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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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zusammenkommen.«
    Stimmt, er wusste das nur allzu gut. Und was wollte dein Exmann von dir?, hätte er am liebsten gefragt. »Setz mich hier ab«, bat er stattdessen.
    »Mitten in der Stadt?«
    Sie tat gut daran, ihm den Gefallen zu tun, aber durch ihre Gedanken jagten tausend Fragen. Er konnte in ihrem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch.
    Sie trat abrupt auf die Bremse.
    »Das sollten wir noch mal üben, Herzchen.«
    »Blödmann.«
    Es war immer noch lausig kalt, obwohl der Wind nachgelassen hatte. Ziellos ging er die Straße entlang. Sein Gangbild war noch lange nicht optimal. Er hinkte und hatte das Gefühl, dass alle ihn anstarrten. Scheiße. Irgendwann bog er in eine Seitenstraße ab und begriff, dass er vor Scott Petersons Wohnung stand. Wann hatte er sich dessen Adresse eingeprägt? Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er sie kannte.
    Falls der junge Mann erstaunt war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. »Ich bin froh, dass es Ihnen besser geht, Mr. Cumberland.«
    »Wir sollten zum Du übergehen, bei dem, was uns verbindet«, warf Marc ein. »Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich möchte gern mehr über deine Frau erfahren.«
    Scotts Schultern sackten nach vorn. »Tja …«
    Marc bewegte sich langsam und hing seine Jacke auf. Scott bedeutete, ihm zu folgen. Sie betraten ein spärlich möbliertes Wohnzimmer. An der Wand über dem Sideboard hingen ein paar Schnappschüsse. Marc blieb stehen und betrachtete sie aufmerksam. Scott stellte sich neben ihn. Das ist sie, formten seine Lippen lautlos. Sie war jung, mit alten Augen, hatte rotblondes Haar und eine eher gedrungene Figur. Auf zwei der Fotos trug sie ihr Haar schulterlang. Ein drittes zeigte sie fast kahl, mit einer Brille. »Sie fiel gern von einem Extrem ins andere«, kommentierte Scott. Ein weiteres Foto zeigte sie als frischgebackene Mutter mit einem Säugling auf dem Arm. Da strahlte sie in die Kamera. Ihr Ehemann stand beschützend hinter den beiden und zog ein eher finsteres Gesicht. Müsste er nicht ebenfalls stolz lächeln?
    Scott bot ihm ein Bier an. »Gern.« Er schwieg kurz. »Hatte sie …«
    »Ihr Name war Liza«, unterbrach Peterson ihn nicht unfreundlich.
    »Natürlich. Hatte Liza einen Job?«
    »Ja. Sie arbeitete Teilzeit im Teeladen am Marktplatz.
     
    Marc stand wieder auf der Straße und hatte einiges über Liza Peterson erfahren. Aber es ging ihm schlecht. Hatte er wirklich geglaubt, wenn er sich mehr mit dieser Frau auseinandersetzte, würde ihm die Absolution zuteilwerden? Lächerlich.
    Er wollte noch nicht nach Hause gehen, aber draußen war es zu ungemütlich. In einer der Hotelbars würde es sicher ein nettes Plätzchen für ihn geben.
    Der erste Whisky brannte ihm nach so langer Abstinenz ungewohnt in der Kehle, aber er wärmte gut durch. Ein angenehmes Gefühl. Da die Barhocker für ihn nicht das Richtige waren, saß Marc an einem der Tische. Der Barkeeper brachte Nachschub und führte ein kleines Schwätzchen mit ihm. Nach dem dritten Drink ging es ihm schon viel besser. Der Schmerz in seinem Bein war wie weggeblasen. Das musste er sich merken.
    Marc erhob sich, aber sein Bein wollte ihm nicht gehorchen. Er knickte ein und landete unsanft auf dem Stuhl. Der Raum drehte sich, aber wenigstens war es schön warm hier.
    »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen, Sir?«
    »Gute Idee.«
    »Ihre Adresse?«
    Lincoln Street – aber die Nummer? Nebel, nichts als Nebel.
    »Welches Haus ist es denn?«
    Ene, mene muh – ätsch. »Doc Svenson«, nuschelte er.
    Das Taxi fuhr davon.
    Hilfe, wie der Weg schwankte. Schlüssel passt nicht, Mist. Von der Veranda aus – hinten …
    »Von hinten ist gut.« Er kicherte. »Ja, Mom, man kann es auch von hinten treiben. Auch wenn du das nicht hören willst.«
    Die Tür war verschlossen, aber oben brannte noch Licht. Sollte er klopfen? Lieber nicht. »Du störst, Junge. Sei schön leise! Kinder müssen ruhig sein«, äffte er Megan nach.
    Plötzlich verlor er den Halt. Sein Fuß rutschte ab. Einige Herzschläge lang war ihm, als hätte er keinen festen Boden unter den Füßen. Da war auch nichts, woran er sich halten konnte. Seine Hände griffen ins Leere. Er krachte ungebremst auf die Holzdielen. Ein jäher Schmerz presste die Luft aus seinen Lungen.
     
    *
     
    Scott deckte für sich und Naomi den Tisch. Aurelia Hart hatte ihm gestern einen Korb mit Obst vorbeigebracht. Er hatte es kleingeschnippelt, Kompott gekocht und vom Rest Obstsalat gemacht. »Kommst du zurecht?« , hatte die

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