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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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durch, sahen fern oder unterhielten sich. Flo fragte sich, ob er vielleicht eine andere Bleibe suchte. Sie konnte nichts Diesbezügliches feststellen. Also war er wohl ebenso zufrieden mit ihrer Abmachung wie sie.
     
    *
     
    Marc hätte sein Apartment mit Sicherheit nicht halten können. Die Rechnung der Reha-Klinik war schwindelerregend hoch. Glücklicherweise war er gut versichert, doch es gab einige Summen, die nicht mit der Versicherungszahlung abgedeckt werden konnten. Außerdem wusste niemand, wie hoch seine Geldstrafe beim bevorstehenden Prozess ausfallen würde. Wenn er nicht ins Gefängnis musste …
    Der Tag X hing wie ein Damoklesschwert über ihm.
    An den Samstagen traf er sich oft mit Scott Peterson.
    Ihm ging das letzte Gespräch durch den Kopf. »Liza konnte schlecht allein sein. Sie hasste das« , hatte Scott ihm anvertraut.
    Genau wie seine Mutter. Sie klammerte zu viel. Manchmal warf sie sich einem regelrecht vor die Füße und ertrug einen kurz darauf nicht mehr. Wieso fiel ihm das jetzt erst auf? Immerhin kannte er seine Mutter sein ganzes Leben lang. Vielleicht, weil er sich in Baltimore wieder mit seinem Vater über dieses Thema unterhalten hatte.
    »Lässt sie dich in Ruhe?« , hatte George wissen wollen.
    »Ja« , log er und fragte sich, warum. Okay, er verteidigte Mom schon aus Prinzip vor dem Mann, der sie verlassen hatte. Aber er tat es verhaltener als früher. Längst stimmten ihn Dads Äußerungen sehr nachdenklich. »Warum hast du sie verlassen?«
    Er glaubte nicht, dass er diese Frage laut ausgesprochen hatte, bis Dad antwortete. Seit Jahren hatte er ihn darauf festnageln wollen, aber nie den Mut dazu aufgebracht. Es spielte keine Rolle mehr, ob der Zeitpunkt passend war.
    »Megan ist eine schöne Frau, und ich habe sie weiß Gott sehr geliebt. Als wir uns kennenlernten, war sie sehr zurückhaltend, eigentlich schüchtern. Es dauerte ewig, bis ich sie küssen durfte, geschweige denn …«
    »Einzelheiten will ich wirklich nicht wissen.«
    George nickte. »Sie hätte alles für mich getan.«
    »Und das war dir nicht genug?« Vor Ärger wurde Marcs Stimme lauter.
    »Es war mir zu viel. Sie nahm mir die Luft zum Atmen. Es gab keinen Bereich in meinem Leben, den ich für mich hatte.«
    »Warum hast du es ihr nicht gesagt?«
    »Das habe ich. Du weißt selbst, wie es ausartete. Sie begann zu weinen und machte mir Vorwürfe, war eifersüchtig.«
    »Nicht ohne Grund, wie wir beide wissen.«
    »Du willst nicht verstehen, oder?«
    Schon, aber er raffte es trotzdem nicht. Vielleicht lag es daran, dass er das Gefühl eines Kindes, das von seinem Dad im Stich gelassen wurde, nie ganz hatte ablegen können.
    Marc schüttelte die Gedanken ab und ging in den Garten.
    Flo wässerte die Blumen. Die Spritzdüse löste sich und ein Schwall kalten Wassers schoss aus dem Schlauch. Aufschreiend schnappte sie nach Luft. Ihr T-Shirt war vollkommen durchnässt.
    Marc kam ihr zu Hilfe, indem er den Hahn zudrehte.
    Flo packte den Saum ihres T-Shirts, hatte bereits ihren Bauch freigelegt, bis ihr offenbar einfiel, dass sie keinen BH trug.
    »Mach ruhig weiter, wir sind schließlich unter uns.« Marc grinste.
    »Das hättest du wohl gern.«
    »Kann ich nicht leugnen. Ist immerhin schon ein paar Monate her, seit …« Er brach ab, bevor er sich um Kopf und Kragen redete.
    Flo lächelte ihn schief an. Das nasse Shirt klebte ihr am Körper und zeichnete die Konturen deutlich ab. Ihre Brüste wirkten größer, als er gedacht hätte. Sie fröstelte, ihre Brustwarzen waren aufgerichtet.
    Plötzlich kam Leben in seine unteren Regionen. Da tat sich monatelang nichts und nun reagierte er auf … Birdie? Teils bestürzt, teils stolz wusste er nicht, was er davon halten sollte. Sie passte überhaupt nicht in sein übliches Beuteschema, war weder groß, langbeinig, geschmeidig – kurz: Flo war eben … Flo und trotzdem … Vielleicht lag es an der Jahreszeit. War man nicht früher der Meinung, im Sommer sticht die Männer der Hafer? Sie war immerhin gut genug gewesen, um sie zu küssen, mahnte ihn eine innere Stimme. Das war doch nur, weil er wissen wollte, ob er es noch konnte. Du bist ein Meister der Ausflüchte , gestand er sich ein.
    »Horch mal«, sagte Flo, »was die Amseln für ein Spektakel veranstalten. Ich würde zu gern wissen, was sie sich zu sagen haben. Vielleicht: Hallo, gut gevögelt?«
    Irgendwie fühlte er sich ertappt. Dabei konnte sie unmöglich ahnen, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war.

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