Zitronentagetes
kommen Sie«, bat eine Mitarbeiterin.
Als Jenny ihn entdeckte, wischte sie sich über die Augen.
»Gibt es was Neues?«
Sie schüttelte den Kopf. »Rosie wollte unbedingt mit zum Einkaufen. Meine Eltern sind verreist, sonst hätte sie dort bleiben können. Und George erreiche ich nicht, daher habe ich dich angerufen. Ich habe nur einen Augenblick nicht hingesehen … als ich mich nach ihr umsah, war sie wie vom Erdboden verschluckt.« Ihre Stimme brach.
Marc zog sie in die Arme.
Der Kaufhausdetektiv wandte sich an ihn. »Mr. Cumberland, ich habe Ihrer Frau bereits erklärt, dass …«
Plötzlich betrat ein Polizist den Raum. Er lächelte von einem Ohr zum anderen. »Schätze, Sie vermissen die kleine Dame.«
Rosie winkte ihrer Mom fröhlich zu, die daraufhin sofort in Tränen ausbrach. Die mitfühlende Rosie schlang ihre Ärmchen um ihre Mommy und tröstete sie. Ihr war nicht geheuer, dass diese weinte. »Alles gut, ja?«, meinte sie, obwohl es sich wie »alles tuuut« anhörte.
Marcs Mundwinkel zuckten in diesem tragisch komischen Moment. »Du hast uns erschreckt, Süße.« Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
»Ganz der Papa, die Kleine.« Der Polizist zwinkerte Jenny zu.
Ich bin nicht … , wollte Marc klarstellen, ließ es dann aber.
»Vielen Dank. Wo haben sie sie gefunden?«, brachte Jenny heraus.
»In der Spielzeugabteilung. Sie saß in einem der großen Puppenhäuser und hielt ein Kaffeekränzchen. Über die Störung war sie nicht allzu begeistert.«
»So ist sie«, murmelte Jenny und drückte ihr kleines Mädchen fest.
Sie machten sich auf den Weg zum Ausgang. »Wolltest du nicht etwas einkaufen?«
»Du liebe Güte, das habe ich total vergessen.« Jenny blieb stehen und überlegte. »Ich wollte in die Lebensmittelabteilung.«
»Ich könnte Rosie schon nach Hause bringen und du erledigst deine Besorgungen«, bot Marc an.
Erleichterung huschte über Jennys Züge. Sie lagerten den Kindersitz um und Jenny händigte ihm den Hausschlüssel aus.
Während der kurzen Autofahrt trällerte Rosie ein Lied. Zumindest für sie schien die Welt in Ordnung. Marc schüttelte seufzend den Kopf. »Wieso bist du einfach losgelaufen?« Hatte er die Frage tatsächlich laut ausgesprochen? Da Rosie erwartungsvoll aufsah, musste es so sein.
»Habe Daddy gesehen. Aber dann war er weg.« Sie zog eine Schnute.
George war dort gewesen? Oder hatte sie nur geglaubt, ihren Vater erkannt zu haben? Letzteres hielt er für am wahrscheinlichsten. George hätte doch nie zugelassen, dass sie allein durch das Kaufhaus marschierte. Es sei denn, er hatte seine Tochter nicht bemerkt.
Ein ungutes Gefühl beschlich Marc. Kaum hatte er die Tür aufgeschlossen, flitzte die Kleine ins Badezimmer.
»Musst du mal?«
Sie nickte und strahlte ihn an. Offensichtlich sehr stolz, dass sie nicht ins Höschen gemacht hatte. Sie deutete auf den Kindersitz, der unter den Toilettendeckel geklemmt werden musste. Rosies Finger konnten des störrischen Knopfs ihrer Jeans nicht Herr werden.
»Geht’s?«, wollte Marc wissen.
Sie schüttelte den Kopf und zappelte, von einem starken Drang gebeutelt, mit den Hüften.
»Soll ich es versuchen? Ich fürchte nur, ich kann das nicht besonders gut.«
»Doch, du bist schon groß.«
So einfach war das also? Er fügte sich in das Unvermeidliche. Öffnete Knopf und Reißverschluss, zog Jeans und Bienchen-Schlüppi hinunter, und setzte seine kleine Schwester aufs Klo, während sie kicherte. Sie winkte ihm zu, und er beschloss, dass sie allein sein wollte.
»Fertig«, rief sie wenig später.
Marc hoffte inständig, dass sie kein großes Geschäft gemacht hatte. »Alles klar soweit?« Während er zu ihr schlenderte, sah sie ihn an wie ihre Majestät, die eine Audienz gewährte. Belustigt biss er sich auf die Lippe.
Rosie hangelte nach dem Papier. »Fall nicht runter.« Schon war er bei ihr. »Groß?«, wollte er wissen.
Sie schüttelte ihr blond gelocktes Köpfchen. »Nee, nur abtupfen, ja?«
»Oh, gut. Klar.« Er verstand und leistete ihrem Wunsch Folge. Man wuchs mit seinen Aufgaben. Marc steckte ordentlich das Hemdchen in den Schlüppi und zog die Jeans hin, wo sie hingehörte. Na also, war doch gar nicht so schwer.
»Gut gemacht«, lobte ihn Rosie lächelnd.
Marc prustete. »Wenn du es sagst.«
»Hallo ihr beiden.«
Er fuhr herum.
»Du hast den Schlüssel von außen stecken lassen«, gab Jenny zu bedenken.
»Rosie hatte es eilig.«
»Verstehe. Ihr kommt gut zurecht, wie ich sehe.« Sie lachte
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