Zivilcourage - Keine Frage
eine plötzliche Gewaltsituation vorzubereiten. Um Kampfsport in seiner ganzen Komplexität zu erlernen, braucht es viele Jahre – mit einem Wochenendkurs ist Ihnen wenig geholfen. Im schlimmsten Fall überschätzen Sie sich und begeben sich dadurch in Gefahr. Trainings, die Sie für eine Notsituation fit machen, sollten stattdessen möglichst mental stärkende und kommunikative Einheiten integrieren. Hier spielen Sie ganz unterschiedliche Gefahrensituationen gedanklich durch. Das bereitet Sie darauf vor, in den unterschiedlichsten Situationen angemessen und richtig zu reagieren.
Haben Sie einen Kurs im Auge, fragen Sie nach, was im Training passieren wird. Wir haben eine Checkliste zusammengestellt, die Ihnen hilft, sich für den richtigen Kurs zu entscheiden. Ist der Kurs so aufgebaut, dass …
… Sie ein Probetraining mitmachen können?
… Sie den Kurs durch persönliche Fragen und Erlebnisse mitgestalten dürfen?
… situationsbezogen gearbeitet wird? Sind also Rollenspiele in das Training integriert, in denen Sie Notsituationen proben?
… genug Raum für mentales Training, Kommunikationsstrategien und Entspannungsübungen vorhanden ist?
… nach einer gewissen Zeit ein Auffrischungstraining möglich ist?
… der Trainer viele eigene Erfahrungen einbringt? Welche Qualifikation hat er?
Exemplarisch für die unzähligen Kurse sei hier das Züricher Zivilcourage-Training genannt. Entwickelt wurde es von den Mitarbeitern des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie der Universität Zürich. Das Training soll die Sensibilität für Situationen verbessern, die Zivilcourage erfordern. Hierbei geht es den Trainern nicht darum, die Kursteilnehmer zu Heldentaten zu animieren, sondern diese sollen sich zukünftig trauen, auch in ganz alltäglichen Situationen einzugreifen: Wenn über die Kollegin gelästert wird, wenn fremdenfeindliche Stammtischparolen gedroschen werden, wenn ein behinderter Mann beleidigt wird. Jeder Helfer sollte sich dabei realistische Ziele setzen und durchführbare Strategien überlegen. Die sehen für jeden Einzelnen anders aus: In einer Mobbing-Situation können Sie auf die betroffene Person zugehen und Mitgefühl signalisieren. Sie können aber auch den Mobber und die Mitläufer auf deren Verhalten ansprechen. Oder Sie machen im Team deutlich, dass Sie da nicht mitmachen. Im Zürcher Zivilcourage-Training können Sie …
… Ihre bisherige persönliche Zivilcourage reflektieren.
… theoretische Hintergründe zu Gewalt und Rassismus erfahren.
… Handlungsmöglichkeiten für kritische Situationen erarbeiten.
… in Rollenspielen und mentalen Simulationsübungen zivilcouragiertes Verhalten trainieren.
… individuelle Verhaltenspläne für zukünftige Situationen erstellen.
Sechs Regeln für mehr Sicherheit im Alltag
1. Gefahrlos handeln: Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.
Versuchen Sie, die Situation zu überblicken und einzuschätzen: Welche Gefahr droht? Wie viele Täter sind involviert? Könnte es sein, dass sie Waffen dabei haben oder alkoholisiert sind?
2. Mithilfe einfordern: Ich spreche andere Menschen an und bitte sie, direkt mit anzupacken.
Nur so geht es. Denn wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass vor allem in großen Gruppen keiner Verantwortung übernehmen will. Jeder glaubt, der andere wird schon helfen. Sprechen Sie deshalb Passanten und Umstehende konkret an. » Sie dort in dem grünen Mantel, können Sie mir bitte helfen? « Wer direkt angesprochen ist, kann sich weniger leicht aus der Affäre ziehen.
3. Genau hinsehen: Ich beobachte und präge mir ein, wie der Täter aussieht.
Alter, Größe, Statur, Herkunft – all das sind wichtige Tätermerkmale, die zu einer Festnahme beitragen können. Was hat er an, wie klingt seine Stimme? Hat er irgendwelche auffälligen Charakteristika: Narben, Tätowierungen? Trägt er Zopf oder hat er eine Glatze?
4. Hilfe holen: Ich setze einen Notruf ab.
Sie erreichen die Polizei unter 110 , den Rettungsdienst unter 112 . Versuchen Sie, kurz vorher im Kopf noch einmal die sieben Ws zu wiederholen: Wo? Wann? Was? Wie viele (Verletzte)? Welche (Verletzungen)? Wer meldet? Warten auf Rückfragen.
5. Opfer versorgen: Ich erkenne, wer das Opfer ist und kümmere mich.
Spätestens wenn der Täter geflüchtet ist, sollten Sie sich um das Opfer kümmern: Braucht es medizinische Versorgung? Muss ich sofort Erste Hilfe leisten? Wenn Sie sich das nicht zutrauen, fragen Sie laut in die Runde, ob sich zufällig ein
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