Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
grausamen oder gänzlich abwesenden Vater und eine attraktive, dominante Mutter, die ihrem Sohn völlig willkürlich mit Zuneigung und Abweisung begegnet. Der Sexualsadist will sich an seiner Mutter rächen, fantasiert von ihrem Tod, hegt aber gleichzeitig eine perverse Liebe zu ihr. Sex mit anderen Frauen ist ihm unmöglich. In den meisten Fällen hat er kaum soziale oder sexuelle Kontakte und auch keinerlei Erfahrungen mit normalem Geschlechtsverkehr. Mord ist für ihn die einzige Möglichkeit einer befriedigenden sexuellen Beziehung mit einer Frau. Seine Opfer sind immer nur ein Ersatz für das eigentliche Ziel seiner Aggressionen - seine Mutter, die oft das letzte Opfer in der Serie ist.
Er hat in seiner Jugend oft Tiere gequält. Richard Trenton Chase, der »Vampir-Killer von Sacramento«, hat beispielsweise Menschenblut getrunken und Nieren und Leber von Tieren im Gefrierschrank aufbewahrt. Als Jugendlicher kann ein solcher Mensch als Ersatz für menschliche Opfer seine Haustiere erdrosseln oder vergiften.
Aus unbekannten Gründen entsteht bei solchen sadistischen Persönlichkeiten in der frühen Kindheit eine Verflechtung zwischen sexuellen und aggressiven Impulsen, die sich schließlich in Form von sexueller Grausamkeit und sadistischen Morden ausdrücken.
Der Sadist tötet, um sexuelle Befriedigung zu erlangen. Der Akt des Tötens ruft eine starke sexuelle Erregung hervor, eine Lust, die ihm als Ersatz für eine sexuelle Beziehung dient. Möglicherweise masturbiert er, wenn er an seine Verbrechen zurückdenkt.
Der Sexualsadist schreibt oft höhnische Briefe an die Polizei, macht dabei absichtliche Rechtschreibfehler und weicht unter Stress stark von seiner üblichen Handschrift ab. Das Vergnügen, das es ihm bereitet, die Polizei zu provozieren und zu verhöhnen, kann irgendwann zum stärksten Motiv für seine Taten werden, und obwohl er sich sehr bemüht, ganz normal zu wirken, macht er sich oft durch ein bestimmtes Verhalten verdächtig.
Der Sadist hat einen starken Drang zur Selbstverstümmelung. Als Kind kann er sich im Spiel selbst exekutieren und schließlich tatsächlich zum Selbstmörder werden.
Er kann eine Faszination für die Polizei und Polizisten entwickeln und so tun, als wäre er selbst einer. Er sammelt oft Waffen und Folterwerkzeuge und lernt, sehr geschickt damit umzugehen.
Der Sexualsadist strebt die Entmenschlichung seiner Opfer an; er will sie zu Objekten degradieren, die sich ihm nicht entziehen können und über die er absolute Macht hat. Er ist unheilbar, verspürt keine Reue angesichts der Grausamkeiten, die er anderen zufügt, und wird seine Verbrechen höchstwahrscheinlich wiederholen.
Er sucht sich Opfer mit ganz bestimmten Merkmalen aus, wie etwa Studentinnen oder Anhalterinnen. Der Sadist kann seine Verbrechen in allen Einzelheiten beschreiben. Wenn er als Mörder in einem einzigen Fall überführt wird, bereitet es ihm geradezu Vergnügen, alle anderen Verbrechen zu gestehen, um die Polizei zu schockieren.
Der Sadist kann durchaus intelligent genug sein, um seine seelische Störung vor seiner Umgebung verborgen zu halten.
»Warum gibt es gerade heute so viele davon?«, wollte ich wissen.
»Eine mögliche Erklärung ist, dass diese Leute dadurch auffielen, dass sie zum Beispiel Tiere quälten und zerstückelten und die einzelnen Körperteile in den Kühlschrank steckten«, antwortete Lunde, »und unter den früheren Gesetzen reichte so etwas aus, um in eine psychiatrische Klinik zu kommen - aber heute ist das anders.
Ich schätze, früher wurden gar nicht so wenige Leute lebenslang weggesperrt, die sich vielleicht auch zu Serienmördern entwickelt hätten. Aber heute leben wir in einer Zeit, wo man niemanden für länger als neunzig Tage gegen seinen Willen in eine Nervenklinik stecken kann. Bis 1969 war es möglich, dass jemand auch ohne gewichtige Gründe für den Rest seines Lebens in eine Anstalt wandern konnte. Aber das hat sich mittlerweile ins Gegenteil verkehrt; heute muss man schon handfeste Beweise vorlegen können, dass der Betreffende entweder akut selbstmordgefährdet ist oder eine Gefahr für andere darstellt.«
»Wie oft«, fragte ich, »haben Sie selbst einen solchen Sadisten gesehen? Mit wie vielen haben Sie gesprochen?«
»Mit einem Dutzend«, antwortete Lunde. »Das ist eine ganz schöne Anzahl - aber nichts im Vergleich zu den tausenden von paranoiden Schizophrenen. Es ist irgendwie fast unheimlich, wie ähnlich sich diese Sadisten
Weitere Kostenlose Bücher