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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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dass es so gut klappte. Flo schmiegte sich eng an ihn. Wenn sie bei ihm war, konnte ihm nichts passieren. Zudem sah sie heute Abend zum Anbeißen aus. Am liebsten würde er sie jetzt in irgendeinem der verlassenen Büros vernaschen. Eine äußerst reizvolle Vorstellung. Sein Blut begann zu pulsieren.
    »Könnte es sein, dass der Weihnachtsmann … äh … seine Rute dabei hat?«, flüsterte Flo dicht an seinem Ohr.
    »Du merkst aber auch alles, Birdie.«
     
    Zu Weihnachten hatte er ihr ein selbst gebautes Puppenhaus geschenkt und damit einen ihrer geheimsten Wünsche erfüllt. Er wäre nie auf die Idee gekommen, wenn Kevin nicht rein zufällig erwähnt hätte, wovon seine Mom heimlich träumte. Sie hatte als kleines Mädchen eines besessen, was man irgendwann der beengten Verhältnisse wegen hatte weggeben müssen. Diese Entscheidung bereute Floriane bis zum heutigen Tag. Außer der Familie wusste niemand davon, und so erlebte Marc sie nach der Bescherung sprachlos. Er genoss ihren Anblick.
    »Du hältst mich bestimmt für verrückt.«
    »Nur ein kleines bisschen.«
     
    Zwischen den Feiertagen schneite es fast ununterbrochen und er hatte alle Hände voll mit Schneeschieben zu tun. George und er arbeiteten oft Hand in Hand.
    »Es tut mir leid«, sagte Marc, nachdem sie sich eine Weile schweigend vorwärtsbewegt hatten.
    »Was meinst du?«
    »Alles.«
    Zögerlich verzog Dad die Mundwinkel zu einem Lächeln.
    »Hast du Rosie gesehen?«
    Traurig schüttelte George den Kopf. »Jenny wollte nicht, dass ich nach Baltimore komme. Sie und Rosie haben die Weihnachtstage mit ihren Eltern verbracht. Die Kleine sollte nicht aufgewühlt werden.«
    »So viel Hartnäckigkeit hätte ich ihr nicht zugetraut. Sie hat Schneid.«
    George seufzte. »Leider.«
    »Willst du, dass wir sie gemeinsam besuchen?«
    »Danke, Marc, aber ich fürchte, das ist keine gute Idee. Ich muss das allein klären.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Marc?«
    Als er sich umdrehte, stand Scott Peterson plötzlich neben ihm. Ärgerlich registrierte er, dass er sofort einen Schritt zurücktrat. Obwohl ihn seine Feigheit fuchste, war ihm der Angriff letztens noch in zu frischer Erinnerung.
    George machte keine Anstalten, sie allein zu lassen. Er ignorierte Petersons stumme Bitte glatt.
    »Ich … ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es ist … nun, ich habe noch nie jemanden geschlagen. Da ist einfach jede Menge auf einmal auf mich eingestürzt. Liza und ich, wir haben so viel durchgemacht. Du weißt nicht, wie das ist …«
    O doch, er wusste es nur zu gut, behielt es aber für sich.
    »Wir haben jahrelang gegen ihre Krankheit angekämpft, gemeinsam. Das musst du mir glauben.«
    Er nickte wortlos.
    »Als Naomi geboren wurde, waren wir voller Hoffnung, dass wir es schaffen könnten. Aber letzten Endes …«
    Lange sagte keiner etwas.
    »Ich muss doch an meine Tochter denken«, begann Scott schließlich von Neuem. »Sie ist noch so klein und sollte es einmal besser haben.« Er sah in die Ferne, als hoffte er, hinter dem Horizont ein Gesicht zu entdecken. »Wenn ich Liza nicht aufgefordert hätte an jenem Abend … dann … wäre sie vielleicht noch am Leben«, sagte er leise und schloss für einen Moment die Augen.
    »Glaub das nicht«, sagte Marc behutsam. »Sie sind unberechenbar, das ist es ja gerade, nicht wahr?«
    Scott nickte zaghaft. »Ich habe ihren Abschiedsbrief gefunden. Er war codiert, typisch Liza. Sie wollte mich von ihr befreien. Ich sollte das Geld aus der Lebensversicherung nehmen und mit Naomi zurückgehen. Nach Vermont, wo ich aufgewachsen bin.«
    »Lass uns ins Haus gehen«, bot Marc an.
    »Nein, besser nicht.« Scott berichtete, wie oft sie umgezogen waren. Immer, wenn es wieder Ärger mit Nachbarn oder anderen Leuten gegeben, oder sie ihren Job verloren hatten, waren sie aufgebrochen zum nächsten Ort. »St. Elwine gefiel Liza, weil sie das Meer liebte und Naomi hier so glücklich war. Aurelia half uns immer wieder. Doch irgendwann … nur ein paar Sekunden reichten aus, um alles zunichtezumachen.«
    Marc dachte daran, wie sich seine Mutter damals die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Einem Zufall verdankte er, dass sie gerettet werden konnte. Oder hatte Megan mit ihren Möglichkeiten gespielt? Der Gedanke ließ ihn schaudern. Seine Mutter musste seit Jahren krank sein. War deshalb die Ehe seiner Eltern in die Brüche gegangen? Hatte er demnach seinem Vater in all den Jahren unrecht getan? Immer wieder hatte George ihm

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