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Zivilcourage - Keine Frage

Titel: Zivilcourage - Keine Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Wagner , Constanze Loeffler
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etwas gelernt haben, zeigt der Bildungstrichter 2007 der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks: Hat der Vater studiert, wird auch sein Kind mit größerer Wahrscheinlichkeit auf das Gymnasium gehen und studieren. Kinder aus einem nicht akademischen Elternhaus besuchen hingegen sehr viel seltener eine Universität.
    Die Mutter von Markus Sch., einem der Täter vom S-Bahnhof München-Solln, glaubt, dass die Schule das Leben ihres Sohnes veränderte. Bis dahin sei alles normal gewesen, sagt sie in dem preisgekrönten Film » Tragödie von Solln « . Als er es dann als einer von zwei Schülern nicht auf eine weiterführende Schule geschafft habe, » hat das sein Selbstwertgefühl nicht gerade positiv beeinflusst. « Auf der Hauptschule fehlte Markus oft, er verließ sie ohne Abschluss; den holte er erst später nach.

    Schematische Darstellung sozialer Selektion – Bildungsbeteiligung von Kindern nach Hochschulabschluss des Vater s (aus der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes 2010) 2
    Kinder spüren Ungerechtigkeit schon früh
    Wenn Kinder von Anfang an im Hintertreffen sind, geht das nicht spurlos an ihnen vorüber. Eine bundesweite, repräsentative Befragung des Kinderhilfswerks World Vision hat im Jahr 2007 rund 1600 Kinder von acht bis elf Jahren zu ihren Nöten und Problemen befragt: 3 Kids aus sozial schwachen Elternhäusern fühlen sich schon in jungen Jahren für den Rest ihres Lebens benachteiligt. » Die schlechteren Startchancen von Kindern aus den unteren Herkunftsschichten prägen alle Lebensbereiche und wirken wie ein Teufelskreis « , sagt Klaus Hurrelmann, Sozialwissenschaftler und Leiter der Studie. Wie ein roter Faden ziehe sich die Stigmatisierung und Benachteiligung durch das Leben der Kinder.
    So rutschen viele sozial benachteiligte Kinder von einer Misere in die nächste. Aufgewachsen in einer zerbrochenen Familie, wo man statt gemeinsam zu spielen nur vor dem Fernseher hockt, wo gemeinsame Mahlzeiten eine Seltenheit sind, wo statt Fürsorge und Liebe Desinteresse und Gefühlskälte herrschen.
    Das ist fatal. Denn das menschliche Gehirn kann nur in einer Atmosphäre voller Liebe und Zuneigung optimal reifen. Wer zu Hause physische oder psychische Gewalt erlebt, ist unkonzentriert und hat ein niedriges Selbstwertgefühl. Die einen werden später psychosomatisch krank; die anderen holen sich Zuwendung und Anerkennung, indem sie mit gleichgesinnten Kumpels kriminellen Hobbys nachgehen.
    März 2009 , es ist Freitagnacht. Zwei junge Männer, 23 und 24 Jahre alt, besteigen den Bus X 69 in Richtung Berlin Müggelsee. Sie sind betrunken und haben Drogen genommen. Sie fühlen sich vom Busfahrer provoziert und beobachtet. Als er in ihre Richtung kommt, schlagen und treten die beiden plötzlich auf ihn ein. Er habe reflexartig die Gaspistole abgedrückt, wird einer der beiden Täter später zu seiner Verteidigung sagen. Der Schuss trifft den Busfahrer ins Gesicht. Er erleidet einen Schock und Verätzungen an beiden Augen, die wochenlang behandelt werden müssen.
    Hauptschule – ein eigenes Risiko für Straffälligkeit
    Diverse Studien belegen, dass es eine Reihe von Risikofaktoren gibt, die eine kriminelle Karriere wahrscheinlicher machen. Dazu zählen Freunde, Alkohol und Drogen, Religion und auch die Schulform. Die meisten jugendlichen Straftäter kommen aus Haupt- und Förderschulen. In einer Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) gab nahezu jeder fünfte Förder- oder Hauptschüler an, in dem untersuchten Jahr eine Körperverletzung begangen zu haben. Bei Gymnasiasten und Waldorfschülern war es ein Drittel davon.
    » Der Besuch einer Hauptschule verstärkt die Gefahr für Jugendgewalt « , sagt Christian Pfeiffer, der Leiter des KFN. » Seit etwa zehn Jahren treffen in den Hauptschulen zunehmend Jugendliche aus sozial belasteten Familien aufeinander. « Die Schüler würden sich mit ihren Problemen gegenseitig hochschaukeln. Gemeinsam fühlten sie sich stark und steckten sich gegenseitig zu kriminellem Handeln an. » In der Gruppe wird das eigene schlechte Gewissen unbedeutender « , so Pfeiffer. » Die Jugendlichen trauen sich plötzlich Dinge, die allein unvorstellbar wären. «
    Für viele der familiär vorbelasteten Kinder beginnt die kriminelle Karriere, wenn sie sich in der Schule nicht konzentrieren können, die Leistungen absacken, sie immer öfter schwänzen. Zwar wird nicht jeder Schulschwänzer gleich zum Kriminellen. Doch viele Gewalttäter

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