Zitronentagetes
mit dir gewünscht. Aber seit wir Ryan und Tess haben, bin ich rundum glücklich. Ich vermisse gar nichts, verstehst du? Ich habe euch lieb, mehr als ich sagen kann. Bitte quäle dich nicht länger herum mit all diesen Spritzen, in denen Gott weiß, was drin ist.«
Sie schmiegte sich an ihn. Ihr Rocksänger mit den langen Haaren, den Tattoos und dem Brillanten im Ohr, besaß eine Ritterlichkeit, wie es sie heutzutage kaum noch gab. Wer hätte gedacht, dass sie diesen grundsoliden und herrlich konservativen Rock ’n’ Roll Rebellen einmal so sehr lieben würde? »Ich muss dir etwas gestehen, Tyler.«
»Da bin ich aber gespannt.«
»Mir war das kaum bewusst, aber ich wünsche mir ein Kind von dir.«
Langsam breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. »Ist das dein Ernst?«
Sie nickte heftig, als müsste sie sich beiden etwas beweisen. »Ich hatte all die Jahre Angst, dass ich keine gute Mutter wäre. Und ich wollte nicht, dass mein Kind mich so verabscheut wie ich meine Mutter.«
»Das hast du doch nicht wirklich. Deine Gefühle waren verletzt, du hast sie geliebt.«
Charlotte hob bestätigend den Kopf. »Jetzt weiß ich es. Genauso wie ich merke, dass ich mit Tess und Ryan gut zurechtkomme.«
»Ja, wunderbar sogar. Da kann ich dir nur beipflichten.«
Bei seinen Worten wurde ihr warm.
»Okay«, fuhr er fort. »Wenn du wirklich ein Kind mit mir möchtest, dann ziehen wir die Sache durch. Was soll ich tun?«
»Na ja, viele Männer werden mit einbezogen, indem sie ihrer Partnerin die Hormone spritzen.«
»Herrje, nein, das kann ich nicht. Du bist immerhin Ärztin. Ich muss doch nicht, oder? Bitte.«
Wie könnte sie ihm das abschlagen? »Dann reicht fürs Erste wohl eine Spermaprobe.«
»Jetzt sofort?«
»Ach, plötzlich bist du ganz bei der Sache, was?«
»Ich dachte, ich soll aktiv werden.« Fast klang er ein wenig beleidigt.
»Erst feiern wir den Jahreswechsel und im Januar zu meinem nächsten Termin melde ich dich mit an. Dort haben sie extra so einen Raum. Ich glaube, da gibt es Sex-Heftchen oder Pornofilme, sodass du richtig in Stimmung kommst.«
Tyler verzog das Gesicht. »Du musst mit in dieses fragwürdige Etablissement. Ich mag nicht allein Hand an mich legen.«
»Dabei sind deine Hände ein Geschenk Gottes, glaub mir.«
Er grinste spitzbübisch. »Ich hätte noch einen sehnlichen Wunsch«, formulierte er vorsichtig.
»Der da wäre?«
»Heirate mich!«
»Fang nicht wieder davon an.«
»Wie kann jemand, der so konservativ erzogen wurde, nur so rebellisch sein?« Tyler schüttelte den Kopf.
»Ebendrum. Dieses Thema haben wir bereits des Öfteren durchgekaut.«
»Darf ich dich daran erinnern, dass wir zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen sind.«
»Doch.«
»Nein.«
»Jetzt willst du ausnutzen, dass ich ohne dich nicht zu einem Kind komme, du Schuft.«
»Ja.« Er ergriff ihre Hände und zerrte sie hinter sich her ins Schlafzimmer.
George brauchte erneut Gewissheit über Marcs Zustand und beschloss, mit Elizabeth Tanner, der behandelnden Ärztin, zu sprechen. Sie empfing ihn in ihrem Büro. Jenny zog es vor, auf dem Flur zu warten.
»Marc liegt teilnahmslos in seinem Bett.«
Er war dankbar, dass Joshs Frau ohne Umschweife die Wahrheit sagte.
»Die Physiotherapeutin hat heute entnervt das Zimmer verlassen. Sie behandelt zwar die Narbe, aber sobald sie auf Marcs Initiative angewiesen ist, um die Beweglichkeit und den Muskelaufbau des Stumpfes zu aktivieren, passiert nichts. Das kann böse ausgehen. Wenn er nicht bald aktiv mitmacht, wird er nie wieder richtig laufen können.«
So in etwa hatte George sich das gedacht. Sein Magen zog sich zusammen.
»Das Mittagessen rührt Marc selten an. Die Schwestern nehmen die Tabletts meist wieder so mit, wie sie sie hingestellt haben.«
Wie er seinen Sohn kannte, wäre nicht zu garantieren, dass er im Falle einer belehrenden Floskel den Teller nicht einfach an die Wand geschmissen hätte.
»Am Vormittag ist genug los auf der Station, aber die Nachmittage ziehen sich für Marc endlos hin. Seine Wut braucht oft ein Ventil. Unser Personal muss einiges aushalten.«
»Verstehe.« Er würde wenigstens versuchen, zu ihm durchzudringen.
Er klopfte kurz an die Tür und betrat zusammen mit Jenny das Zimmer. Marc hob den Blick.
»Guten Tag.«
»Dad …«
Immerhin verlief der Auftakt dieses Besuches besser als beim letzten Mal, stellte George erleichtert fest. Aber da lag etwas in den Augen seines Sohnes, das ihn
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