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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Ohr.
    Was für ein süßer Fratz, hätte er am liebsten ironisch geantwortet. »Schon in Ordnung«, nuschelte er stattdessen.
    »Das Wetter ist so herrlich, wollen wir nicht ein bisschen in den Park gehen?«
    Marc warf einen Blick auf die junge Frau. Ihre freundliche Art, vor allem aber die auffallende Ähnlichkeit mit seiner Mutter, ließ ihn immer wieder ins Grübeln geraten. Er war froh, dass er bequeme Freizeitkleidung trug und nicht mehr im Nachthemd vor ihr herumturnen musste. Marc rutschte an den Bettrand, nahm sich die Stützen und hievte sich nach oben.
    Sofort wollte sein Vater zugreifen.
    »Lass mich«, zischte er. Es klang schärfer als beabsichtigt. Die kleine Rosie sah erschrocken zu ihm auf. »Nein, nicht«, führte er wie zur Entschuldigung an. »Ich muss das allein machen.«
    »Natürlich.«
    Es war zu sehen, dass sich sein Vater für seine Unüberlegtheit schalt.
    »Hast du Aua ?« Rosie, die bislang die schweigende Beobachterin gegeben hatte, meldete sich nun zu Wort.
    Marc warf erst einen Blick auf das Kind und anschließend auf seinen Dad. Dieses Mal bat er stumm um Hilfe, doch es war offensichtlich, dass George ihm den Gefallen nicht tun wollte.
    So überging er die Frage einfach. Die Kleine tippte gegen sein gesundes Bein. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie sich sein alter Herr ein Grinsen verkniff. Der Winzling schien hartnäckig zu sein – ganz aus dem Holz der Cumberlands. »Äh, ja«, antwortete er daher knapp.
    Auf ihre Reaktion war Marc nicht vorbereitet. Rosie schlang ihre Ärmchen um seine Beine und drückte ein Küsschen darauf. Dass sie dabei die Prothese traf, schien sie nicht im Mindesten zu verwundern. Sie spitzte einfach ihre Lippen und begann sachte zu pusten. »Bald alles gut, ja?«, sagte sie ernsthaft, hob ihren Kopf und lächelte ihn an.
    Verblüfft hielt Marc inne und blickte erneut zu seinem Vater.
    »So ist sie nun mal«, formten dessen Lippen stumm.
     
    Es war auch George, der ihn schließlich Ende März vom Flughafen in New York abholte. Marc staunte nicht schlecht, als am Terminal Flo neben ihm auftauchte.
    »Überraschung gelungen, was, mein Junge? Ich dachte mir, du machst bestimmt große Augen, wenn ich deine Verlobte mitbringe.«
    Marc musterte ihr Gesicht, in dem er lesen konnte wie in einem offenen Buch. Die Erwähnung des kleinen Täuschungsmanövers war ihr peinlich, gleichzeitig freute sie sich aber riesig, ihn wiederzusehen. Sofort meldete sich sein schlechtes Gewissen. Er hätte sie wirklich anrufen sollen.
    »Mr. Cumberland, ich habe es ja bereits damals schon erklärt, das war wirklich nur ein Trick, den ich bei der Krankenschwester im St. Elwine Hospital anwenden musste.«
    Marcs Kopfschütteln entging ihr keineswegs, doch sie ignorierte es. Er wollte nicht, dass sein Vater allzu viel über ihn wusste und war leicht verärgert. Die Distanz war besser für sie beide, oder nicht?
    Flo fühlte sich wohl in ihrem Element und redete und redete. »Nein, nein, glauben Sie mir. Wir sind nicht verlobt. Ich bin geschieden und habe einen elfjährigen Sohn. Das würde ja gar nicht gehen mit Marc. Können Sie sich ihn als Vater vorstellen? Ich bitte Sie, er ist ein großer Junge. So etwas brauche ich ganz und gar nicht.«
    »Das nenne ich mal eine gesunde Einstellung«, kommentierte George und klang belustigt.
    Konnte ihm mal jemand erklären, warum er sich über Flos Worte ärgerte? Quatsch, das wäre ja noch schöner. Es machte ihm gar nichts aus – er war einfach nur erschöpft vom Flug.
    Irgendwann döste er ein und fuhr erst wieder hoch, als Flo ihm über die Wange strich. »Endstation – alles aussteigen«, sagte sie und lachte.
    Sie standen vor seinem Apartment, und er kramte nach dem Schlüssel. Leider bekam er ihn danach nicht ins Schloss. Marc war bereits vollkommen aus der Puste und schwankte leicht.
    »Lass es mich versuchen«, bat George. Er sagte es zögerlich, wollte seine Gefühle nicht verletzen. Entnervt übergab er ihm den Schlüssel.
    »Der passt nicht.« George schüttelte den Kopf.
    »Das kann nicht sein.«
    Von drinnen näherten sich Schritte. Marc war sich sicher, dass jemand einen Blick durch den Spion warf, bevor die Tür geöffnet wurde.
    »Darf ich fragen, was Sie hier treiben?« Die Frau war spindeldürr und trug einen eleganten Hosenanzug, als wäre sie zu einem Geschäftsessen unterwegs.
    »Ich wohne hier«, antwortete Marc ruhig.
    »Das wüsste ich aber. Wir haben das Apartment vor drei Wochen erworben.«
    Flo klappte fast die

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