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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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genauer an. »Ist das Blut an deinem Handgelenk?« Er hatte keineswegs vergessen, was damals geschehen war und bemühte sich, die aufsteigende Panik niederzukämpfen.
    »Ach das … Ich bin beim Rasieren abgerutscht.«
    »Du rasierst dir die Beine? Muss ja eine merkwürdige Technik sein. Welch ein Glück, dass ich nicht so ungeschickt bin, wenn ich meinen …«
    »Sprich nicht so in diesem Haus«, wies seine Mutter ihn zurecht.
    Natürlich, wie konnte er nur.
     
    »Hast du es dir überlegt?«, fragte Flo nach dem Mittagessen.
    »Was soll ich da?«, wollte Marc wissen.
    »Nun, du könntest dich mit Peter Tanner unterhalten. Ihr habt doch mal eng zusammengearbeitet oder nicht?«
    Das war lange her.  Aber es stimmte und zeitweise war Peter sogar sein Ersatzvater gewesen.
    Sie fuhren gemeinsam nach Tanner House.
    »Bin gespannt, wie es da aussieht. Ich war zwar schon mal dort, bin aber nie im Schloss gewesen.«
    Er stieß einen belustigten Laut aus. Das Hausmädchen erkannte Marc und begrüßte ihn freundlich. Flo warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Ich gehöre fast zur Familie«, erklärte er.
    Floriane nickte.
    Victoria kam die Treppe herunter. Sie zögerte kurz, als sie Marc wahrnahm. »Hallo, schön, dass ihr da seid.« Sie warf ihm einen so intensiven Blick zu, als wollte sie bis in den Grund seiner Seele schauen. Seine Augen verrieten ihn. Sie wusste, dass er ein gebrochener Mann war. Ihre Hand, die seine Taille berührte, bewies ihm ihre Gedanken. Ihr eigener Kummer und sein Anblick drohten, sie zu überwältigen. Fast schüchtern gab er ihr die Hand. Nichts erinnerte mehr an den Marc, den sie kannte.
    Peter und Olivia begrüßten ihn herzlich. Vicky zog Flo mit sich ins obere Stockwerk. »Ich habe gute Neuigkeiten.«
     
    *
     
    Flo sah ihre neue Geschäftspartnerin gespannt an.
    »Ich kenne jemanden, der im Verlag jemanden kennt … lange Rede, kurzer Sinn: Sie wollen das Buch machen.«
    Flo klatschte in die Hände.
    »Bei Vertragsunterzeichnung gibt es einen Vorschuss – nicht so wahnsinnig hoch, aber immerhin. Außerdem habe ich noch etwas angeleiert. Du könntest in einer Frauenzeitschrift die Gartenkolumne schreiben. Natürlich nur, wenn du willst.«
    Flo war wie vom Donner gerührt. Sie glaubte noch gar nicht, was sie da hörte.
    »Diese Kolumnen werden ganz gut bezahlt und du hättest ein regelmäßiges Zubrot.« Victoria wusste inzwischen, wie es finanziell um sie stand.
    Als sie Vicky ihre missliche Lage von einem fehlenden Computer erklärte, befürchtete sie schon, dass dies das Ende ihrer Zusammenarbeit war. Aber Victoria Tanner wusste Rat. Sie schenkte ihr ihren Laptop – einfach so. Floriane war dabei, abzulehnen, aber davon wollte Vicky nichts wissen. Ich arbeite bereits seit Monaten mit Jaques’ PC. Vielleicht bringt es mir Glück. Meinen brauche ich daher nicht mehr. Bitte nimm ihn!«
    Vor lauter Freude konnte Flo kaum noch an sich halten.
    »In meinem Schreibtisch ist noch das Kabel dazu.« Vicky deutete an, dass sich Flo bedienen sollte. Im Schubfach stand ein Karton mit unzähligen Fotos. Er war mit »Jugendsünden« beschriftet. Flo sprach das Wort laut aus.
    Victoria hob den Kopf. »Ach ja, die sollte ich längst weggeworfen haben. Aber man hängt irgendwie an solchem Quatsch. Es sind schöne Erinnerungen.«
    Flo lächelte verstehend.
    Vicky trat näher und hob den Karton heraus. »Kennst du die?« Sie reichte ihr ein Foto. Victoria Tanner mit geblümter Sonnenbrille im Elton John Look. Vicky fischte einen weiteren Schnappschuss heraus. Marc, Josh, sie und ein dicker Teenager. Flo erkannte Michael Mooney, den Autohausbesitzer. Dann entdeckte sie die Tanner-Schwestern. Angelina in dieser albernen Ami-Schulabschlussrobe, Josh in einem Cabrio mit frechem Grinsen im Gesicht. Und einen sehr jungen, nackten Marc. Flo blinzelte und schürzte die Lippen. »War interessant, eure Teenagerzeit.«
    »Herrlich, diese Sommer.«
    »Das sieht man.« Sie legte das Foto zurück.
     
    *
     
    Bevor es dunkel wurde, machten sie sich auf den Rückweg. Marc hing seinen Gedanken nach. »Dann war das also dein Mann am Telefon?« Er zwang sich, nicht allzu neugierig zu klingen. Wieso war er ausgerechnet jetzt darauf gekommen?
    »Hast du doch aus der Klinik angerufen?«, fragte sie, statt ihm zu antworten.
    Er nickte.
    »Exmann«, stellte sie klar.
    »Kevin scheint es anders zu sehen.« Er beobachtete sie von der Seite.
    »Natürlich. Er ist ein Kind. Jedes Kind wünscht sich, dass seine Eltern wieder

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