Zitronentagetes
beobachtet, oder vielleicht sollte ich besser sagen, ich liebe es, wie du mit den Kindern umgehst, wie du sie ansiehst, so voller Wärme. Weißt du, was ich tief in meinem Inneren glaube?«
Er schüttelte den Kopf.
»Dass du dir sehnsüchtig ein eigenes Kind wünschst, eines, das wir beide erschaffen haben. Da du aber so rücksichtsvoll bist und mich von ganzem Herzen liebst, würdest du niemals offen diesen Wunsch aussprechen oder mich in irgendeiner Weise diesbezüglich bedrängen.«
Verblüfft starrte er sie an.
»Und da ich dich ebenso sehr liebe«, fuhr sie fort, »so sehr, dass es fast schon wehtut, wollte ich dir diesen Wunsch erfüllen. In Anbetracht meines Alters und des zusätzlichen Problems eines fehlenden Eileiters möchte ich mit der Hormongabe ein wenig der Natur auf die Sprünge helfen. Für dich sollte es eher wie ein schöner Zufall aussehen, wenn ich tatsächlich schwanger werden würde. Leider zieht sich die Therapie bereits etwas länger hin und …« Sie machte eine Pause und hob frustriert die Schultern.
»Was wäre der nächste Schritt?«
»Eine Invitro-Befruchtung, also außerhalb des Mutterleibs.«
»Mit wessen Sperma, wenn ich fragen darf?«
»Mit deinem natürlich«, antwortete sie entrüstet.
»Hättest du mich nachts, während ich schlafe, melken wollen, oder wie wolltest du da drankommen?«
Sie biss sich auf die Lippen. »Du hast einen viel zu leichten Schlaf. Nein, im Ernst, spätestens dann hätte ich mit dir geredet. Mag sein, dass es naiv von mir war, zu hoffen, ganz schnell schwanger zu werden. Stattdessen kommt mein Körper mit den Hormongaben nicht gut klar. Ich bin nervös und schwitze ständig. Sag mir bloß, wenn ich anfange, zu müffeln.«
»Du duftest unwiderstehlich, das weißt du doch, mein Schatz.« Er küsste sie aufreizend langsam. »Jetzt begreife ich endlich deine Anspielungen: Keine Sauna oder heiße Vollbäder, bequeme Boxershorts aus Baumwolle, nicht zu häufiges Reiten im harten Sattel .«
»Ja. Alles für die bestmögliche, wohltemperierte Behandlung deiner Fortpflanzungsorgane.«
Er hob amüsiert die Augenbrauen. »Klingt wie aus dem Zuchtprogramm von Pferden.«
»So wesentliche Unterschiede gibt es da auch nicht.«
»Wenn man mal von der Größe absieht, würde ich sagen.«
Charlotte lachte laut auf.
Er sah sie ernst an und ihr Lachen erstarb.
»Du weißt, ich bin kein Mann wie jeder andere.«
»Früher, als ich dich noch nicht kannte, wäre ich erzürnt über diese scheinbare Arroganz gewesen. Längst weiß ich es besser.«
»Ich meine von meiner Ausstattung natürlich schon, aber …«
»Hm, und deine Technik erst, da muss nicht das kleinste bisschen daran gefeilt werden.«
Er musste grinsen. »Gut zu wissen. Die Ärzte werden mich untersuchen wollen, auch mein Sperma, oder nicht?«
Charlotte nickte.
»Ich glaube, das gefällt mir nicht sonderlich.«
»So schlimm ist es nicht. Wir Frauen gehen immerhin auch öfter zum Gynäkologen und …«
»Charly, was unterstellst du mir?«
Sie zog die Stirn kraus und sah ihn ratlos an.
»Dass man meine edelsten Körperteile begutachtet – okay, es gibt sicher schönere Momente im Leben, aber für dich würde ich alles tun. Ich hoffe, das weißt du.«
*
Die Zärtlichkeit, mit der Tyler sie ansah, ließ Charlys Herz hüpfen. »Der Knackpunkt ist die Diskretion.«
Endlich begriff sie. Tyler hasste es, seine intimsten Angelegenheiten vor der Presse und den einschlägigen Boulevardblättchen ausgebreitet zu wissen. In dieser Hinsicht war er ein gebranntes Kind. Seine Sorge kam also nicht von ungefähr, sie verstand ihn sehr gut. Sie legte ihre Hände an seine Wangen und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. »Ich habe eine hervorragende Klinik ausgesucht.«
»Natürlich, ich glaube dir.«
Sie strahlte ihn an.
»Da ist noch etwas«, sagte er ruhig.
»Ich verstehe nicht …«
»Für diese Schwangerschaft nimmst du ziemlich viel in Kauf.«
»Das ist doch selbstverständlich.«
»Ist es das?« Sein prüfender Blick hakte sich geradewegs in ihre Augen. »Du siehst, ehrlich, besorgniserregend aus. Das gefällt mir nicht. Es geht dir ganz und gar nicht gut.«
»Pst.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Sag mir erst, dass ich recht hatte – du wünschst dir ein leibliches Kind.«
»Also, erstens, ich würde nie erlauben, dass du meinetwegen so eine Tortur auf dich nimmst und …«
»Komm schon, sag es …«
»Und zweitens: Ja, ich habe mir ein eigenes Kind
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