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Zivilcourage - Keine Frage

Titel: Zivilcourage - Keine Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Wagner , Constanze Loeffler
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vorbereitet. Das Ziel der Box-Selbsterfahrung: ein Schulabschluss oder eine Lehrstelle. Wer die Auflagen nicht erfüllt, wandert in den Knast.
    Boxen im Ring, Bäume fällen im Wald, Kanu fahren auf dem Fluss, über seine Gefühle reden auf dem » heißen Stuhl « : Wozu das alles? Bisher bestand der Alltag der jugendlichen Straftäter vor allem aus Gewalt und Drogen. Nun sind sie Teil des Work-and-Box-Projekts in Taufkirchen bei München. Hier sollen sie boxen lernen und im besten Fall ein neues Leben beginnen. Es geht um Selbstbewusstsein, Verantwortung, Reibung. » Sie kommen mit ihren Gefühlen in Berührung und müssen sich ihren Platz in der Gesellschaft erkämpfen « , sagt Werner Makella, der das Projekt leitet. Als systemischer Familientherapeut bringt er einen großen Erfahrungsschatz mit, von dem die Jungs profitieren können.
    Handys abziehen, Gras rauchen, sich prügeln, Graffiti sprayen oder Autos demolieren – gegen gesellschaftliche Normen zu verstoßen und sich so den Extra-Kick zu holen, das gehört für viele Jugendliche zum Erwachsenwerden – vor allem für die Jungs. Fast jeder junge Mann begeht in seinem Leben mindestens eine kriminelle Tat, belegt die Forschung. Die meisten werden nicht erwischt. Gut so, denn zum überwiegenden Teil sind die kriminellen Hobbys eine vorübergehende Sache. Je älter die Jugendlichen werden, je mehr sich ihre Persönlichkeit ausbildet, desto seltener sind Delikte. Nur zwei bis zehn Prozent schlagen eine kriminelle Karriere ein: Sie begehen auch über das » Rüpelalter « hinaus Straftaten – aus halbstarken Großmäulern werden chronische Delinquenten.
    Diese kleine Gruppe immer wieder auffällig werdender Jugendlicher schockiert Politiker, Fachleute und Bürger gleichermaßen. Die Jugendlichen treten brutal zu, benutzen Messer und töten aus nichtigem Anlass. Viele Menschen fragen sich, warum die Zwischenfälle der um sich schlagenden Kids immer brutaler werden. » Anders als früher steht bei ihnen kein materieller Vorteil im Vordergrund, sondern die Gewalttaten an sich « , sagt Christoph Ahlhaus, Ex-Innensenator und heutiger Bürgermeister Hamburgs. Als Auslöser für ihre Taten führen die Angreifer selbst Nichtigkeiten und Banalitäten an. » Der hat mich komisch angeguckt. « Gewalt wird um ihrer selbst willen verübt; sie dient zunehmend der eigenen Unterhaltung und als Zeitvertreib.
    Im September 2009 kommt Dominik Brunner auf dem S-Bahnsteig zu Tode, weil er sich schützend vor vier Kinder stellt. Markus S. und Sebastian L. schlagen und treten auf den Manager auch noch ein, als dieser längst verletzt am Boden liegt. Innerhalb weniger Minuten werden aus den chillenden, alkoholisierten Jugendlichen Menschen, die einen anderen zu Tode geprügelt haben.
    Zwar sanken die Zahlen für Gewaltkriminalität in den vergangenen Jahren. Ob die erfolgten Überfälle jedoch heftiger sind als noch vor wenigen Jahren, ist wissenschaftlich nicht belegt. Es fehlt an Methoden, um das nachzuweisen. Kriminologen können daher nicht sagen, ob sich hinter den brutalen Überfällen der vergangenen Monate – wie häufig vermutet – tatsächlich ein neuer Trend verbirgt.
    Egal, ob Trend oder nicht: Berichte über Gewalttaten verunsichern die Bevölkerung. Die Jugendgewalt gilt als Indiz für die Entwicklung von Werten und Normen in unserer Gesellschaft. » Anders als bei Sachschäden oder Eigentumsdelikten stören selbst erlebte oder im direkten Umfeld berichtete gewalttätige Übergriffe empfindlich das Vertrauen in die soziale Gemeinschaft « , sagt Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN).
    Deutschland ist ein sicheres Land
    Dennoch sieht der Kriminologe keinen Grund zur Sorge. Denn auch die Akzeptanz für gewalttätiges Verhalten ist in den letzten Jahren hierzulande zurückgegangen, auch bei den Jugendlichen. Die große Mehrheit der Heranwachsenden lehnt aggressive Schlägereien ab. Das macht der Forschungsbericht » Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt « aus dem Jahr 2009 deutlich. 1998 fand es noch jeder Zweite cool, sich auf dem Schulhof zu prügeln. Heute ist körperliche Gewalt nur noch bei einer sehr kleinen Gruppe von Jugendlichen angesagt. » Deutschland entwickelt sich in die richtige Richtung « , so Kriminologe Pfeiffer. In der Schule und den Familien habe es in den vergangenen Jahren einen Wertewandel gegeben. » Die Leute sind aufmerksamer geworden, sie zeigen selbst häusliche Gewalt

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