ZITRONENLIMONADE (German Edition)
revanchiere ich mich und erwarte dann ebenfalls Auskünfte über
Sie!"
Ich
räusperte mich. " Ich wollte nicht unverschämt sein, tut mir leid!"
murmelte ich peinlich berührt und senkte den Kopf auf die blütenweiße
Tischdecke, wo ich völlig unnötig an meiner perfekt gefalteten weißen
Leinenserviette herum fummelte. Erstmals konnte ich Marks Übersprunghandlung - seinen unbewussten Griff an die Krawatte in unangenehmen Situationen - nachvollziehen.
Da spürte ich Roberts warme Hand unter meinem Kinn. Sanft hob er meinen Kopf
hoch, sah mir direkt in die Augen.
" Christina, das war ein Witz! Sie können
mich ungeniert fragen, was Sie wollen! Ich unterhalte mich liebend gerne mit
Ihnen. Und wenn es Ihnen unangenehm ist, müssen Sie mir auch nichts über Sie
erzählen. Wissen Sie was? Ich erzähle Ihnen jetzt einfach mal so, was ich
beruflich mache." Ich erfuhr, dass er einen Professoren- und Doktortitel inne hatte, an der Uni Konstanz Vorlesungen in
Wirtschaftswissenschaft hielt und ihm der Unterricht sehr viel Spaß machte. Ich
hatte meine Fassung wiedergefunden und zog ihn auf. " Klar, vor allem die
hübschen jungen Studentinnen sind bestimmt sehr angetan von Ihnen!" Er
lächelte fröhlich.
" Kann schon sein, aber für die jungen
Dinger fühle ich mich zu alt. Die haben ganz andere Interessen als ich. Ich
unterhalte mich lieber mit Frauen, die Lebenserfahrung haben. So wie Sie, zum
Beispiel."
"
Na gut, wenn Sie Lebenserfahrung mit einem erlebten Schlaganfall oder
Rollstuhlfahren lernen gleichsetzen, dann bin ich sicher eine geeignete
Kandidatin!"
"
Ich habe Ihnen schon ungefähr tausendmal gesagt, dass Ihre Behinderung völlig
nebensächlich ist. Mit Erfahrung meine ich,
dass Sie mit beiden Beinen (als ich sofort einwenden wollte, dass meine Beine
eben gerade nicht auf dem Boden stehen, hob er die Hand) -bildlich gesprochen -
fest im Leben stehen, jetzt genau wissen, was Sie wollen, nämlich eine Familie,
und sich trotz völlig verständlichen traurigen Anwandlungen nicht unterkriegen
lassen."
Ich
seufzte tief auf. "Ja, aber das ist gerade alles andere als einfach."
Bevor ich mich noch bremsen konnte, erzählte ich ihm von dem Brief meines
Arbeitgebers, der Tatsache, dass ich immer noch nicht wusste, wo ich nach der
Rehaklinik wohnen würde und davon, dass ich momentan das Gefühl hatte, nicht
fest im Leben zu stehen, sondern völlig in der Luft zu hängen, was meine Zukunft
anging. "Mark will mich zwar immer noch heiraten, aber alles andere ist
völlig unklar." schloss ich meinen Bericht.
Iris
war mittlerweile zurück und hatte sich wieder neben mich gesetzt. Sie hatte
alles schweigend mit angehört. Jetzt lächelte sie mich beschwichtigend an.
" Das ist doch das Wichtigste. Sie
wissen, dass er Sie nach wie vor liebt und alles Weitere findet sich dann
schon. Ihr Verlobter ist doch Anwalt? Kann er Sie denn nicht gegen Ihren
Arbeitgeber unterstützen? Nehmen Sie die Abfindung, heiraten sie, konzentrieren
sich auf Ihre vollständige Genesung und dann - wenn Sie das möchten - suchen
Sie sich wieder einen Job."
Ich
atmete tief durch. "So einfach ist das leider nicht. Mark kann mir
juristisch in dieser Sache nicht helfen, da ein Interessenkonflikt
besteht." Ich erklärte kurz, warum.
"Außerdem
vermute ich, dass es ihm ein Gräuel wäre, wenn ich arbeitslos herum sitzen
würde. Ebenso skeptisch steht er meinem Kinderwunsch gegenüber.
Er
könnte das nicht verstehen, denn sein Job bedeutet ihm nahezu alles und er will
eine Frau, die ebenso karriereorientiert ist wie er. Bisher war ich das, aber
seit nach den letzten Ereignissen haben sich meine Prioritäten ein klein wenig
verschoben. Ich habe festgestellt, dass ich unbedingt eine Familie gründen
möchte."
Zum
allerersten Mal, seit wir uns kannten, sah ich, wie sich Roberts Gesicht
während meiner Erklärungen ärgerlich verdunkelte. "Dann hat er Sie nicht
verdient, Christina."
Erschrocken
blickte ich ihn und Iris an. Iris beschwichtigte:
"
Robert, sei nicht so hart. Das ist Sache von Christina und ihrem Verlobten.
Aber was die juristische Seite angeht: Unsere Rechtsabteilung verfügt doch über
genügend gute Arbeitsrechtler, von denen sich sicher einer Christinas Problem
annehmen könnte, was meinst du, Robert?"
Rechtsabteilung?
Ich verstand nur Bahnhof. Und wurde dann schonend aufgeklärt: Iris und Robert
waren die Erben eines erfolgreichen großen Schweizers Lebensmittelkonzerns mit
etwa 500 Schweizer
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