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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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ließ Victoria ihm allerdings nicht. Das Höschen flog in hohem Bogen in den Sand und schon rannte sie in den Atlantik und stürzte sich in die Wellen.
    Marc tat es ihr gleich. Nach dem erfrischenden Bad machte sie allerdings keine Anstalten, das testosterongesteuerte Chaos in seinem Inneren zu richten. Außer einem flüchtigen Abschiedskuss schenkte sie ihm nichts. Er fühlte sich wie ein begossener Pudel.
    Erst ein ganzes Jahr später sah er sie wieder. Wenn dies überhaupt möglich war, war sie noch schöner geworden. Es war der Sommer, in dem ihre Eltern ihre große Europareise machten und Josh seine Unschuld an Carolyne verlor.
    Marc wollte es zwar nicht zugeben, aber er war neidisch darauf, dass Josh seinen ersten Sex gehabt hatte. Erschwerend kam hinzu, dass sich sein Freund darüber ausschwieg, Dad die Familie endgültig verlassen hatte und Marcs Hormone permanent verrücktspielten. Mom versuchte, ihn von der Welt abzuschotten, und George hatte keine Gelegenheit, ernsthafte Gespräche mit ihm zu führen. Wenn sie sich zufällig trafen, drückte er ihm manchmal ein Päckchen in die Hand. Erst in seinem Zimmer wickelte er es aus und fand nicht selten Aufklärungsbücher und Beziehungsratgeber. Verlor sein Alter den Verstand? Trotzdem blätterte er gierig darin herum. Aber das rein wissenschaftliche Geschwafel gab ihm nicht den geringsten Kick. Nachdem er einige Passagen gelesen hatte, war er genauso schlau wie vorher. Konnte man denn so nüchtern über Sex palavern? Oder andersherum gefragt: War Sex wirklich dermaßen langweilig? Ihn zumindest langweilten die Abhandlungen im Aufklärungsbuch. Fragen über Fragen, auf die ihm nur eine Antwort einfiel. Probieren geht über studieren. Und er wusste längst, wer seine Auserwählte sein sollte: Victoria Tanner. Sie kannten sich von Kindheit an, sie sah wahnsinnig gut aus, war locker, unkonventionell und erfahren. Wie er wollte auch sie Spaß haben und außerdem war er bis über beide Ohren in sie verliebt.
    Marc besuchte sie auf Tanner House. Sie schien ehrlich erfreut, ihn wiederzusehen. Er wusste, er hatte sich körperlich in dem einen Jahr sehr verändert. Da war nichts Jungenhaftes mehr an seiner Figur. Er hatte breite Schultern und Muskeln an den richtigen Stellen bekommen. Sein Sixpack konnte sich absolut sehen lassen. Das Haar trug er jetzt länger, zum einen, weil es ihm so gefiel, zum anderen aus Protest gegen seine Mutter. Das Blond war von natürlichen Strähnchen in unterschiedlichen Farbnuancen durchzogen, lockte sich an den Enden und wirkte stets ein wenig windzerzaust. Allerdings sorgte er sich etwas über seinen spärlichen Bartwuchs. Sein Gesicht war glatt wie ein Kinderpopo. Josh musste sich längst regelmäßig rasieren, aber das konnte auch an seinem dunklen Typ liegen. Dafür schlug sich sein Freund mit langen, seidigen, weiblichen Wimpern herum, stellte Marc mit Genugtuung fest. Seine eigenen silbergrauen, stechenden Augen wirkten dagegen sehr männlich.
    »Hallo schöner Mann, komm rein. Möchtest du was zu trinken? Ich glaube, ein Gewitter ist im Anmarsch. Hast du den Wetterbericht gehört?«
    Das fing vielversprechend an. Immerhin hatte sie ihn vor einem Jahr noch als Kind bezeichnet. »Hast du Cola?«
    »Eisgekühlt, wie du sie magst.«
    Sie hatte es nicht vergessen und seine Hoffnung wuchs. »Bist du allein?«, wollte er wie nebenbei wissen.
    »Angie absolviert ein Praktikum, Josh treibt sich irgendwo herum und meine Eltern sind verreist. Aber das weißt du ja sicher.«
    So war es. Als sie ihm die Cola reichte, berührten sich ihre Fingerspitzen. Er konnte der Versuchung nicht länger widerstehen und zog sie in seine Arme. Das war doch richtig? In diesen Aufklärungsbüchern stand, man solle zunächst ein bisschen schmusen und küssen und nicht gleich aufs Ganze gehen. Zumindest hatte er es so verstanden. Er hoffte, dass er damit nicht falsch lag.
    Vicky bewegte sich nicht und sah ihm in die Augen. »Was genau soll das werden?«, fragte sie gelassen.
    Verunsichert ließ er sie los. »Ich mag dich sehr, Vicky.«
    »Nett, dass du das sagst. Wie geht’s dir so?«
    Darüber wollte er nun wirklich nicht reden. Er schob seine Finger in ihre und beugte sich vor, um sie zu küssen. Die Berührung war federleicht und elektrisierte ihn dennoch. Marc wusste nicht, wie viele Männer sie bereits geküsst hatten, und war sich auch nicht sicher, wann genau seine Zunge zum Einsatz kommen sollte. Die verwirrenden Gedanken störten ihn und so schob er sie

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