Zitronentagetes
Pflanzen. Er hatte Artikel aus Gärtner-Zeitschriften und handschriftliche Notizen sorgfältig katalogisiert und abgeheftet.
Flo setzte sich an den Schreibtisch und blätterte durch einen dicken Ordner.
Gardenie: zu den Heilpflanzen der chinesischen Medizin gehörend. Der Duft erinnert an Jasmin, sie wird deshalb als natürlicher Aromastoff in Tees benutzt.
Frauenmantel: Gärtner schätzen am Frauenmantel die Schönheit von Blättern und Blüten.
Hortensie: Sie steht nicht gern in der vollen Sonne. Benimmt sich wie eine üppige Dame, die gern einen pichelt.
Flo lachte auf. Kuhschelle: Wird im Alter immer schöner.
Zu schade, dass sie keine Kuhschelle war.
Nach dem Mittagessen hielt Flo nichts mehr davon ab, ins Krankenhaus zu fahren. Erst, als sie der Schwester versicherte, sie wäre die Freundin von Marc Cumberland, ließ man sie zu ihm.
Flo überkreuzte hinter dem Rücken Mittel- und Zeigefinger ihrer rechten Hand. Amy würde ihr sicher verzeihen, und außerdem waren sie ja in gewisser Weise befreundet. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Mittel – oder nicht?
Marc schlief. Na ja, was hatte sie auch erwartet?
Sie zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und strich vorsichtig über seine Hand. Er sah entsetzlich blass aus, schlimmer noch als in ihren Träumen. »Mannomann, was machst du für Sachen?« Wie immer kam sie mit ihrer Nervosität besser zurecht, wenn sie einfach losplapperte. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
Er öffnete die Augen und sah sie an. »Hallo Flo.«
»Du hast mich ganz schön erschreckt, weißt du?«, fuhr sie fort und streichelte unentwegt seine Hand. Sie wurde sich dieser intimen Geste bewusst und räusperte sich. Ihre Hand jetzt rasch fortzuziehen, würde auch blöd wirken. Daher machte sie einfach weiter. »Wie geht es dir ?« Sein leises Seufzen war ihr Antwort genug. »Kann ich irgendetwas für dich tun?«
Er schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick auf ihre streichelnde Hand.
»Hast du vielleicht Durst?«
Jetzt nickte er kaum merklich. Na also, endlich konnte sie Geschäftigkeit vortäuschen und entzog ihm ihre Hand. Rasch sprang sie auf die Füße und schnappte sich die Schnabeltasse vom Nachtschrank. Sie reichte sie ihm und hielt sie sanft an seine Lippen. Er begann, in großen Schlucken zu trinken. »Du bist anscheinend halb ausgetrocknet. Da muss sich doch jemand darum kümmern, statt dich hier allein liegen zu lassen. Bloß gut, dass ich hergekommen bin, was?«
Er lächelte sie schief an, verschluckte sich und begann zu husten. Der restliche Tee lief an seinem Hals hinunter. Kraftlos rutschten seine Finger von der Tasse. Flo konnte gerade noch das Schlimmste verhindern. Immer noch hustend traten Tränen in seine Augen. Seine Hände umschlangen seinen Oberschenkel. Er musste höllische Schmerzen haben.
»Es ist gleich vorbei, ganz ruhig«, startete sie einen lahmen Versuch, ihn zu beruhigen und stellte die Tasse ab.
Endlich legte sich der Husten, doch sein Bein führte sich garantiert auf wie ein Despot.
Marc keuchte auf und schloss für einen Moment die Augen. Seine Finger krallten sich in die Decke, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Tränen liefen über seine Wangen.
»Ach herrje, so schlimm?« Blöde Frage, sie biss sich auf die Lippen. »Die müssen dir doch was gegen die Schmerzen geben .« Rasch wischte Flo ihm den Tee ab und tupfte behutsam ein paar Tränen fort, bis ihr aufging, was sie da eigentlich tat. Als sie den Blick hob, merkte sie, dass er sie musterte. »Äh …«
Eine Schwester kam herein, um die Infusionsflasche zu wechseln, das bewahrte sie davor, irgendetwas Blödes zu sagen.
»Ist doch schön, wenn man von seiner Freundin umsorgt wird, Mr. Cumberland«, bemerkte die Schwester, bevor sie wieder ging.
Irritiert sah er Floriane an. »Was genau hast du ihr erzählt?«
Flo bückte sich, um den verschütteten Tee aufzuwischen und murmelte etwas von »Nur Familie«.
»Verstehe.«
»Du verrätst mich doch nicht?«
»Nur, wenn du niemandem erzählst, dass ich geheult habe.«
»Oh, ich wollte gerade Plakate drucken lassen – mit Leuchtschrift, um sie in der ganzen Stadt zu verteilen.«
»Du bist arm wie eine Kirchenmaus. So viel Geld hast du nicht.«
»Hätte ich bloß nicht um ein paar Happen von deinem Burger gebettelt.«
»Meiner Freundin würde ich doch mein letztes Hemd geben.«
»Was für ein Glück.« Sie strahlte ihn an. Er sah sehr müde aus, also verabschiedete sie sich. »Grüß Amy von
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