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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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jetzt ebenfalls. »Was für ein Tag! Ich bin total erledigt.«
    »Soll ich dir einen Tee machen? Flo schwört darauf.« Was sagte er da? Unsicher sah er sie an.
    »Das ist lieb, danke schön.«
    Sie trank in vorsichtigen Schlucken den heißen Tee, lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Endlich lässt die Anspannung nach. Danke, dass du gekommen bist. Es bedeutet mir wirklich viel.«
    »Das hätte doch jeder getan.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Es ist bereits stockfinster draußen. Möchtest du hier übernachten?«
    Was sollte schon passieren? Er sprach die blöde Floskel nicht aus. Längst wusste er es besser. »Nein, danke, das ist wirklich nicht nötig.«
    »Dann iss wenigstens mit uns zu Abend. Rosie würde sich bestimmt freuen. Sie hat dir bereits ihr Herz geschenkt.«
    »Ach.«
    »Nicht jeder darf sie aufs Klo setzen.«
    Er prustete. »Wenn das so ist, dann bleibe ich natürlich noch ein bisschen. Ich habe doch nicht erneut das zweifelhafte Vergnügen, der Süßen das Höschen zu richten? Normalerweise …« Er brach ab. »Ähm – egal.«
    »Keine Sorge, ich bin ja jetzt hier.« Jenny stand auf.
    Glücklicherweise ging sie nicht auf seine vage Andeutung ein. Nach dem Abendbrot verabschiedete er sich.
    Jenny brachte ihn zur Tür. »Ich stehe in deiner Schuld.« Sie sah ihn an.
    »Unsinn.«
    »Komm gut heim.«
    »Jenny?«
    »Ja.«
    »Ich … ich habe mich dir gegenüber wie ein Idiot benommen … damals, als du schwanger warst.«
    »Schon gut.«
    »Nein … das ist es nicht. Es tut mir leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    »Ist bereits geschehen.« Sie lächelte ihn an.
    »Danke.« Er küsste sie flüchtig und ging.
     
     
     
    »Da bist du ja, Cowboy.« Flo sah von der Nähmaschine auf. Wo kommst du her? Wo warst du so lange? Solche und ähnliche Fragen lagen ihr auf der Zunge, sie schluckte sie hinunter. Vor lauter Anstrengung spürte sie einen Klumpen im Hals. Wenn er sich die Mühe gemacht hatte, die Treppe hochzusteigen, würde er es ihr erzählen, da war sie sich plötzlich ganz sicher. Stille Freude breitete sich in ihrem Inneren aus. Als er begann, ihr Rosies Verschwinden zu schildern, erschrak sie noch im Nachhinein. »Dein Vater, weiß er es schon ?«
    Marc schüttelte den Kopf. »Er geht nicht an sein verdammtes Handy.«
    »Komisch.«
    »Kommst du noch mit runter?« In mein Bett. Sie wussten beide, was er meinte. Ebenso, dass es dabei nicht um Sex ging. Längst hatte Floriane realisiert, wie sehr sie sich auf die Abende mit Marc freute. Hatte sie sich in ihn verliebt? Nein, das wohl nicht. Aber sie hatte ihn gern – sehr gern, mehr als sehr, wahnsinnig gern … »Da bin ich aber froh.«
    »Soll heißen?«
    »Ich dachte schon, du hättest dich mit einer anderen Frau getroffen.« Tatsächlich fiel ihr ein Stein vom Herzen.
    Er stieß ein freudloses Lachen aus. »Wer soll sich denn bitte schön mit mir einlassen?«
    Meinte er das ernst? War sein amputiertes Bein der Grund dafür, dass er sie nicht anrührte? »So etwas Albernes …« Je mehr sie darüber nachdachte, desto überzeugter wurde sie. Männer hatten eine seltsam verdrehte Logik. Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen.
    Als sie die Diele durchquerten, fiel ihr Blick auf die offene Küchentür. »Hier – meine letzte Ernte für dieses Jahr. Diese Tomaten brauchst du nicht zu würzen, so gut schmecken sie. Probier mal.« Floriane schob ihm eine der kleinen roten Kugeln in den Mund.
    »Mit Basilikum und Mozzarella wären sie noch besser.«
    »Du hast immer was zu meckern.«
    »Ich meine ja bloß.«
    »Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln.«
    »Stimmt.«
    »Im Umkehrschluss: Sieh dir diese Tomaten an. Demnach müsste ich doch …«
    »Versprich dir nicht zu viel, Birdie. Das sind schließlich Cocktailtomaten.«
    Ungezogener Kerl.
     
    *
     
    George rieb sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Er sah die Unterlagen wieder und wieder durch, doch es gab nicht den leisesten Anhaltspunkt, wer der unbekannte Kerl war, mit dem er sich seinerzeit eingelassen hatte. Er seufzte. Wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen könnte, er würde es tun. Seine Aufzeichnungen deckten sich mit den Antworten, die Rafe Masterson ihm geliefert hatte.
    Das Display seines Handys leuchtete auf. Acht Anrufe in Abwesenheit. Er hatte das Ding lautlos gestellt, um störungsfrei arbeiten zu können. George überprüfte die Liste der Anrufer: Jenny und immer wieder Marc. Er runzelte die Stirn. Wenn es

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