Zitronentagetes
tatsächlich das Beste, wenn er zu Megan, seiner Mutter, zieht. Zumindest jetzt am Anfang wird er Hilfe brauchen. Leider hat sie es dumm angefangen.«
Flo war gespannt, was er als Nächstes sagen würde. Doch er schwieg und sie tappte weiterhin im Dunkeln. Die Andeutung ließ Raum für Spekulationen. Ihre blühende Fantasie musste nur ein wenig gefüttert werden und schwupp, setzte sie sich in Gang. Eine Mutter veräußerte doch nicht einfach das Apartment ihres Kindes. Oder doch? Mr. Cumberland, unter uns gesagt, Sie können ruhig offen reden, hätte sie ihn am liebsten aufgefordert. Natürlich tat sie nichts dergleichen.
*
Als er erwachte, war alles dunkel um ihn herum. Marc tastete nach dem Handy an seinem Gürtel und rief kurz entschlossen seine Mutter an. Das Gespräch war ein einziges Fiasko. Sie hatte ihn überraschen wollen, das Apartment zu sehr guten Konditionen verkauft und seine persönlichen Sachen in sein altes Zimmer gebracht. Ansonsten war die Wohnung komplett möbliert unter den Hammer gekommen, was ihren Wert nochmals erhöht hatte.
»Wieso bist du schon zu Hause?«, fragte Megan.
Er hatte sie überraschen wollen und ihr daher sein Entlassungsdatum verschwiegen. Schöner Schlamassel.
»Wo bist du jetzt? Ich hole dich sofort ab und du ziehst zu mir. Ich werde für dich sorgen, und über das Finanzielle einigen wir uns schon, Schatz. Natürlich habe ich den Kaufpreis sofort auf dein Konto eingezahlt. Die Behandlung und all das verschlingen sicher einen Teil. Aber da du ja nun bei mir wohnst, kommst du gut über die Runden. Du solltest vielleicht weiter Krankengymnastik machen, und in der Kirchengemeinde gibt es einen Kreis …«
Marcs Magen krampfte sich zusammen. Sie verfügte bereits über ihn und begriff nicht, dass er erwachsen war. Ja, er konnte im Moment ihre Hilfe gut gebrauchen. Aber alles in ihm sträubte sich dagegen, unter einem Dach mit seiner Mutter zu leben. Erst jetzt begriff er richtig, was sie ohne seine Einwilligung getan hatte. Plötzlich kochte er vor Wut. Wie konnte sie es wagen, so anmaßend zu sein?
»Da werden die Frauen am Sonntag in der Kirche aber staunen, wenn sie dich sehen«, sagte Megan.
Jetzt war es aber genug. »Mit welchem Makler hast du den Verkauf meines Apartments geregelt?«, blaffte er. Sein Tonfall schien sie nicht im Mindesten zu alarmieren.
»Rickman Immobilien, Angelina, Joshs Schwester, aber das hatte ich dir doch schon gesagt und …«
»Und hat Angelina nicht auf einer Unterschrift von mir bestanden?«
»Ja doch, aber letztlich habe ich ihr so zugesetzt, dass sie klein beigegeben hat. Ich erklärte ihr, dass alles in bester Ordnung sei.«
»Das wird ihr noch leidtun.«
»Wie meinst du das?«
»Ich werde dafür sorgen, dass der Verkauf rückgängig gemacht wird.«
»Junge, was redest du denn da? Die neuen Besitzer sind bereits eingezogen und es ist doch auch am besten so.«
»Das ist es nicht. Ist es ganz und gar nicht.«
»Marc, sei vernünftig. Du führst dich mal wieder auf wie …«
Dein Vater , überlegte er gerade, als sie es auch bereits aussprach. Verdammt, verdammt. »Denk doch, was du willst .« Wütend drückte er auf den Aus-Knopf.
Es klopfte leise und jemand schlüpfte ins Zimmer. Augenblicklich flackerte Licht auf und er musste blinzeln, während er sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnte.
»Hallo, Beachboy.« Flo lächelte ihn an.
Bestimmt hatte sie ihn telefonieren hören.
»Geht es dir etwas besser?«
»Das hast du doch wohl nicht erwartet.« Das Läuten seines Telefons enthob sie einer Antwort.
»Was?«, blaffte er und wedelte mit der Hand, um ihr klarzumachen, dass er ungestört reden wollte.
»Du kannst nicht einfach so auflegen, Marc.«
»Doch.«
»Das ist wirklich kindisch. Sag mir, wo du bist und ich hole dich ab. Beim Abendbrot können wir uns dann unterhalten.«
»Nein, Mom, das werde ich nicht tun. Und ich werde auch nicht wieder bei dir einziehen. Nicht heute oder sonst irgendwann. Hast du das jetzt verstanden?«
Er hörte, wie sie aufschluchzte und zu weinen begann. Sofort meldete sich wieder sein schlechtes Gewissen. Es lieferte sich allerdings einen unentschiedenen Kampf mit seiner Wut.
»Warum behandelst du mich so? Habe ich das verdient, nach allem, was ich für dich getan habe?«
Sicher nicht. »Ich bin kein Kind mehr, Mom.«
»Ja, aber mit einer Behinderung. Du brauchst mich – sieh das doch ein.«
Statt dieser Worte hätte sie ihn auch gleich schlagen können. »Ich mache
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