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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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angeboten, ein klärendes Gespräch zu führen. Erst zu diesem Zeitpunkt spürte Marc, dass er bereit dazu war. Mehr noch, es war ihm ein Bedürfnis, endlich zu wissen, was sich hinter all dem Unausgesprochenen verbarg.
     
    Bertha wurde zum Jahreswechsel auf die O’Brian-Ranch eingeladen. Flo, Kevin, George und er waren unter sich. Es tat ihm leid, dass seine Mutter ganz allein – nur ein paar Häuser weiter – den Silvesterabend verbrachte. Doch er sah ein, dass es unmöglich war, dass sie und sein Vater sich trafen. Ein hysterischer Anfall ihrerseits wäre die Folge gewesen. Immerhin rief er seine Mutter an.
    »Mach dir keine Sorgen, mein Junge. Ich gehe früh schlafen. Du weißt, dass ich mir nichts aus einer Silvesterfeier mache.«
    Trotzdem war er sich nicht sicher, ob Megan ihn nicht nur beruhigen wollte. Bei ihr hatte er stets das Gefühl, sie spiele eine Rolle. In gewisser Weise war das auch so. Obwohl nie abgeklärt worden war, ob Megan ebenfalls am Borderline-Syndrom litt, war Marc überzeugt davon. Sein Instinkt sagte ihm, dass es so war.
    Noch am Neujahrstag ging er auf seinen Vater zu. »Würdest du mir jetzt erzählen, warum du Mom verlassen hast?«
    »Das hatte ich dir versprochen.«
    Marc hielt ein Bier hoch und George nickte zustimmend. Floriane ließ sie ungestört.
    »Ich habe mich in deine Mutter verliebt. Sie war unglaublich schön, doch sie wirkte stets ein wenig verloren. Als sie mir endlich vertraute, war ich überglücklich. Aber ich spürte, wie sie sich überwinden musste, um mit mir zu schlafen. Ich dachte, das läge nur an ihrer Schüchternheit und würde sich bald geben. Stattdessen wurde es immer schlimmer. Nachdem du geboren warst, ließ sie mich nicht mehr an sich heran. Sie erfand immer neue Ausreden und suchte nach Ausflüchten. Ich gab ihr mehr Zeit. Jahre vergingen, in denen ich mir nur selbst …« George brach verlegen ab.
    »Guter Gott. Wie hast du das ausgehalten?«
    »Ich habe sie geliebt und wollte, dass sie glücklich war. Außerdem war mir wichtig, dass du in einer intakten Familie aufwächst. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht funktionieren konnte. Meg steigerte sich immer mehr in ihre Religion hinein. Ein Gespräch über unsere Sexprobleme lehnte sie kategorisch ab. Alles war Sünde, widerlich, ekelhaft. Die ganze Litanei hing mir irgendwann zum Halse raus. Manchmal blieb ich abends im Jachthafen auf dem Boot oder schlief in meinem Büro in der Werft. Ich hatte keine Lust, weiterhin heile Welt zu spielen. Ich war jung und potent, und meine Frau stieß mich von sich. Sie kränkte mich mit ihrem Verhalten mehr, als ich anfangs wahrhaben wollte. Meg nahm an, ich betrüge sie, und ich ließ sie in dem Glauben. Ich machte sogar einige Andeutungen in diese Richtung. Zum einen wollte ich sie ebenfalls verletzen, und zum anderen hoffte ich, dass sie eifersüchtig werden und endlich einlenken würde. Himmel, wie naiv ich damals noch war. Eines Tages lernte ich tatsächlich eine andere Frau kennen. Mit ihr hatte ich jahrelang ein Verhältnis. Ihretwegen habe ich mich scheiden lassen. Aber innerlich konnte ich mich nicht von Meg trennen. Linda begriff das und zog die Konsequenzen. Danach gab es ein paar flüchtige Bekanntschaften. Es schmerzte mich, zu sehen, wie deine Mutter dich beeinflusste und dir so viel Falsches über mich erzählte. Ich konnte die Vorwürfe auf deinem Gesicht ablesen. Das ertrug ich kaum, vor allem, als du älter wurdest und selten noch Kontakt zu mir wolltest. Daher habe ich meine Firma verkauft. Das alte Leben wollte ich hinter mir lassen. Ich musste mich zwingen, einen Neuanfang zu wagen, so zog ich nach Baltimore. Hier in St. Elwine erinnerte mich alles viel zu schmerzlich an die Familie, die ich verloren hatte. Durch Zufall lernte ich Jenny kennen. Ich konnte es kaum fassen, als sie sich in mich verliebte. Sie sah deiner Mutter so unglaublich ähnlich, und so dachte ich, sie wäre meine zweite Chance. Einwände aufgrund des Altersunterschiedes ließ sie nicht gelten. Sie gab so viel – freiwillig. Ihrer Güte, Sanftheit und Wärme konnte ich auf die Dauer nicht widerstehen.«
    »Weiß sie von Mom’s … äh … sonderbarem Verhalten in Sachen Sex ?«
    George nickte. »Ich bestand darauf, ihr alles zu erzählen, auch von dem stark angeschlagenen Verhältnis zu dir. Sie machte mir Hoffnung, dass sich das mit dir schon wieder einrenken würde. Um schneller ans Ziel zu kommen, hatte ich eines Tages eine folgenschwere Idee. Du weißt ja,

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