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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Kinnlade hinunter.
     
    *
     
    Marcs Gesicht war aschfahl geworden. Er schwankte besorgniserregend.
    Flo blickte von einem zum anderen. »Heiliger Strohsack – das gibt’s ja nicht. Marc muss sich ausruhen, und daher schlage ich vor, dass wir zu mir fahren. Dort lassen wir uns gemeinsam etwas einfallen.«
    Als George in die Lincoln Street abbog, merkte sie an: »Wir können dich natürlich auch bei deiner Mutter absetzen …«
    »Nein«, fielen ihr sofort beide Männer ins Wort.
    Sieh an, wie einig die sich sein konnten. »Aha.«
    George war offenbar nicht geneigt, ihr eine Erklärung abzuliefern.
    Marc wandte sich zu ihr um. »Ist nur so ein Gefühl – aber ich glaube, sie steckt dahinter.«
    Wie meinst du das? Diese Frage und noch einiges mehr lag ihr bereits auf der Zunge, aber ein Blick in Marcs Augen ließ sie alles hinunterschlucken. Er schien so verletzt und verzweifelt, dass es sie schauderte. Hoffentlich war Bertha nicht ärgerlich, wenn sie unangemeldet mit Besuchern vor der Tür stand.
    Marc kletterte vorsichtig aus dem Wagen und ging zum Haus. Flo hatte den Eindruck, dass er stärker hinkte als noch auf dem Flughafen. Bertha hatte sie wohl aus dem Küchenfenster heraus beobachtet, denn sie öffnete die Haustür, bevor Flo den Schlüssel ins Schloss stecken konnte. Sie begrüßte die Gäste freundlich, keine Spur von Ärger oder Verwunderung. »Na, junger Mann, Sie haben ganz schön was hinter sich.«
    Flo erklärte kurz die Sachlage, und Bertha delegierte alle in die ehemaligen Räume von Johann Svenson. »So, wie Sie aussehen, kommen Sie momentan nicht die Treppe hoch«, merkte sie mit einem Seitenblick auf Marc an.
    Dankbar ließ er sich auf das alte Sofa nieder.
    »Ich mache uns einen Kaffee.« Damit ging Bertha in die Küche.
    Marc lehnte sich zurück und atmete aus. »Was nun?«, fragte er leise und schloss müde die Augen.
    »Hast du doch gehört. Jetzt wird Kaffee getrunken.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Weiß ich doch.« Sie seufzte leise. Wie könnte sie ihn nur aufmuntern? Seine Niedergeschlagenheit tat ihr weh. Da hatte er so hart gekämpft, hatte das Laufen neu erlernt und dann so etwas … Hastig warf sie den ersten Satz hin, der ihr einfiel. »Bin ich nicht gut gewesen?«
    »Wobei?«
    »Bertha mit so knappen Worten die Lage zu schildern.«
    »Stimmt.« Sein Mund verzog sich zu etwas, dass sie gerade noch als Lächeln durchgehen lassen konnte.
    »Wenn ich will, kann ich das«, flötete sie. »Am besten, ich helfe Bertha in der Küche.« Schon machte sie sich von dannen.
    »Gut, dass ich am Vormittag noch einen Kuchen gebacken habe.«
    »Du bist eine Perle, Bertha. Wie kann ich das wiedergutmachen?«
    »Papperlapapp. Dein Freund ist mächtig blass um die Nase. Erinnert mich an Tyler nach seinem Reitunfall, als Charly ihn hier einquartiert hat.«
    Einquartiert – das Wort löste etwas in ihrem Inneren aus. Floriane spürte es genau. Das wäre überhaupt die Lösung.
    »Ach du liebe Güte«, brummte Bertha nach einem Blick in Flos Gesicht. »Ich weiß schon, was du fragen willst.«
    »Habe ich etwa was gesagt?«
    »Nein und das ist unheimlich genug.«
    Flo nahm ein Messer und schnitt den Kuchen in kleine Stücke. Bertha stellte Geschirr auf ein Tablett. »Du musst mit Charlotte reden. Ich kann nichts entscheiden. Wir beide wohnen schließlich nur zur Miete hier.«
    Das stimmte zwar, aber Flo konnte sich vorstellen, dass Bertha ein großes Mitspracherecht in allen Angelegenheiten besaß.
    »Außerdem ist wohl die Meinung des jungen Mannes auch nicht gerade unerheblich.«
    Flo nickte und schob sich ein paar Kuchenkrümel in den Mund. »Hm – köstlich.«
    Nach dem Kaffeetrinken döste Marc immer wieder ein, bis Bertha meinte: »Legen Sie sich ruhig ein bisschen hin. Ich hole Ihnen eine Decke.«
    »Es geht schon«, murmelte Marc verlegen.
    »Jetzt spucken Sie mal keine großen Töne. Machen Sie sich lang und ruhen Sie sich etwas aus. Danach sieht die Welt meist anders aus.«
    Er hatte keine Kraft mehr für ein Gegenargument und gehorchte. Keine zwei Minuten später war er eingeschlafen.
     
    George half ihnen, den Tisch abzuräumen. Sie blieben in der Küche, sodass Marc ungestört sein konnte. »Er mag es nicht, wenn man über seinen Kopf hinweg bestimmt.«
    »Wer will das schon«, sagte Flo.
    »Ich könnte ihn mit nach Baltimore nehmen, in mein Haus. Aber … meine Frau …«
    »Sie mögen sich nicht«, beendete Flo den Satz.
    »Er mag sie nicht.«
    »Aha.«
    »Eigentlich wäre es

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