Zivilcourage - Keine Frage
Sie in einer einsamen Gegend unterwegs sind und der Angreifer Ihnen läuferisch überlegen ist. Für diese Situation müssen Sie Alternativen parat haben. Achten Sie auf eine selbstbewusste Körpersprache. Bleiben Sie stehen, und signalisieren Sie laut und klar, dass Sie nicht zulassen werden, dass man Ihnen etwas tut. Eine weitere Variante, um die Situation zu deeskalieren: Entfernen Sie sich mit festem Schritt und aufrechtem Gang vom Tatort. Halten Sie Blickkontakt zu dem Täter, damit Ihnen kein Angriff von hinten droht. Zivilcourage-Trainings bieten die Möglichkeit, solche Situationen durchzuspielen und sich Strategien für den Ernstfall zu erarbeiten.
Wichtig außerdem: Sollte ein Täter Sie berauben wollen, geben Sie ihm alles, was er haben will: Schuhe, Handy, Portemonnaie – am besten sofort und ohne jegliche Diskussion. Es sind schon Menschen für ein paar Euro getötet worden, die sie nicht abgeben wollten.
Richtiges Verhalten im Ernstfall
Werden wir angegriffen, reagieren wir mit großer Angst. Angst ist ein lebensnotwendiger Schutzmechanismus. Er sorgt dafür, dass der Körper in einer Gefahrensituation optimal reagiert. Unser Körper schüttet Stresshormone aus: Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol durchfluten uns. Wir bekommen eine Art Tunnelblick, das Herz rast, die Atmung geht schneller, sauerstoffreiches Blut durchströmt die Muskeln. Eigentlich stehen alle Zeichen auf Flucht. Ist die Angst allerdings besonders intensiv und bedrohlich, kann sie auch eine sogenannte paradoxe Reaktion hervorrufen. Statt zu rennen, bewegt sich das Opfer keinen Schritt mehr und zeigt Reaktionen, die es in eine noch viel größere Gefahr bringen: 28 Es lächelt den Täter an, um sympathisch zu wirken und so den Angriff doch noch abzuwenden. Es schaut nach unten, um durch den ausbleibenden Blickkontakt so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Es berührt den Täter, um ihn durch den Körperkontakt nachsichtig zu stimmen.
Vertraulichkeiten stacheln den Täter jedoch an. Auch er steht unter extremem Stress. Kommen Sie ihm zu nahe, kann die ohnehin schon gefährliche Situation eskalieren. Lassen Sie sich auf keine Diskussion mit ihm ein, lächeln oder berühren Sie ihn nicht. Der vermeintlich vertrauliche Kontakt könnte zudem umstehende Zuschauer davon abhalten, Ihnen zu helfen. Sie glauben möglicherweise, dass es sich lediglich um einen Streit unter Freunden handelt und gehen einfach weiter. Vermeiden Sie Drohgebärden oder den (sinnbildlich) erhobenen Zeigefinger. Mit dieser Geste der Dominanz signalisieren Sie dem Angreifer: Ich stehe über dir, ich bin etwas Besseres als du. Damit fühlt sich der Täter entwertet und reagiert noch aggressiver.
Passende Worte bei Randale
Sie stören sich daran, dass jemand zu laut Musik hört, dass er in der U-Bahn raucht oder im Eingang eines öffentlichen Gebäudes ausspuckt? Wollen Sie reagieren, ohne dass die Situation eskaliert, sollten Sie versuchen, mit dem Rowdy eine gemeinsame Sprache zu finden. Überlegen Sie sich einen überraschenden Spruch. In vielen Präventionskursen gibt es ein Modul, bei dem Sie für die verschiedensten Situationen Ideen sammeln können – um im Notfall schlagfertig reagieren zu können.
Ein älterer Herr spricht in einer U-Bahn eine Gruppe offensichtlich rechts Gesinnter an, die wild randalieren. Er sagt den Männern, dass ihr Gruppenführer es bestimmt nicht gern sähe, wenn sie deutsche Wertarbeit zerstörten. Danach war Ruhe.
Als zivilcouragierter Mensch sollten Sie Ihre Möglichkeiten jedoch nicht überschätzen. Anders als Erwachsene respektieren viele Jugendliche andere, vor allem ältere Menschen oder Amtspersonen kaum mehr. Normen und Grenzen, die vor Jahren noch galten, werden heute nicht mehr eingehalten. Gerade junge Leute fühlen sich durch Ermahnungen und gut gemeinte Ratschläge provoziert. Schnell entsteht aus einem Wortwechsel ein Streit und aus einem Streit eine Schlägerei. Überlegen Sie vorher, ob Sie in dieser Konstellation eine Chance haben.
Mach dich bemerkbar!
Ein Mann folgt einer Frau, er redet auf sie ein. Die Frau geht weiter, beachtet den Mann nicht. Er läuft ihr dennoch hinterher. Streitet sich hier ein Paar? Diskutieren zwei Arbeitskollegen? Oder ist der Mann ein Fremder, der der Frau bedrohlich nahe kommt? Wer eine solche Szene beobachtet und überlegt einzugreifen, muss sich schnell eine Menge Fragen beantworten: Was passiert hier wirklich? Ist meine Hilfe gefragt, oder störe ich möglicherweise
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