Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
meinen«, antwortete Husted. »Er war immer schon mein Favorit.«
Den Rest des Tages unterhielten wir uns über Starr, der mittlerweile nicht mehr studierte, sondern 1971 nach Santa Rosa übersiedelt war, wo er als Verkäufer arbeitete. Seine Mutter hatte im August 1975 ein Haus in der Stadt gekauft.
Noch an diesem Abend begann ich mit meinem Bericht über den heißesten Verdächtigen im Zodiac-Fall, der mir bis dahin untergekommen war.
18
Robert »Bob« Hall Starr
In den Jahren 1968 bis 1970, als diejenigen Morde verübt wurden, die definitiv Zodiac angerechnet werden konnten, war Robert »Bob« Hall Starr (Name geändert) noch Student und lebte zusammen mit seiner Mutter in deren Haus in Vallejo. Er war hochintelligent - sein IQ lag bei etwa 135. Im Jahr 1971 besaß er einen Wohnwagen in Santa Rosa. 1969 hatte er äußerlich der Beschreibung des Zodiac-Killers entsprochen. Er lebte zurückgezogen, sammelte Gewehre und ging gern auf die Jagd. Gegenüber seiner Schwägerin und seinem Bruder hatte er einmal erwähnt, dass es für einen Jäger am gefährlichsten sei, »Menschen zu jagen.«
Im November 1969 sah seine Schwägerin Sheila (Name geändert) einmal, dass er ein Blatt Papier in der Hand hielt, und fragte ihn, was das sei. Er hatte das Papier in einem Metallkasten im Zimmer seines Bruders in der North Bay aufbewahrt. Starr wollte ihr das Blatt, das voll mit seltsamen Symbolen war, nicht zeigen. »Das ist das Werk eines kranken Geistes«, sagte er. »Ich zeige es dir später.« Er tat es jedoch nie. Die Familie machte sich immer größere Sorgen um ihn. Als ihn seine Schwägerin nach dem blutigen Messer fragte, das er am Tag des Verbrechens am Lake Berryessa in seinem Wagen liegen hatte, sagte er: »Das ist Hühnerblut. Mit dem Messer schlachte ich Hühner.«
Sergeant Mulanax verdächtigte Starr bereits eines weiteren scheußlichen Verbrechens; er nahm an, dass der Mann in einer Schule, in der er einmal gearbeitet hatte, ein Kind sexuell missbraucht hatte. Das passte dazu, dass der Zodiac-Killer offensichtlich über die Abfahrtszeiten der Schulbusse und die Ferien der Schulkinder Bescheid wusste.
Menschen wie Starr, die einen unbändigen Hass auf Frauen hegen, können auf der anderen Seite einen beträchtlichen Charme ausstrahlen. Starr sprach nicht selten mit einem spöttischen Unterton und litt oft an starken Kopfschmerzen.
Husted hatte eine Theorie über den Wagen, den Zodiac bei dem Mord in Blue Rock Springs benutzt hatte. Starr war in der Woche vor Darlenes Tod in der Tankstelle gefeuert worden, wo er gearbeitet hatte. Ein Freund von Starr brachte seinen Ford in die Werkstatt bei der Tankstelle, um ihn reparieren zu lassen, und Starr konnte den Wagen benutzt haben, um den Mord zu begehen. Starr hatte mit dem Besitzer des Ford oft über den Tod und über Mord gesprochen. Im August starb Starrs Freund übrigens eines natürlichen Todes.
Anfang 1971 kam Starrs engsten Verwandten - seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Schwägerin - aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens zum ersten Mal der Verdacht, dass er möglicherweise der Zodiac-Killer sein könnte. Sie berieten sich zunächst mit Starrs Onkel und beschlossen schließlich schweren Herzens, Toschi anzurufen und ihm von ihrer Befürchtung zu erzählen. Mit den Informationen, die Starrs Verwandte ihnen hatten zukommen lassen, begannen Armstrong und Toschi mit den Vorarbeiten, die nötig waren, um einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen.
Fred Wisman vom Büro des Staatsanwalts in San Francisco rief beim Bezirksstaatsanwalt von Sonoma County an, der seinerseits Toschi und Armstrong sowie zwei Detectives aus Sonoma für die Hausdurchsuchung auswählte.
»Mein Gott«, dachte Toschi, »Starr lebt die Hälfte der Zeit bei seiner Mutter in Vallejo, er hält sich oft bei seinem Bruder und seiner Schwägerin in San Rafael auf, und er hat auch noch seinen eigenen Wohnwagen bei der Universität. Was sollen wir jetzt durchsuchen?« Die Ermittler entschieden sich schließlich für den Wohnwagen.
Starr arbeitete in einer Chemiefabrik in Petaluma, wo er einen eigenen Spind hatte. Toschi hoffte nur, dass dort drin nicht mögliches Beweismaterial versteckt war.
Freitag, 4. Juni 1971
Im Police Department San Francisco hoffte man natürlich, kurz vor dem entscheidenden Durchbruch in den Ermittlungen zu stehen. Selbst Toschis Sekretärin, die gerade das Ansuchen um den Durchsuchungsbefehl mit der Maschine tippte, blickte von der Arbeit auf und sagte: »Viel
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