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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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ist.«
    »Familienbande«, seufzte Flo. »Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass es gar keine normale Familie mehr gibt.«
    »Was ist heutzutage noch normal?«
    »Auch wahr. Harmlose Küsse wohl schon.«
    Er verdrehte die Augen. »Hübsche, feste Brüste auch.«
    »Du bist ziemlich busenfixiert.«
    »Ich weiß, und du lenkst vom Thema ab.«
    »Für einen Mann bist du ein echter Blitzmerker.«
    »Das haben alle meine bisherigen Frauen gesagt.«
    »Zählen die, die mit deinen Spermien befruchtet wurden, auch dazu?«
    »Mein Gott.«
    »Was hast du wirklich mit deiner Mutter?«
    Resigniert hob er die Schultern. »Sie glaubt, ich ähnele zu sehr meinem Vater.«
    »Du fürchtest dich davor, dass sie recht haben könnte.«
    Es verblüffte ihn, dass Flo ins Schwarze traf.
    »Und bei George«, fuhr sie unbeeindruckt fort, »fühlst du dich stets ungenügend. Er hat immer etwas zu kritisieren. Du bist es leid, ihm irgendwas beweisen zu müssen.«
    »Deine Intelligenz macht einem richtig Angst .«
    »Blödmann. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Was meinst du, wie enttäuscht meine Eltern damals waren, als ich Val heiraten wollte. Es hagelte Vorwürfe. Du hast den besten Abschluss der ganzen Schule und nun das. Mach doch wenigstens die Ausbildung fertig. Willst du alles aufs Spiel setzen? Sei nicht so dumm. Die junge, dumme Flo wollte es ihnen beweisen, dass sie es zu etwas bringen würde. Ohne ihre Hilfe. Sie kamen zwar zur Hochzeit, aber die Stimmung war ein Fiasko. Ich dachte, irgendwann würden sie sich schon wieder einkriegen. Bis dahin hatte ich genug zu tun. Ich zog mit Val in die Vereinigten Staaten, juhu. Aber meine Schwiegermutter konnte mich von Anfang an nicht leiden. Heute weiß ich, sie kommt mit sich selbst nicht klar. Die Sache habe ich abgehakt. Doch damals ging die Leier von vorn los. Auch ihr wollte ich unbedingt beweisen, dass ich ein gutes Mädchen war. Umsonst, ich hatte gar keine Chance. Das ist das Schönste an St. Elwine. Ich muss niemandem gefallen.«
    Ihr Lächeln konnte die Wehmut nicht ganz verbergen. Eine Nanosekunde lang sah er Flo, wie sie zurück nach Deutschland ging. Ein schrecklicher Gedanke. »Du würdest deine Eltern gern wiedersehen, stimmt’s?«
    Sie nickte rasch und zwang die Tränen zurück, die plötzlich in ihren Augen schwammen. Marc konnte nicht anders und zog sie in die Arme. Etwas stach ihn in die Seite und er fuhr heftig zurück.
    »Entschuldige, ich habe nicht an die Nadel gedacht«, murmelte Flo zerknirscht.
    »Gütiger Gott.«
    »Ich bin Quilterin, da kann das passieren.«
    »Schon gut. Sag mir lieber, was wir machen sollen.«
    »Ich denk drüber nach. Kannst du mir heute Abend wieder den Rücken kraulen?«
    »Stets zu Diensten. Zieh dich schon mal aus.«
    »Spinner.«
    »Wann hast du gemerkt, dass du erwachsen bist?«, wollte er auf einmal wissen.
    »Na ja«, hob sie an. »Erinnerst du dich an diesen Frühling, als es im Mai heiß und trocken war?«
    Er nickte.
    »Als es dann endlich regnete und dieser herrliche Garten quasi aufatmete, da wusste ich, ich bin erwachsen geworden. Denn ich hatte gelernt, den Regen zu schätzen.«
    Marc zog sie erneut in die Arme. »Pass auf die Nadel auf.«
    »Mach ich.«
    Eine Weile standen sie einfach nur da und hingen ihren Gedanken nach. In seinem Fall konnte er sich beim besten Willen nicht an eine bestimmte Situation erinnern, die ihm eine solche Erkenntnis beschert hatte. Doch erwachsen war er, das fühlte er. Und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte er, er könnte ewig hier stehen bleiben, mit Flo, die sich an ihn schmiegte.
     
    Die folgende Woche verlief unplanmäßig. Bertha lag mit Fieber und Gliederschmerzen im Bett. Ausgerechnet, wo es ihrer älteren Freundin so mies ging, hatte Floriane erneut mit starken Menstruationsbeschwerden zu kämpfen.
    »Du siehst erbärmlich aus.«
    »So fühle ich mich auch. Im nächsten Leben werde ich ein Mann. Das bisschen rasieren ist ein Klacks dagegen.«
    »Vergiss den Stimmbruch nicht.«
    »Man sollte meinen, dass die Menstruation die natürlichste Sache der Welt ist. Aber ausgerechnet bei mir mutiert sie zur Katastrophe.«
    »Armes Vögelchen. Warum wirfst du dir nicht irgendetwas zur Linderung ein und schwingst dich in die Hängematte?«
    »Ich muss erst für Bertha eine leichte Mahlzeit zubereiten. Sie hat heute noch nichts gegessen. Außerdem wollte ich einkaufen.«
    »Geht wieder die Florence Nightingale in dir durch? Lass dich auffangen, Birdie.«
    »Nett, wie du das

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