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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Josh mitunter auch fürchterlich über seine Schwestern beklagt hatte – im Endeffekt hatte er nichts auf sie kommen lassen. Insbesondere nicht auf Angelina.
    Es war sicherlich töricht von ihm, sie auch deshalb am Telefon so dermaßen anzublaffen. Sie hatte Haltung bewahrt, aber er konnte sich vorstellen, dass sie im Anschluss in Tränen ausgebrochen war. Kurz darauf hatte es an der Wohnungstür geklopft. Er war überrascht, Angelina vor sich zu sehen. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. Alle Achtung, so viel Mumm hatte er ihr nicht zugetraut. Nun ja, sie war eben eine echte Tanner. Und sie nahm ihm den Wind aus den Segeln, indem sie sofort zugab, falsch gehandelt zu haben. »Deine Mutter hat mir versichert, dass alles mit dir abgesprochen ist. Sie hätte nur dein schriftliches Einverständnis zu Hause vergessen. Gleichzeitig forderte sie mich auf, dich in ihrem Beisein anzurufen. Da kam ich mir blöd vor und habe es natürlich nicht gemacht. Was schlägst du also vor, Marc?«
    Er räusperte sich, nicht nur, um ein Argument zu finden, sondern auch, weil ihm seine Heftigkeit längst leidtat. Ihre langen Wimpern glänzten feucht. Immerhin wusste er nur zu gut, wie manipulativ seine Mutter war. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie Angelina gegenüber auch Tränen zum Einsatz gebracht hatte. Diese Kunst beherrschte sie schließlich bis zur Perfektion. »Vielleicht sollte ich sagen, du hörst von meinem Anwalt«, antwortete er schon wesentlich sachlicher als während des Telefonates.
    Sie schluckte und nickte wortlos.
    »Aber …« Er brach ab. Marc hatte keinen Nerv für einen kräftezehrenden, kostspieligen Rechtsstreit. Er würde selbst bald vor Gericht stehen. Eine Faust umklammerte seine Eingeweide. Alles hatte sich geändert, er hatte sich verändert. Das Apartment war nicht mehr wichtig. Dennoch ging er nicht so weit, vor ihr zu Kreuze zu kriechen oder, noch schöner, sich zu entschuldigen.
    Angelina nickte und verstand. Dann gab sie ihm die Hand. »Danke«, sagte sie.
    Mehr nicht – und rauschte davon. Touché.
    Während Angie eine Diva war, traf auf Vicky eher die Bezeichnung Biest zu. Wo sie aufkreuzte, war stets etwas los gewesen. Vicky war der Exot unter den Einwohnern von St. Elwine. Eine Künstlerin durch und durch – kreativ vom Scheitel bis zur Sohle. Sie fiel auf, sie war schrill, ausgeflippt, anders. Bereits als Teenager entwarf sie ihre Klamotten, trug gewagte Outfits und Frisuren und schminkte sich recht originell. Sie machte jeden Blödsinn mit und berichtete ihnen die haarsträubendsten Abenteuer, wenn sie die Sommerferien in St. Elwine verbrachte. Vicky verkörperte alles, wonach Marc strebte: Unabhängigkeit, Freiheit, Abenteuerlust, Unangepasstheit. Und sie war sexy mit ihren verdammt langen Beinen. Mit sechzehn hatte er davon geträumt, dass sie eben diese Beine um seine Hüften klammerte. Sie war genau sein Typ und die verruchte Mischung aus echter Schönheit, Kreativität und Intelligenz ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Irgendwann hatte er ein Foto der amazonenhaften Rebellin aus Tanner House gemopst und es ganz unten in seinem Nachtschrank aufbewahrt. Beinahe jeden Abend hatte er es, im Bett liegend, herausgekramt, gegen seine aufgestellten Schenkel gelehnt und betrachtet. Bis seine Hände in seinen Hosenbund gehuscht waren. Bei dieser Erinnerung setzte er ein schiefes Lächeln auf und begann, seine Sachen in den alten Schränken von Doc Svenson zu verstauen. Er sah Vicky vor seinem geistigen Auge. Sie rannte auf Josh und ihn zu. Es war der erste Ferientag und sie war gerade angekommen. Ihr knapper Bikini offenbarte mehr, als er verhüllte. Heiliger Bimbam. Sie war neunzehn, was machte das schon? Ihn störten drei Jahre Altersunterschied keineswegs. Am liebsten hätte er sofort nach ihren Brüsten gegrapscht, aber das gehörte sich nicht und außerdem hätte er für Josh kaum eine passende Ausrede gehabt. Dennoch, er liebte Brüste und diese da ganz besonders.
    »Hallo Kleiner«, sagte sie und Josh breitete die Arme aus.
    »Endlich bist du da, jetzt kann der Spaß beginnen. Du glaubst nicht, wie öde die letzten Wochen waren.«
    »Sag bloß. Hallo Marc.« Sie küsste ihn auf die Wange. Es war der gleiche geschwisterliche Kuss, den sie auch Josh gegeben hatte, doch er schwankte beinahe. »Ich fotografiere jetzt.« Sie nahm ihren kleinen Bastkorb, den sie bei der stürmischen Begrüßung im weichen Sand fallen gelassen hatte, und holte eine Kamera heraus.
    »Die

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