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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Fall doch unangenehm war, dass er ein Krüppel und kein toller Hecht mehr war? Blieb zu klären, ob er in ihren Augen Letzteres überhaupt je gewesen war. In dieser Richtung hatte sie nie irgendetwas angedeutet. Eigentlich war sie perfekt, um sie mal eben rasch, nach allen Regeln der Kunst, versteht sich, flachzulegen. Wenn, ja, wenn ihm ihre Freundschaft nicht so sehr am Herzen liegen würde. Außerdem wäre es mehr als peinlich, wenn sein bestes Stück ihm den Dienst verweigerte. Früher hätte er nie einen Gedanken an so etwas verschwendet, aber jetzt war eben nichts mehr wie noch vor einem Jahr. Auf seine Männlichkeit hatte er sich gern etwas eingebildet, doch in seinem lädierten Zustand verkniff er sich solche Attitüden besser.
    Er musste hier mal raus, daher stieg er in seinen Wagen.
    Charlotte hatte erwähnt, dass Rodney Myers für ein paar Tage auf der Ranch sein würde. Er wollte sich mit dem Orthopäden noch mal unterhalten. Gab es eine Möglichkeit, dass er wieder joggen konnte? Eigentlich hatte Miss Frohnatur ihn auf diese Idee gebracht. Sie bezog sich dabei auf Internet Recherche. Angeblich gab es Spezialprothesen.
     
    Es hatte sich eindeutig gelohnt, die O’Brian Ranch aufgesucht zu haben. Außer dass ihm auffiel, wie schlecht Charlotte aussah, ging es ihm nach dem Gespräch mit Myers und einem Spaziergang am Meer richtig gut. Alle seine Hoffnungen wurden noch übertroffen. Er fühlte sich beschwingt, regelrecht leicht.
    Zu Abend aß er mit Flo, Kevin und Bertha auf ihrer Veranda und anschließend tranken sie ein Glas Wein. Flo nähte an einer Patchworkarbeit. Er hätte die ganze Welt umarmen können.
    Den Rest des Tages blendete er finstere Zukunftsängste einfach aus. Alles war prima, bis seine Mutter anrief.
    »Schatz, warum meldest du dich nie? Ist dir nicht klar, dass ich mir unentwegt Sorgen um dich mache?«
    »Es geht mir gut.«
    »Aber mir nicht.«
    »Tut mir leid. Ist etwas passiert?«
    »Nein, nur das Übliche: Magenschmerzen, Kreislaufprobleme …«
    »Hm.«
    »Du warst gestern wieder am Werkeln, in der Garage. Warum kommst du anschließend nicht rein?«
    »Entschuldige, das war gedankenlos von mir.«
    »Ich wollte dich und … die junge Frau, mit der du zusammenlebst, zum Kaffee einladen.«
    Was hatte das denn zu bedeuten? Amy hatte sie niemals eingeladen und dabei waren sie jahrelang ein festes Paar gewesen.
    »Marc, hat’s dir die Sprache verschlagen ?«
    Könnte man sagen.
    »Du tust ja glatt so, als wäre ich ungastlich und die schrecklichste Mutter der Welt.«
    »Quatsch.«
    »Ich möchte mich bemühen. Deine Vorwürfe haben mir schon zu denken gegeben, weißt du?«
    »Okay.«
    »Was ist nun?«
    Gern hätte er so getan, als stünde er auf der Leitung. Aber das brachte er nach ihrem Zugeständnis nicht fertig. »Ich lebe nicht mit Flo zusammen. Wir wohnen nur im gleichen Haus zur Miete.«
    »Na, wenn schon. Immerhin hat sie dir über eine schwere Zeit hinweggeholfen. Da kann ich mich doch auch erkenntlich zeigen, oder?«
    Aus dieser Nummer kam er nicht wieder raus.
    »Wie wäre es nächstes Wochenende?« Sie konnte ziemlich hartnäckig sein.
    »Ich rede mit ihr und dann gebe ich dir Bescheid, Mom.«
    »Ich will ja nicht lästern«, warf Flo fröhlich ein. Aber du hast exakt den gleichen Gesichtsausdruck wie damals, als der Arzt den Finger aus deinem Hintern zog.«
    Ruckartig hob er den Kopf und schielte zu Bertha. Diese nahm rasch einen tiefen Zug aus ihrem Weinglas, um nicht losprusten zu müssen.
    »Wer war am Telefon?«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du viel Unsinn redest und eindeutig zu neugierig bist?«
    »Ist vorgekommen. Aber immerhin fiel mein Name während des Telefonats. Da werde ich doch nachfragen dürfen.«
    Ihrer Logik hatte er nichts entgegenzusetzen. »Meine Mutter lädt uns für nächsten Sonntag zum Kaffee ein.« Wenn er es laut aussprach, hörte es sich auch nicht viel besser an. Eine Einladung von Megan war wie eine düstere Prophezeiung. Auch wenn es ihm ehrlich leidtat, dass er so empfand.
    »Na so was«, war Flos ganzer Kommentar.
    Er heftete seinen Blick auf ihr Gesicht. »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Ich geh schon rein«, verabschiedete sich Bertha. »Irgendwas steckt mir in den Knochen. Hoffentlich ist es keine Sommergrippe.«
    »Du willst nicht, dass ich die Einladung annehme?«, wollte Flo wissen.
    »Ich wünschte, es gäbe gar keine.«
    »Vorhin warst du viel fröhlicher.«
    »Komm schon, du weißt, wie problematisch sie

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