Zitronentagetes
setzte sie gegen das linke Handgelenk. Der Druck in ihrem Inneren war beinahe unerträglich.
Megan schnitt, sie spürte keinen Schmerz – wohl aber, dass Blut floss.
7. Kapitel
» M arillenknödel? Was soll das sein?«, wollte Marc wissen.
»Hefeklöße mit Aprikosen.«
»Danke, aber ich mag eigentlich keinen Schlabberkram.«
»Soll ich dir Brot und Wurst hinstellen?« Floriane spürte, dass Bertha hinter sie getreten war und flüchtig ihren Rücken berührte.
»Ich habe keinen Hunger – wirklich«, antwortete Marc und machte ihr damit unmissverständlich klar, dass er in Ruhe gelassen werden wollte.
Sie seufzte leise und schloss die Tür zu seiner Wohnung.
»Was denn?«, wandte sich Flo an Bertha.
»Ich würde sagen, es ist das Falscheste, was du tun kannst, wenn du wie eine Mutter auftrittst.«
»Aber hat er heute überhaupt schon etwas gegessen? Ich glaube, er nimmt noch Medikamente, da müsste er doch …« Sie hielt inne, als Bertha tadelnd den Kopf schüttelte.
Natürlich hatte die Ältere recht. Er war schließlich erwachsen und musste wissen, was gut für ihn war. Nur wussten Männer das überhaupt? Auch egal, sie jedenfalls hatte Appetit auf Marillenknödel, obwohl das tatsächlich kein handfestes Abendbrot war. Kevin schienen sie zu schmecken, auch wenn er nach wie vor schweigend vor sich hin brütete. Als sie mit Bertha die Küche aufräumte, murmelte diese vor sich hin.
»Ich habe so eine Ahnung, dass es mit dem Frieden in diesem Haus vorläufig vorbei ist.«
Diese Aussicht beunruhigte Floriane. Sie musste noch etwas werkeln, um ihre aufgescheuchten Nerven zu besänftigen. Beim letzten Patchworktreff hatten sie beschlossen, einen Quilt zu einem Thema zu nähen. Die Bedingungen: Die Größe des Quilts, fünfzig Zentimeter im Quadrat und jede Teilnehmerin erhielt das gleiche Fat Quarter, das in irgendeiner Form im Quilt verarbeitet werden musste. Es durfte genäht, appliziert und gestickt werden. Im Januar des folgenden Jahres mussten die Quilts fertiggestellt und beim Show and Tell vorgezeigt werden. Das Thema war bereits ausgelost worden und lautete: Nostalgie. Das Fat Quarter war ein Toile-de-Jouy-Stoff in Creme und Mauve und Flo blutete das Herz, wenn sie daran dachte, ihn zu zerschneiden. Sie durchforstete krampfhaft ihr Gehirn nach einer anderen Lösung. Leider fiel ihr keine Alternative ein. »Nostalgie, Nostalgie, Nostalgie …«, zwitscherte sie im Nähzimmer und überlegte, welches Bild sie mit dem Begriff verband. Eine Standuhr oder auch ein Kamin … Beides gefiel ihr ausnehmend gut, doch wie konnte sie diese Dinge in einem Quilt umsetzen? Im Regal hinter der Tür lagen noch immer stapelweise Patchwork-Zeitschriften. In einigen waren gemütliche Wohnzimmer abgebildet. Plötzlich fügte sich eines zum anderen. Sie flitzte in die Küche und holte sich einen Bogen Backpapier. Das legte sie auf die aufgeschlagene Zeitschrift und fuhr mit dem Bleistift die Konturen einer Standuhr nach. Oh, das ging ja besser als gedacht.
Marc hörte, dass über ihm jemand herumlief. Sein Bein schmerzte wieder und er warf sich eine Tablette ein. Vielleicht lag es daran, dass er die Krankengymnastik vernachlässigte oder zu viel darüber grübelte, was hätte sein können. Er fragte sich, an welcher Stelle in seinem Leben alles diesen Lauf genommen hatte. Nach den Nacktfotos oder bereits vorher, als sein Vater begonnen hatte, sich auf Abwege zu begeben? Wenn Vicky so reagiert hätte, wie er es sich damals ausgemalt hatte, wäre sie jetzt nicht Witwe und er längst mit der Schwester seines besten Freundes verheiratet. Wie naiv er gewesen war. Als ob Victoria Tanner je das gemacht hatte, was man von ihr erwartete. Zwei Tage nach den Nacktfotos war sie am Strand auf ihn zugetänzelt.
»Hallo Marc, schade, dass die Ferien bald vorbei sind. Ich reise morgen ab und wollte mich noch von meinem Model verabschieden.«
Morgen schon. Er hoffte, sie würde ihm die Enttäuschung nicht ansehen.
»Die Fotos sind übrigens gut geworden. Möchtest du ein paar Abzüge?«
Lieber nicht, wenn die in die falschen Hände gerieten, konnte das leicht zu Missverständnissen führen.
»Wollen wir schwimmen gehen?« Sie nahm ihn an die Hand und rannte los. »Schau, hier ist weit und breit keine Menschenseele. Ich bade gern nackt und du?«
»Sowieso«, sagte er heiser vor lustvoller Erwartung. Fast traf ihn der Schlag, als sie sich das Oberteil ihres Bikinis aufhakte. Viel Zeit, sie zu bewundern
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