere Gästeliste schon, sonst würde ich dich natürlich ebenfalls
einladen."
Vielleicht
hätte ich Schauspielerin werden sollen. Verena trieb mich in dieser Hinsicht zu
ungeahnten Leistungen! Ihre Augen verengten sich ungläubig und ihr eben noch
boshaft lächelndes Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Grimasse. Dumm gelaufen, jetzt hatte ich sie um ihren
Triumph gebracht, mich völlig am Boden zu sehen. Sie rang um Fassung und die
Möglichkeit, einen guten Abgang hinzulegen, fing sich aber schnell wieder. "Oh Chris", säuselte sie mit
falscher Herzlichkeit, "ich bin keineswegs
extra deswegen hierher gefahren. Ich war heute auf einer Tagung in Lindau und
von da war es nicht mehr weit zu dir. Ich wollte dir nur was Gutes tun, jetzt,
wo du ja so behindert bist und nicht
weißt, wie es beruflich bei dir weitergeht. Da solltest du doch wenigstens auf
privater Ebene Klarheit haben. Dass diese Affäre von Mark mit dir abgesprochen
war, wusste ich nicht. Umso großzügiger von ihm, wenn er dich trotzdem
heiratet, denn diese Marla ist zehn Jahre jünger als du, kerngesund, sehr attraktiv
und hat einen stinkreichen Papi."
Dieses
Miststück glaubte meine Geschichte ebenso wenig wie ich ihr über den Weg traute.
Aber jetzt, nachdem sie ihr Gift versprüht hatte, hoffte ich inständig, dass
sie den Abflug machen würde, denn ich wusste nicht, wie lange ich mich noch
beherrschen und meine wahren Gefühle verbergen konnte. Sie realisierte, dass
sie heute von mir keinen Zusammenbruch mehr erwarten konnte. Daraufhin räumte
sie das Feld erstaunlich schnell. Nach einem kühlen
"
Also dann, ich muss zurück, die Arbeit
ruft. Ciao, Chris, mach´s gut", und
ganz ohne falsche Umarmung und Küsschen entschwand sie durch die Tür.
Blitzschnell fuhr ich hinterher und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Bei
meinem nachfolgenden Weinkrampf brauchte ich kein Publikum.
Ich
fühlte mich wie von einer Dampfwalze überfahren. Wie lange ging das zwischen
Mark und diesem High-Society-Flittchen schon? Die Zeitung lag immer noch auf
meinem Schoß. Ein unheilvoller Drang zu Selbstzerfleischung - anders konnte ich
mir mein Verhalten nicht erklären - ließ mich das Foto genau studieren. Mark
sah darauf so gelöst und fröhlich aus, wie ich ihn in letzter Zeit nie erlebt
hatte. Kein Wunder, bei meinem Zustand! Marla hingegen, die in etwa die Paris
Hilton von München war, hatte alles, was einen Mann glücklich machte: Schönheit,
Jugend, Unbekümmertheit, Gesundheit, grenzenloses Selbstbewusstsein, Kurven an
den richtigen Stellen, Haare bis zum Hintern und natürlich viel Kohle! So wie
Mark sie anblickte, ging das Ganze bereits eine Weile.
Bei
der Vorstellung, wie ich Mark verführt hatte und er dann nach München zu ihr
zurückgefahren war, krümmte ich mich innerlich. Er musste sich wahnsinnig toll
vorgekommen sein, als gleich zwei Frauen - wenn auch nicht gemeinsam - das Bett mit ihm geteilt und noch einige
andere Dinge getan hatten!
Eigentlich
hätte ich ihn dafür aus tiefstem Herzen hassen sollen, aber im Moment schaffte
ich das nicht. Mein Herz
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