Zitronentagetes
Leben entwickelte sich zum Besten.
Doch später kam ein Anruf von Jenny. »Bei mir ist eingebrochen worden.«
Von diesem Zeitpunkt an schien ihr neu gewonnenes Glück nach und nach zu zerfallen. Zunächst schien nur George die Bedrohung zu erkennen. Ihn erreichte der Anruf. Sein Gesicht – ein Spiegelbild von Angst, wandte sich dem seines Sohnes zu. Beim Blick seines Vaters rutschte Marc das Glas aus der Hand. Es zerbarst in tausend kleine Scherben. »Was ist passiert? Red schon!«
»Jenny, ich muss zu ihr fahren. Sie weint.« George sprach mehr zu sich selbst.
»Ich komme mit.«
*
»Es wäre vielleicht nicht verdächtig, wenn ich nicht wüsste, dass Jenny eine Alarmanlage hat. Installiert von Rafe Masterson«, sagte George, als sie bereits im Wagen saßen. Er berichtete, dass der unbekannte Anrufer das Passwort gewusst hatte. Obwohl es sofort geändert worden war, war nun der Einbruch passiert.
»Wie sehr vertraust du Masterson?«
»Moment, was willst du damit sagen?«
»Der Typ weiß alles über meinen Fall damals. Da wäre es ein Leichtes …«
»Das ist doch absurd, Dad.«
»Findest du? Es passt vieles zu gut. Du selbst hast gesagt, dass du nicht an Zufälle glaubst.«
»Stimmt. Aber Rafe … nun … er ist …« Was? Ein Freund, ein Mann mit hervorragenden Referenzen, ein rechtschaffener Mensch? Möglicherweise hatte sein Vater recht. Er selbst hatte ausgiebig Erfahrungen mit beunruhigenden Gefühlen gemacht, die einen selbst nachts nicht schlafen ließen. Und hier lauerte etwas, das sich nicht fassen ließ. »Wie lange verdächtigst du ihn bereits?«
»Seit ich weiß, dass er die Alarmanlage installiert hat.«
»Warum hast du nichts gesagt?«
»Weil ich dieses Mal nicht wieder vorschnell handeln oder in irgendeinen Schlamassel geraten wollte.«
»Ich glaube das einfach nicht.« Marc schüttelte den Kopf.
»Ist ja lustig. Mich hast du damals gleich verdächtigt«, gab George mürrisch von sich.
»Stimmt nicht. Ich hatte irgendjemanden in Verdacht und dabei überhaupt kein Gesicht vor Augen. Darum war ich ja so enttäuscht, als alles ans Tageslicht kam.«
»Das tut weh.«
»Heiliger Strohsack, wieso muss bei uns eigentlich immer alles so kompliziert sein, Dad?«
George lächelte müde und schwieg den Rest der Fahrt über.
Jenny war vollkommen aufgelöst. Sie weinte vor Wut und Fassungslosigkeit. Der Gedanke, jemand hatte in ihren privaten Sachen herumgekramt, widerte sie an. Ihre Unrast übertrug sich auf Rosie, die wie am Spieß plärrte. Jetzt erst entdeckte Marc Amy, die sich bemühte, das Chaos in der Küche zu ordnen.
»Hallo«, sagte er, nachdem sie sich beide einen Moment lang angestarrt hatten.
»Du siehst gut aus«, begann sie. »Nach allem, was passiert ist. Schön, dich zu sehen.«
»Danke.«
Sie lächelte.
»Wie geht es dir?« Irgendetwas musste er ja sagen.
»Gut, wirklich.«
Er musterte sie genauer. War sie um die Taille breiter geworden? Wölbte sich ihr Bauch? Marc hob den Kopf. Als sie ihn strahlend anlächelte, fühlte er sich ertappt. »Bist du …« Was redete er da? »Entschuldige, es geht mich nichts an.« Trotzdem: Er kannte ihren Körper sehr gut.
»Du hast recht, ich bin schwanger«, bestätigte sie.
Ihre Worte fühlten sich etwas merkwürdig an. Das kurze Bedauern, das er verspürte, verflog jedoch rasch. Rosie tapste herein und schlang ihre Arme um seine Beine.
»Solltest du nicht schon längst schlafen, du kleine Waldfee?« Er hob sie hoch und drückte sie an sich. Auf ihren Wangen glänzten Tränenspuren.
Sie schmiegte sich dicht an ihn. »Mama weint«, schluchzte sie aus tiefstem Herzen.
Marc spürte, wie der kleine Körper erzitterte. »Ist ja gut, mein Schatz. Jetzt bin ich hier und Daddy auch.« Einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie erneut in Tränen ausbrechen, aber es blieb beim Vorschieben ihrer bebenden Unterlippe. »Nicht doch. Wollen wir in dein Zimmer gehen?«
Rosie nickte und lehnte sich wieder an ihn. »Bleibt Daddy hier?«, piepste sie.
»Wir werden sehen.«
Nachdem George seine Frau beruhigt, Marc die Kleine ins Bett gebracht hatte und das Haus wieder halbwegs aufgeräumt war, gingen sie ins Wohnzimmer. Amy hatte sich schon vor Stunden verabschiedet. Marc setzte sich in den Sessel. Jenny war immer noch durcheinander. Georges Anwesenheit schien sie zu beruhigen. »Wir hätten die Polizei rufen sollen«, murmelte sie.
»Was hätten die Cops schon machen können? Nichts«, sagte George. »Alle Spuren und
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